Wien (OTS) – Ein Grund zum Feiern: Am 17. Oktober wird der heimische „Bioenergy Day“ begangen. Ab diesem Zeitpunkt kann Österreich rechnerisch nur mit Bioenergie versorgt werden. Damit liegt das Alpenland im europäischen Spitzenfeld. Ein Grund zur Sorge: Trotz des deutlichen Bekenntnisses der Bundesregierung in der Klima- und Energiestrategie zur Bioenergie stehen in Österreich aufgrund fehlender rechtlicher Rahmenbedingungen zahlreiche Holzkraftwerke vor dem Aus. Der Österreichische Biomasse-Verband, der Österreichische Bauernbund und über 300 Unternehmen sowie Institutionen appellieren an die Regierung, noch heuer eine Lösung für einen der wichtigsten Ökostrom-Erzeuger zu finden.
Holzkraftwerke sperren zu
„Bioenergie ist unsere wichtigste erneuerbare Energiequelle. 75 Tage lang könnte der gesamte Energiebedarf Österreichs vollständig mit sauberer und heimisch erzeugter Bioenergie abgedeckt werden. Bei einer konsequenten Umsetzung der Klima- und Energiestrategie könnten wir sogar mehr als die Hälfte des Jahres den Bedarf decken und damit den jetzigen Spitzenreiter Erdöl ablösen“, erklärt Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes. „Die Realität ist aber eine andere. Im Augenblick schließen bereits die ersten Holzkraftwerke ihre Pforten, weil sie keine Nachfolgetarife erhalten. Für jedes zugesperrte Holzkraftwerk müssen entweder neue gebaut, Strom aus fossilen Energiequellen produziert oder importiert werden. Besonders bedenklich ist, dass bis zu 16% des in Österreich eingesetzten Stroms aus Atomkraftwerken stammen. In der Winterzeit, wo wir am meisten Strom benötigen, sind wir in hohem Maße auf die fossile Stromerzeugung aus Kohle- und Erdgaskraftwerken im In- und Ausland angewiesen. Gerade in dieser Zeit sind Holzkraftwerke besonders wertvoll, da die restlichen erneuerbaren Energieträger weniger Strom produzieren und sie damit zur Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit dienen. Aus diesem Grunde sind Nachfolgeregelungen für Holzkraftwerke dringend nötig.“
Holzkraftwerke sind wichtiger Bestandteil des österreichischen Energiemixes
Auch Bauernbund-Präsident Abg.z.NR DI Georg Strasser sieht hier dringenden Handlungsbedarf: „Die bestehenden Holzkraftwerke leisten einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele. Mit dem ‚Raus aus Öl-Bonus‘ und der Sanierungsoffensive hat die Bundesregierung erste wichtige Schritte gesetzt. Nun müssen wir stärker die Energiewende vorantreiben, denn nur die Stromproduktion aus Sonne, Wind, Wasser und Biomasse kann das Ziel sein. Wir können dieses Vorhaben nur erreichen, wenn wir auf alle zur Verfügung stehenden erneuerbaren Energiequellen setzen und dazu gehören auch die Holzkraftwerke. Der Import von Atom- und Kohlestrom kann keine Lösung sein. Auch der kürzlich präsentierte IPCC-Bericht zeigt deutlich auf, dass wir auf eine Erderwärmung von 1,5 bis 2 Grad Celsius zusteuern. Die Auswirkungen für die Land- und Forstwirtschaft sind gravierend und verursachen regional nachhaltige Schäden. Die aktuelle Borkenkäferkatastrophe in der Forstwirtschaft verdeutlicht, wie der Klimawandel fortschreitet. Eine rasche Verwertung des Schadholzes ist für unsere Wälder essenziell. Es braucht die breite Unterstützung der Bevölkerung, um die Biomassenutzung als Standortfaktor abzusichern. Folgend sehe ich die Biomasse als wichtigen Beitrag zum österreichischen Energiemix. Durch die Holzkraftwerke bietet sich ein zusätzlicher Absatzmarkt für Produkte aus der Land- und Forstwirtschaft. Das Abstellen weiterer funktionsfähiger Anlagen wäre fatal und kostet den ländlichen Raum wichtige Arbeitsplätze.“
Technologieführerschaft in Gefahr
Über 300 Unternehmen und Institutionen haben die „Welser Erklärung zur Holzenergie“ unterschrieben, worin die sechs wichtigsten Argumente für die energetische Holznutzung dargestellt werden. Eines davon ist der Kesselhersteller Polytechnik, vertreten durch Geschäftsführer Lukas Schirnhofer: „Weltweit ändern Länder ihre Strategien zugunsten der Biomasse-Nutzung und bauen diese sukzessive weiter aus. Die österreichischen Anlagenbauer sind globale Technologieführer bei der Energieerzeugung aus Biomasse und im internationalen Wettbewerb bestens vertreten. Das konnten sie nur erreichen, weil der heimische Markt in der Vergangenheit auch Chancen für neue Entwicklungen geboten hat. Zurzeit ist am Heimmarkt die Situation sehr enttäuschend, weil neue Biomasse-Anlagen kaum noch Chancen auf Realisierung bekommen, was für die Unternehmen jedoch entscheidend wäre. Ein weiterer Ausbau der Bioenergie ist demnach eine Chance für Österreich, die Technologieführerschaft zu behalten und eine Überlebensfrage für die Unternehmen. Wir sprechen hier nicht nur von den führenden Unternehmen mit rund 1.000 Arbeitsplätzen, sondern auch vom gesamten Holzkraftwerks-Sektor mit rund 6.400 Vollzeitäquivalenten. Wenn wir die Technologieführerschaft verlieren, dann verlieren wir unseren Wettbewerbsvorteil, unsere Exporte und dadurch auch unsere Arbeitsplätze.“
Tag der offenen Tür
Über die Leistungsfähigkeit und Bedeutung der Bioenergie-Branche kann sich auch jede/r Österreicher/in im Rahmen der Tag der offenen Tür im Heiz(kraft)werk am 26. Oktober überzeugen. Beinahe jeder zweite Nah- und Fernwärmenutzer in Österreich bezieht umweltfreundliche, komfortable, Platz sparende, saubere und versorgungssichere Wärme aus der Region und trägt damit enorm zur Energiewende und zum Klimaschutz bei. Mehr als 60 Werke nehmen österreichweit am Tag der offenen Tür teil.
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