EU-Ratsvorsitz: Regionen als attraktives Arbeitsumfeld für internationale Spitzenforschung

Wien/Innsbruck (OTS) – Wissenschaft und Forschung, unternehmerisches Handeln und der Wert von Verbindungen und Anbindungen („Connectivity“) als Standortfaktoren standen im Mittelpunkt der „9. Woche der innovativen Regionen Europas (WIRE)“, die von 4. bis 6. Juli in Innsbruck stattfand. Mit der Konferenz wurde der Tagungsreigen des österreichischen Ratsvorsitzes in Forschung und Innovation eröffnet.

Europas Wohlstand wird regional gesichert. Die Wettbewerbsfähigkeit Europas in der Welt hängt auch davon ab, wie sehr es gelingt, regional unterschiedliche Stärken zu mobilisieren, durch digitale Vernetzung weltweites Wissen zu erschließen und neue Lebens- und Arbeitschancen auch jenseits städtischer Ballungsräume zu schaffen. Europäische Standortpolitik müsse daher Innovationspolitik sein, so der Tenor der WIRE. In der digitalen Realität sei der Begriff „Peripherie“ dabei, sich von der Geographie zu lösen, Regionen blieben aber weiterhin profilbildend für das innovative Umfeld, so Forschungs-Sektionschefin Barbara Weitgruber in ihrem Eröffnungsstatement, in dem sie auf Tirols Attraktivität für internationale Forschende verwies.

Der neue Generaldirektor für Forschung und Innovation, Jean-Eric Paquet, und Direktor Erich Unterwurzacher von der GD Regionalpolitik stellten auf der WIRE erstmals die Vision der Europäischen Kommission für regionale Innovation im nächsten Forschungsrahmenprogramm „Horizon Europe“ und in den Strukturfonds zur Diskussion. Große Hoffnungen verbindet Paquet mit dem geplanten Europäischen Innovationsrat (EIC), der neue Wege beschreiten soll, um europäische Forschungsergebnisse auf die internationalen Märkte zu bringen und junge, forschungsnahe Firmen in der Wachstumsphase zu unterstützen. Aufmerksamkeit erregte die Forderung des Europaabgeordneten Lambert van Nistelrooij (EVP), Rahmenprogramm und Strukturfonds gemeinsam auf ihre Wirkungen für Forschung und Innovation zu evaluieren. Beide Instrumente ergänzten einander, in unterschiedlichem Verhältnis, in allen EU-Mitgliedsstaaten und seien deshalb von den Bedürfnissen der Projektträger ausgehend abgestimmt weiterzuentwickeln, so van Nistelrooij.

Innovationsexpertin Daria Tataj stellte ihr im Buch „Entrepreneurship and Innovation“ entwickeltes Wachstumsmodell vor, das Wissen und unternehmerisches Denken auch abseits wirtschaftlicher Aktivitäten zur Grundlage von Standortentwicklung macht. Es gehe auch darum, die Innovationskraft kleinerer und vom industriellen Wandel betroffener Städte zu unterstützen. Auf Internationalisierung und die Zusammenarbeit zwischen Innovationsregionen setzt der mit einem ERC-Grant ausgestattete Wirtschaftsforscher Riccardo Crescenzi von der London School of Economics. Internationalisierung sei nicht als Folge, sondern als Vorbedingung für Wachstum zu planen, wie jüngste Studien zeigten.

Ein Besuch weltweit führender Grundlagen-Forschungsgruppen in der Quantenoptik und Quanteninformation, betrieben von der Universität Innsbruck und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, die unter anderem den Brückenschlag zur nächsten Revolution der Computertechnologie vorbereiten, dokumentierte den Stellenwert von Hochschul- und Forschungseinrichtungen als Leitinstitutionen der Standortentwicklung – aber auch die Bedeutung einer Region als attraktives Lebens- und Arbeitsumfeld für internationale Spitzenforscher.

Die WIRE 2018 wurde von der Standortagentur Tirol und der Stabsstelle Standortpolitik des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung im Rahmen des österreichischen Ratsvorsitzes veranstaltet und von der Europäischen Kommission im Rahmen des Horizon 2020-Programmes „Spreading Excellence and Widening Participation“ kofinanziert.

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