„Vergiss nicht deinen Namen“ und „Blitzscheidung“ in „kreuz und quer“ – am 7. Mai ab 22.30 Uhr in ORF 2

Wien (OTS) – Die traumatische Erfahrung hat sein ganzes Leben geprägt: Als fünfjähriger Bub wird der in Wien geborene Robert Perels mit seiner Mutter in einem Eisenbahntransport Richtung KZ Auschwitz gebracht. Bei einem kurzen Halt entschließt sich die Mutter spontan, den Fünfjährigen im letzten Augenblick aus dem Zug zu werfen. Ihrem Sohn Robert hat sie damit das Leben gerettet. Sie selbst wird wenige Tage später in der Gaskammer von Auschwitz ermordet. In Andrea Eckerts „kreuz und quer“-Film „Vergiss nicht deinen Namen“ schildert Robert Perels am Dienstag, dem 7. Mai 2019, um 22.30 Uhr in ORF 2 seine dramatische Geschichte und spricht darüber, wie er den Verlust seiner Mutter bewältigt hat, was er unter Heimat versteht und wie er als Vollwaise an der Hoffnung auf Zukunft festhalten konnte.

Eine langjährige Tradition erlaubte es muslimischen indischen Männern, sich binnen weniger Sekunden rechtsgültig von ihren Ehefrauen zu trennen. Sie mussten nur das Wort „Talaq“ – „Scheidung“ – dreimal nacheinander aussprechen, und die Ehe war geschieden. Im Jahr 2016 begannen muslimische Frauenrechtsaktivistinnen eine Kampagne, um ein Verbot der Blitzscheidung zu erreichen. Die iranisch-kanadische Filmemacherin Shazia Javed zeigt in ihrem Dokumentarfilm „Blitzscheidung“ um 22.55 Uhr den Kampf der indischen Musliminnen für ein Verbot dieser frauenverachtenden Praxis.

„Vergiss nicht deinen Namen“ – Ein Film von Andrea Eckert

Man kann sich nicht vorstellen, was es heißt, mit einem kleinen Kind ohne Geld und ohne Papiere als Jüdin vor den Nationalsozialisten zu fliehen. Wenn Robert Perels davon erzählt, ist es, als wäre man dabei gewesen. 1939 flieht die Mutter mit ihrem Sohn aus Wien. In Frankreich werden sie aufgegriffen und in das berüchtigte Sammellager Drancy gebracht. Von dort gehen die Züge nach Auschwitz. Bei einem Halt auf freier Strecke gelingt es Roberts Mutter, den Stacheldraht von einer Oberlichte zu entfernen. Ihrer plötzlichen Eingebung folgend wirft die Mutter den fünfjährigen Robert aus dem Fenster. Sie weiß, dass sie ihren Sohn nie mehr wiedersehen wird, aber sie weiß auch, dass es seine einzige Überlebenschance ist. Sekunden später setzt der Zug die Fahrt in den Tod fort. Roberts Mutter wird sofort nach ihrer Ankunft in Auschwitz ermordet.

Der fünfjährige Robert verbringt Jahre auf der Flucht, allein, ohne irgendeinen Menschen. Immer wieder sucht das Kind nach einem Grund, warum ihn seine Mutter aus dem Zug geworfen haben könnte. Es kommt zu der Überzeugung, sie habe ihn mit ihrer Tat bestrafen wollen, weil er „schlimm“ gewesen war. Diese Vorstellung lastet wie ein Alptraum auf ihm und lässt ihn verzweifeln. Erst eine Nonne in einem Schweizer Kinderheim erklärt Robert, der jede Nacht weinend im Schlafsaal liegt, dass seine Mutter ihn aus dem Zug geworfen hat, um ihn zu retten. Auf die Frage, wann sie denn kommen wird, ihn abzuholen, antwortet die Nonne hilflos: „Bald kommt sie zu Dir. Wenn der Krieg vorbei ist.“

„Blitzscheidung“ – Ein Film von Shazia Javed (deutschsprachige ORF-Bearbeitung: Rosemarie Pagani-Trautner)

Lubna Choudhary, die Hauptprotagonistin dieses Dokumentarfilms, ist selbst ein Opfer der Blitzscheidung. Nach einem Streit hatte ihr Ehemann dreimal das gefürchtete Wort „Talaq“ ausgesprochen, und sie war geschieden. Ohne Arbeit und ohne Wohnung fand sie gemeinsam mit ihrem Sohn Unterkunft bei ihrer Mutter. Tief verletzt begann sie sich nach einiger Zeit für die Schicksale anderer, ebenfalls von dieser muslimischen Scheidungspraxis betroffenen Inderinnen zu interessieren und schloss sich der Frauenrechtsorganisation „Bharatiya Muslim Mahila Andolan“ – „Muslimische Frauen Indiens“ – an, ein Verein, der für die Gleichberechtigung indischer Musliminnen kämpft.

Gemeinsam mit anderen Frauenrechtsaktivistinnen führte sie viele Gespräche mit muslimischen Rechtsgelehrten und Geistlichen, um herauszufinden, ob diese Form der Scheidung überhaupt im Koran gebilligt wird. Dabei bekamen die Frauenrechtsaktivistinnen sehr unterschiedliche Aussagen zu hören. Einige verteidigten diese Tradition vehement und setzten sich für eine Beibehaltung der Blitzscheidung ein, andere hingegen hielten diese Form der Scheidung für unislamisch. Nach landesweiten Informationskampagnen begannen Vertreterinnen des Vereins „Muslimische Frauen Indiens“ Unterschriften zu sammeln und brachten bei Gericht und bei der Regierung eine Petition ein, die Blitzscheidung gesetzlich zu verbieten.

Im Jahr 2017 konnten die Frauen einen Etappensieg erreichen: Am 22. August erklärte der Oberste Gerichtshof die Blitzscheidung für rechtswidrig. Nach diesem Urteilsspruch des Gerichts kam es jedoch nach wie vor zu Blitzscheidungen, was landesweite Proteste von Musliminnen nach sich zog. Im Dezember 2017 veröffentlichte daraufhin die indische Regierung einen Gesetzesentwurf, der die Blitzscheidung zur strafbaren Handlung erklärte. Allerdings ist dieses Gesetz bis heute nicht rechtskräftig geworden. Doch die indischen Musliminnen werden ihren Kampf nicht aufgeben, wie Shazia Javed in ihrem sehr persönlichen Dokumentarfilm zeigt.

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