Wien (OTS) – „Ständig von mehr Mitbestimmung der Bevölkerung zu sprechen, aber gleichzeitig den Jugendvertrauensrat, den Lehrlingssprecher, abschaffen zu wollen, nimmt fast schizophrene Züge an. Die Regierung will Jugendliche offensichtlich mundtot machen“, sagt Susanne Hofer, Vorsitzende der Österreichischen Gewerkschaftsjugend (ÖGJ). „Der Jugendvertrauensrat wird demokratisch von Lehrlingen gewählt, um eine gleichaltrige Vertretung zu haben.“ Mit dem Start der Aktion „Jugend.Mitbestimmung.Jetzt“ am 12. September informiert die ÖGJ über die Abschaffung des Jugendvertrauensrates, die Auswirkungen des 12-Stunden-Tages auf Lehrlinge und die Kürzungen für Lehrlinge in überbetrieblicher Ausbildung.
Nach der Berufsschule in die Arbeit
Das neue Arbeitszeitgesetz macht es für Unternehmen möglich, Lehrlinge nach acht Stunden Berufsschule in die Arbeit zu holen. Denn nur für Minderjährige ist eine Beschäftigung im Betrieb nach einem Schultag von acht Stunden nicht mehr zulässig. „Uns liegen jetzt schon genügend Fälle vor, in denen Lehrlinge verbotenerweise nach der Berufsschule arbeiten müssen. Der 12-Stunden-Tag macht es möglich, Lehrlinge als billige Arbeitskräfte auszunutzen und sie nach der Berufsschule für die Abendschicht in den Betrieb zu holen. Das ist keine Ausbildung, sondern Ausbeutung!“, so die ÖGJ-Vorsitzende.
Kompetenzchecks für Betriebe
„Wer nicht investiert, schöpft keine Gewinne. Das sollte vor allem den Wirtschaftsvertretern klar sein. Sich jetzt über einen Fachkräftemangel zu beschweren, wenn in den vergangenen Jahren die Lehrstellen kontinuierlich zurückgingen und auf die Qualität der Ausbildung Null Wert gelegt wurde, ist reine Augenauswischerei“, betont Hofer. „Nicht nur die Lehrlinge, auch Betriebe, die sie ausbilden, sollten regelmäßig überprüft werden.“ Die ÖGJ fordert Kompetenzchecks für Betriebe, eine Mindestlehrlingsentschädigung von 850 Euro im 1. Lehrjahr und einen Ausbildungsfonds für mehr Qualität in der Lehrlingsausbildung.
„Die Regierung wäre gut beraten, den Jugendvertrauensrat zu erhalten und jungen mutigen Menschen die Möglichkeit der Mitbestimmung zu geben und die Zukunft ihrer Arbeitswelt mitzugestalten. Denn vor allem der Jugendvertrauensrat schaut im Betrieb darauf, dass die Ausbildung gut abläuft und trägt dazu bei, die Ausbildung zu verbessern. Wer die Jugend ignoriert, ist nicht nur feig, sondern verantwortungslos“, sagt die ÖGJ-Vorsitzende abschließend.
Forderungen der ÖGJ:
- Kompetenzchecks für Betriebe
- Während der Berufsschulzeit bzw. an Berufsschultagen darf eine Beschäftigung im Betrieb nicht zulässig sein
- Erhöhung der Lehrlingsentschädigungen: 850 Euro Mindestlehrlingsentschädigung im 1. Lehrjahr
- Rücknahme der Kürzungen für über 18jährige Lehrlinge in der überbetrieblichen Ausbildung
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