Wien (PK) – Im Sportausschuss des Nationalrats informierte Sportminister Heinz-Christian Strache heute über die Pläne seines Ressorts im Rahmen der übergeordneten nationalen Sportstrategie, kurz Sportstrategie Austria, die Anfang nächster Woche präsentiert werden soll. Demnach soll die tägliche Turnstunde flächendeckend ab 2020 auch an Pflichtschulen eingeführt werden. Mit Maßnahmen wie ein neues Online-Gesetz im Zuge der von der Regierung geplanten Steuerreform, mit dem etwa Online- oder virtuelle Sportwetten besteuert werden sollen, erwartet sich der Minister bis zu 30 Mio. € mehr Mittel für den Sport. Analog zur Kunst und Kultur sollen außerdem Sportspenden steuerfrei gestellt werden. Geplant sind u.a. außerdem ein eigenes Berufssportgesetz und die Wiederbelebung der Wintersportwochen an Schulen. Mit Blick auf die volkswirtschaftlichen Auswirkungen gehe es darum, die BürgerInnen von klein auf zu mehr Sport und Bewegung zu animieren.
Keine Skisprungschanze im Nationalstadion
Geht es um das sogenannte Nationalstadion, wies Strache Spekulationen um eine integrierte Skisprungschanze entschieden zurück. Das sei aufgrund des Grundwassers unterhalb des Fußballfeldes technisch absurd. Wünschenswert sei jedenfalls ein neues Mehrzweckstadion am derzeitigen Standort des Ernst Happel Stadions samt Neugestaltung des Umfeldes bis hin zu Pflegeheimen. Nur zu renovieren sei der falsche Weg, so der Minister gegenüber Hoyos-Trautmansdorff (NEOS) und Robert Laimer (SPÖ). Die Gespräche mit der Stadt Wien würden offen und pragmatisch verlaufen. „Wir denken das gemeinsam durch“, so Strache, zumal etwa auch die Wiener Stadthalle nicht mehr „State of the Art“ sei. Ein erstes Konzept, auf dessen Basis weiterverhandelt werden soll, soll Anfang nächsten Jahres auf dem Tisch liegen. Eine Projektpräsentation mit der Stadt Wien peilt Strache dann mit Jahresende an.
Neben dem Nationalstadium als Mehrzweckstadion, in dem der Minister beispielsweise auch ein Sportmuseum, ein Kongress- und Veranstaltungszentrum oder ein Sportleistungszentrum sieht, könne auch eine Mehrzweckhalle mit bis zu 20.000 ZuschauerInnen gebaut werden. Sollte der Denkmalschutz einen Strich durch die Rechnung machen, könnte das Ernst Happel Stadion auch zu einem Kongresszentrum umgestaltet und daneben ein neues Mehrzweckstadion errichtet werden. Jedenfalls würden sämtliche Varianten durchgedacht, so der Minister. Nach Möglichkeit sollte am Ende eine ausgelagerte Gesellschaftsstruktur mit professionellen ManaggerInnen dahinter stehen, die eine tägliche Verwendung sicherstellt.
Was das Thema Großsportveranstaltungen betrifft, meinte Strache gegenüber Tanja Graf (ÖVP), dass Österreich Interesse daran haben sollte, etwa die Olympischen Winterspiele wieder in die Republik zu holen. Für Großsportveranstaltungen dieser Dimension müsse aber vorher die Infrastruktur geschaffen werden, am Ende würden diese Großprojekte aber einen nachhaltigen Mehrwert bedeuten. Konkrete Planungen nach 2020 gebe es allerdings nicht. Im Raum stehen die Schach-Weltmeisterschaft 2020 sowie die Judo-Weltmeisterschaft 2021.
