Wien (KAP) – Die Österreichische Bischofskonferenz fordert eine großzügige Anwendung des humanitären Bleiberechts vor allem für gut integrierte Familien. Gleichzeitig plädieren die Bischöfe für eine verpflichtende Einbindung der Verantwortlichen von Gemeinden und Ländern bei Bleiberecht-Entscheidungen. Das unterstrich Kardinal Christoph Schönborn bei einer Pressekonferenz über die Ergebnisse der dieswöchigen Vollversammlung der heimischen Bischöfe am Freitag in Wien. Nötig sei ein „nüchterner und zugleich menschlicher Blick auf jedes einzelne Schicksal“. Ein „rigoros durchgezogenes Gesetz“ könne auch zu Ungerechtigkeiten führen; gerade deshalb gebe es ja auch das humanitäre Bleiberecht, so Schönborn.
Kritik gibt es am Ton in der Asyldebatte. „Wer Asyl sucht, darf nicht stigmatisiert oder gar kriminalisiert werden. Parteipolitisches Kalkül darf weder über das Recht noch über die Menschlichkeit dominieren“, unterstrichen die Bischöfe in einer Erklärung. Aus christlicher Sicht sei klar: „Asyl ist ein heiliges Recht und darf nicht zum Schimpfwort werden.“ Eindrücklich mahnte Kardinal Schönborn einmal mehr zu Behutsamkeit in der Sprache und bekräftigte, dass die Worte „Asyl“ oder „Fremder“ nicht zu negativ besetzten Begriffen werden dürften. „Jedes Abgleiten in der Sprache verlockt zum Abgleiten in den Taten“, warnte der Vorsitzende der Bischofskonferenz.
Lob für Familienbonus
Lob kommt vonseiten der Bischöfe für den steuerlichen Familienbonus. Kardinal Schönborn wies darauf hin, dass in Österreich nach wie vor Alleinerziehende sowie kinderreiche Familien besonders armutsgefährdet seien. Der mit 1. Jänner 2019 in Kraft tretende Familiensteuerbonus und die damit verbundenen Leistungen für jene, die keine Steuer bezahlen – „oft sind das Alleinerzieherinnen“ -seien eine große Hilfe, so Schönborn. Die Bischöfe hätten sich im Vorfeld dafür eingesetzt und „begrüßen ausdrücklich diese Maßnahme der Regierung“.
Novemberpogrom 1938
„Eine lebendige Erinnerung eröffnet Zukunft, weil der Blick auf die dunklen Seiten der Geschichte davor schützt, Fehler der Vergangenheit zu wiederholen“, betonten die österreichischen Bischöfe in einer gemeinsamen Erklärung zum Gedenken an den Novemberpogrom von 1938. Die christlichen Kirchen stünden heute „unverbrüchlich an der Seite der jüdischen Gemeinde und ihrer Treue im Glauben“; Christen würden zudem deutlich erkennen, „dass im Judentum die Wurzel ihres Glaubens liegt“. „Ein Christ kann kein Antisemit sein“, unterstrichen die Bischöfe ein entsprechendes Wort von Papst Franziskus. Dementsprechend gelte es Seite an Seite „gegen alle Formen des Antisemitismus entschieden vorzugehen und für das Menschenrecht auf Religionsfreiheit hier und weltweit einzutreten“.
Zugleich räumten die Bischöfe ein, dass die Erinnerung an die Ereignisse von 1938 und deren Folgen für Christen und die Kirchen verbunden sei mit dem „schmerzlichen Eingestehen eines mehrfachen Versagens“: Zu lange habe ein „religiös verbrämter Antijudaismus“ jene Kräfte geschwächt, die nötig gewesen wären, „um als Christen dem nationalsozialistischen Rassenwahn und Antisemitismus entschieden entgegenzutreten“. Zu leise seien außerdem jene wenigen Stimmen aus der Kirche gewesen, die das Unrecht deutlich benannten: „Es waren zu wenige, viel zu wenige Gerechte.“
Themen der Jugendsynode weiter vertiefen
Positiv bewerteten die Bischöfe die kürzlich beendete Jugendsynode, deren Ergebnisse jetzt mit Jugendlichen in Österreich weiter vertieft werden sollen. Zur Debatte stünden die Themen Migration, Missbrauch und Gewalt im kirchlichen Bereich, das Zueinander und Miteinander von geistlichen Amtsträgern und Laienchristen, die Rolle der Frau in Kirche und Welt oder Fragen zu einem nachhaltigen Lebensstil. Wesentlich für einen gelingenden Dialog seien dabei jugendgemäße Formen der Glaubens-Weitergabe und der Begleitung im Leben.
Im diesem Zusammenhang verwiesen die Bischöfe zum Abschluss ihrer Vollversammlung auf den von der Österreichischen Bischofskonferenz herausgegebenen Kinderkatechismus „YOUCAT for Kids“, der bis Jahresende in zehn Sprachen übersetzt sein soll. Das Glaubensbuch für 8- bis 12-Jährige und ihre Eltern sei eine „altersgemäße Hilfe beim Glaubensgespräch von Kindern mit Eltern im Frage-Antwort-Stil“. Er schließt an die erfolgreiche Reihe an, die 2011 mit dem ebenfalls von der Österreichischen Bischofskonferenz herausgegebenen Jugendkatechismus „YOUCAT“ begann. Dieser ist mittlerweile in 72 Sprachen übersetzt und in einer Auflage von über fünf Millionen Stück im Einsatz, darunter über 500.000 Exemplare auf Deutsch. Der „YOUCAT“ sei somit derzeit das „weltweit größte katholische Buchprojekt“, so Kardinal Schönborn bei der Pressekonferenz.
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