Wien (OTS) – Der ORF würdigt am Wochenende den am 1. Oktober 2018 im 95. Lebensjahr verstorbenen Chansonnier Charles Aznavour und zeigt am Sonntag, dem 7. Oktober, im „dokFilm“ um 23.05 Uhr in ORF 2 die zu seinem 90. Geburtstag entstandene filmische Hommage „Aznavour“ von Marie Drucker und Damien Vercaemer. Bereits am Samstag, dem 6. Oktober, sendet Ö1 um 17.05 Uhr in „Diagonal“ Ausschnitte des letzten Interviews des Senders mit dem oft als „französischer Frank Sinatra“ bezeichneten Sänger und Entertainer aus dem Jahr 2017.
Außerdem im „dokFilm“ am Sonntag (anlässlich des „World Mental Health Day 2018“): Constantin Wulffs Dokumentarfilm „Wie die anderen“ (0.05 Uhr) über den routinierten, jedoch von sozialer Wärme und Empathie geprägten Alltag in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie.
„dokFilm“ am 7. Oktober:
„Aznavour“ (23.05 Uhr, ORF 2)
1924 als Sohn armenischer Flüchtlinge in Paris geboren, avancierte Charles Aznavour zum Weltstar: Er schrieb mehr als tausend Chansons, verkaufte weltweit mehr als hundert Millionen Alben und spielte in rund 70 Filmen. Sein Leben lang litt er jedoch darunter, dass er in seinem Heimatland Frankreich erst späte Anerkennung erfuhr. Bereits als Kind sang Aznavour im elterlichen Restaurant im Pariser Quartier Latin, nach seinem 14. Lebensjahr widmete er sich ganz der Musik und tourte ab 1944 mit dem Pianisten und Komponisten Pierre Roche durch Frankreich. Entdeckt wurde er schließlich von Édith Piaf, die ihn 1946 in einem Vorstadtcafé hörte – sie wurde zu seiner Mentorin, nahm ihn mit auf Tourneen durch Frankreich und die USA und half ihm, sich als Sänger zu etablieren. Anfang der 1960er Jahre gelang Charles Aznavour schließlich der internationale Durchbruch und seine Chansons wurden auch von Stars wie Liza Minnelli, Elton John, Johnny Hallyday und Ray Charles gecovert.
Zu seinem 90. Geburtstag stimmte er erstmals einem umfassenden filmischen Porträt zu und erzählte vor der Kamera aus seinem bemerkenswerten Leben. Die Dokumentation von Marie Drucker und Damien Vercaemer zeigt öffentliche und private Filmaufnahmen, Interviews mit dem Sänger, sowie Berichte von Freunden und Bekannten und konzentriert sich dabei auf die Schlüsselmomente in Aznavours Karriere.
„Wie die anderen“ (0.05 Uhr)
Für seinen Dokumentarfilm „Wie die anderen“ hat Regisseur Constantin Wulff mehr als eineinhalb Jahre den oft schwierigen Arbeitsalltag in der Kinder- und Jugendpsychiatrie im Landesklinikum Tulln verfolgt und sich einfühlsam an das Thema psychischer Erkrankungen angenähert. Im Mittelpunkt stehen die Schicksale von Kindern und Jugendlichen, die wegen unterschiedlichster psychischer Probleme in der Klinik in Behandlung sind. Die Dokumentation verzichtet völlig auf Interviews und Off-Kommentare, konzentriert sich stattdessen ganz auf die prägnante Beobachtung der sozialen Situationen, die sich bei Behandlungsgesprächen mit den Patientinnen und Patienten, bei therapeutischen Interventionen und bei Teambesprechungen ergeben.
„Alle fragen sich, warum ich so seltsam bin. Keiner weiß eine vernünftige Erklärung“ sagt Leonie überlegt und ruhig. Und: „Ich hoffe, ich werde mich bald ändern, sodass ich wie die anderen sein kann“. Diese Szene bringt die seelische Belastung zum Ausdruck, unter der das junge Mädchen wegen seiner Krankheit leidet, aber auch den hohen Anpassungsdruck, „normal“ zu werden.
Kameramann Johannes Hammels hält mit seiner mobilen Kamera zahlreiche Interaktionen fest, wie die eines Buben, der von einer Lehrerin der Abteilungsschule trotz großem Widerstand geduldig zum Lernen bewegt wird. Oder die Diskussion eines Oberarztes mit einer jungen Patientin, deren Arme voller Ritznarben sind, über den Verlauf ihrer Behandlung, die Medikation und die Zuverlässigkeit ihrer Selbstkontrolle.
Im Fokus des Films steht ebenso das unermüdliche Engagement des Teams rund um Klinikleiter und Autor Paulus Hochgatterer, das seine Schützlinge hochprofessionell betreut. In Abteilungsbesprechungen diskutieren das ärztliche und pflegerische Betreuungsteam nicht nur Diagnosen und Behandlungen, sondern wiederholt auch Strategien, wie Kinder bei Verdacht auf Misshandlung und Missbrauch möglichst langfristig und schonend geschützt werden können. Eine große Herausforderung, denn sie begleiten ihre Schutzbefohlenen nur eine kurze Zeit, bevor diese wieder in ihren Alltag zurückkehren.
Eine weitere Herausforderung ist der akute Personalmangel, der ebenfalls thematisiert wird.
Wulffs Dokumentation ist auch eine Untersuchung einer Institution und ihrer gesellschaftlichen Funktion: Wie viel Hilfe kann eine Klinik leisten und wie viel Druck, wie die anderen zu werden, entsteht im Rahmen dieser Unterstützung? Wie sehr ist die Kinder- und Jugendpsychiatrie fähig, Leben positiv zu beeinflussen? Psychische Beeinträchtigungen rufen in der Öffentlichkeit immer noch Verunsicherung und diffuse Ängste hervor. Der Filmemacher thematisiert mit „Wie die anderen“ diese sensible Problematik und setzt ein beeindruckendes Zeichen für die Enttabuisierung und gegen Stigmatisierung.
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