ÖVP-FPÖ-Antrag für tägliche Turnstunde für den Pflichtschulbereich
Angesichts einer Studie der WHO, wonach 53% der ÖsterreicherInnen zu wenig oder gar keinen Sport betreiben, soll mit Projekten wie der Bewegungs- und Ernährungskampagne „Mach den ersten Schritt“ zu mehr sportlicher Betätigung animiert werden. Die Ergebnisse würden gesamtgesellschaftlich und sozioökonomisch eine Katastrophe bedeuten, hier gebe es Handlungsbedarf, so Strache. Demnach soll die tägliche Turnstunde ab 2020 auch auf den Pflichtschulbereich ausgedehnt werden. 50 Mio. € jährliche Zusatzkosten würden sich rentieren, so der Minister, langfristig gesehen, würde man damit bei den Gesundheitskosten Milliarden einsparen. Kinder und Jugendliche würden dadurch auch gesünder und nachhaltig für den Sport begeistert werden.
Damit in Zusammenhang stehe zudem ein Rückgang bei den Schulsportwochen. Das Sportressort will demnach mit dem Wirtschafts-und Bildungsministerium sowie mit den Tourismusverbänden ein Programm erarbeiten, um die Sportwochen für Schulen wieder attraktiver sowie für sozial schwächere Familien über ein Sozialbudget wieder leistbarer zu machen, so Strache auf Nachfrage von Abgeordneter Stephanie Cox (JETZT).
Die Förderung von Bewegung im schulischen Alltag ist auch das Ziel eines ÖVP-FPÖ-Antrags ( 487/A(E)), der vor allem die verstärkte Kooperation von Bund und Ländern beim Schulsport zum Ziel hat, wie Tanja Graf (ÖVP) erklärte. Zwar meinten alle Fraktionen, schon für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sollten Vorhaben wie die tägliche Turnstunde an den Pflichtschulen greifen, doch stießen sich die Oppositionsparteien daran, dass der Antrag auch standardisierte sportspezifische Leistungschecks unter den PflichtschülerInnen anregt. „Sportmotorische Tests bei Volksschulkindern sind viel zu früh“, brachte Hermann Krist (SPÖ) die Kritik auf den Punkt. Derartige „Auswahlverfahren“ führten zu einer Selektion von Kindern, die nicht den erforderlichen Kriterien entsprechen, wodurch diese erst recht demotiviert würden. Man produziere „Sieger und Verlierer“, sagte der Sozialdemokrat mit Hinweis auf Oberösterreich, wo ihm zufolge derartige Tests bereits durchgeführt werden. Obwohl Petra Steger (FPÖ) entgegenhielt, die Testverfahren dienten vorrangig dazu, frühzeitig Talente zu erkennen und auf Fehlentwicklungen in Motorik und Ernährung aufmerksam zu machen, konnte sie weder die SPÖ noch NEOS und JETZT zu einer Zustimmung bewegen.
Strache: Service des IMSB ist zu wahren
Was die jüngsten Vorkommnisse rund um das Institut für medizinische und sportwissenschaftliche Beratung (IMSB) betrifft, informierte der Minister Hermann Krist (SPÖ) und Petra Steger (FPÖ), dass es dort u.a. zu Unregelmäßigkeiten bei der Verwendung von Sportfördergeldern gekommen sei. Zudem wurden laut Strache auch Anschaffungen gemacht, die nicht nachvollziehbar bzw. im IMSB nicht aufzufinden sind. Ziel sei eine Neuaufstellung des IMSB, so Strache, die Einrichtung müsse gewahrt und der Servicebetrieb für den österreichischen Sport voll aufrecht erhalten werden. Außerdem gebe es eine Verantwortung gegenüber den Angestellten des IMSB.
Thema war auch die Verwendung von Pyrotechnik in Stadien. Geht es nach dem Minister, sollte die jetzige Regelung mit geordneten Kontrollen beibehalten werden. Leider gebe es allerdings immer wieder Klubs, von denen die Regeln nicht eingehalten würden. Hier könne man von den Vereinen durchaus mehr Verantwortung einfordern. (Schluss) keg/rei
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