Wiener Tierschutzverein: Listenhunde in Wien – Der Maulkorbzwang kommt doch

Vösendorf (OTS) – Groß war der Jubel unter den ListenhundebesitzerInnen Wiens am vergangenen Freitag, als verlautbart wurde, dass die permanente Maulkorb- und Leinenpflicht im Entwurf der geplanten Änderungen der Wiener Tierhalteverordnung nicht enthalten ist. Er währte allerdings nur kurz: Denn bei genauerer Betrachtung des Entwurfs wird schnell klar, dass die Maulkorbpflicht keineswegs vom Tisch ist – sie kommt nur durch die Hintertür. Denn die zuständige Wiener Umweltstadträtin hat nur die Kompetenzen auf die zuständige Verwaltungsbehörde verschoben: Demnach können, geht die Gesetzesnovelle am 25. Oktober so durch den Landtag, auf administrativem Weg alle undifferenzierten Verschlechterungen für redliche HundehalterInnen jederzeit ohne weitere Befassung des Landesparlaments aufoktroyiert werden.

Aushebelung der Landesregierung

Da die zuständige Verwaltungsbehörde der Umweltstadträtin Wiens untersteht, kann sie sich damit die alleinige Kompetenz über diese Causa sichern und willkürlich jeden Hund zum Tragen eines Beißkorbs vergattern. Zudem kann von der Verwaltungsbehörde dadurch auch die völlig unsinnige Rasseliste bei Bedarf erweitert werden. Dies sind allerdings nur einige Punkte, die dadurch ohne Zustimmung der Landesregierung umgesetzt werden können. „Es ist eine Verschiebung auf eine andere Ebene und eine unverständliche Ermächtigung der Verwaltung entgegen aller sachlichen Argumente. Also absolut kein Grund zur Freude oder Erleichterung“, sagt Madeleine Petrovic, Präsidentin des Wiener Tierschutzvereins.

Ganzes Gesetz absurd

Generell ist für Petrovic die ganze Novelle vollkommen absurd, da diese anlassbezogene Scheingesetzgebung am Kernproblem vorbeigeht:
„Herkunft, Zucht und Handel bzw. die Aufzucht der Tiere und ihre ersten Lebenswochen werden ignoriert. All das wäre für eine sinnvolle Lösung wichtig. Stattdessen wird anlassbezogen völlig kopflos gehandelt. Tiere sind Lebewesen und als solche zu behandeln, sie dürfen weder in Käfigen gehalten werden, noch bewusst scharfgemacht werden. Wenn man dort nicht ansetzt, kommt alles zu spät“, so Petrovic. Das Problem erst bei den HundehalterInnen anzupacken, verkennt die wahren Probleme, so die WTV-Präsidentin.

Frage nach Herkunft des Hundes?

Zudem ist es für Petrovic absolut unverständlich, dass bei einem tragischen Fall wie jenem, der nun zu dieser „Verschlimmbesserung“ der Tierhalteverordnung führen soll, die Frage nach der Herkunft des Hundes noch nie gestellt wurde. „Es kann eigentlich nicht sein, dass man nicht lückenlos klärt, woher der Rottweiler eigentlich stammt?“, so Petrovic.

Hundegipfel ohne Tierschutz

Auch auf Bundesebene scheint man sich die Isolationspolitik der Wiener Umweltstadträtin leider zum Vorbild zu nehmen. Denn zum am Montag anberaumten Gipfel des Gesundheitsministeriums zum Thema Hundehaltung in Österreich, ist auch keine Vertreterin bzw. kein Vertreter aus dem Tierschutz geladen. „Wir hatten eigentlich den Eindruck, das Sozial- und Gesundheitsressort wäre Willens gewesen, die Tierschutzbewegung mit im Boot zu haben. Außerdem gibt es keine einzige Einrichtung weit und breit, die so viele Hunde vergibt, wie der Wiener Tierschutzverein. Wir sind der älteste Tierschutzverein Europas, haben fünf Hundetrainerinnen im Haus – Erfahrung, die man sonst nirgends so leicht bekommt. Dass man auf diese Ressource nicht zugreift, ist fahrlässig. Die Gesundheitsministerin wäre daher gut beraten, ein neues, umfassendes und problemgerechtes Gesetz auf eine breite Basis zu stellen“, so Petrovic.

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