Wien (OTS) – 74 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz stellt das BMBWF anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktages ein digitales Erinnerungsprojekt vor, das die auf Video aufgezeichneten Erinnerungen von im Nationalsozialismus verfolgten Menschen bewahrt und für Bildung sowie Forschung erschließt.
weiter_erzählen, so der Name es Projektes, präsentiert auf einer Website schwer zugängliche, nach kuratorischen Gesichtspunkten ausgewählte Video-Interviews mit Verfolgten des Nationalsozialismus. Die Interviews sind verschlagwortet und leicht durchsuchbar. Die Stimmen der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen wurden über Jahrzehnte zumeist in den Ländern des Exils in Videointerviews festgehalten und in verschiedenen Sammlungen aufbewahrt. weiter_erzählen würdigt die Verfolgten, die es auf sich nahmen, ihre Geschichten und die ihrer oft ermordeten Familien in Video-Interviews zu erzählen und die uns damit mit unserer historischen Verantwortung konfrontieren.
„Zum Internationalen Holocaust-Gedenktag präsentieren wir ein Projekt, das den Stimmen der Überlebenden Platz gibt. Diese Stimmen, diese Überlebensgeschichten, wurden lange Zeit in Österreich nicht gehört. Umso wichtiger ist es, sie jetzt einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Webplattform weiter_erzählen verbindet exemplarisch Wissenschaft und Schule und ist sowohl für SchülerInnen als auch für WissenschaftlerInnen eine wichtige Quelle,“ so Bildungs-und Wissenschaftsminister Heinz Faßmann anlässlich der Präsentation.
Zahlreiche Institutionen und Privatpersonen stellten Video-Interviews für dieses Projekt zur Verfügung. „Besonders freut uns die Kooperation mit der Yale University, die es uns erlaubt, einige Video-Interviews aus dem Fortunoff Video Archiv for Holocaust Testimonies erstmals offen im Internet zugänglich machen zu können“, so Werner Dreier, der Geschäftsführer von _erinnern.at_
Das Projekt weiter_erzählen wurde durch _erinnnern.at_, das Holocaust Education Institut des BMBWF, entwickelt. _erinnern.at_ erarbeitete in den letzten 20 Jahren zahlreiche digitale Unterrichtsmaterialien. Die Lernapp „Fliehen vor dem Holocaust“ erhielt vor kurzem den worlddidac award. Das Projekt entstand im Rahmen des Gedenkjahres 1918/1938/2018 und wurde aus Mitteln des Bundeskanzleramts gefördert. Eine Fortführung wird durch den Nationalfonds der Republik Österreich für die Opfer des Nationalsozialismus gesichert.
Bei der heutigen Präsentation der neuen Website weiter_erzählen war auch die Zeitzeugin Katja Sturm-Schnabl anwesend. Sie wurde im Februar 1936 in Zinsdorf/Svinča vas bei Klagenfurt geboren und gehört der Volksgruppe der Kärntner Slowenen an. Im April 1942 wurden sie und ihre Familie vertrieben und ins Lager Ebenthal bei Klagenfurt gebracht, wo ihre Schwester wenig später starb. Auch sie erzählt auf weiter_erzählen ihre bewegte Geschichte.
„Eine aktive Erinnerungspolitik muss integrativer Bestandteil schulischer Bildung sein. Der 2. Weltkrieg und die Gräueltaten liegen immer weiter zurück. Daten und Fakten dazu wird man in den Schulbüchern finden, aber genauso wichtig ist es, dass die persönlichen Geschichten ebenfalls erzählt werden. Der direkte Kontakt mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen wird auf lange Sicht nicht mehr möglich sein. Mit unserem neuen Projekt stellen wir sicher, dass die Lebensgeschichten der verfolgten Menschen nicht vergessen werden“, so Faßmann abschließend.
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