Innsbruck (OTS) – Was die Bundesregierung plant, bringt für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer den 12-Stunden-Arbeitstag und die 60-Stunden-Woche als Normalfall und noch mehr Abhängigkeit von den Befehlen des Arbeitgebers. Das ist der Beginn der mutwilligen Zerstörung unserer Gesellschaft, vor allem unseres Familien-, Vereins- und Soziallebens, sagt der Tiroler AK Präsident und Vizepräsident der Bundesarbeits-kammer Erwin Zangerl (AAB-FCG). Länger arbeiten zu „dürfen“, wie das türkis-blau jetzt der Arbeitnehmerschaft vorgaukelt, heißt nichts anderes als Arbeit auf Abruf und dann arbeiten zu müssen, wenn der Chef es will. Die Regierung zeigt jetzt ihr wahres, zutiefst unsoziales Gesicht!
„Als christlich-sozialer schwarzer Arbeitnehmervertreter schäme ich mich für diese neoliberale Politik, die diese unsozialen Türkisen derzeit betreiben. Die Industrie hat vor den Wahlen in die Regierung investiert und verlangt jetzt ihren Anteil“, so der Tiroler AK Präsident. „Aus Angst, dass dieser hinterhältige Anschlag auf die Arbeitnehmer und ihre Familien von den Interessenvertretungen, Verbänden und NGOs in der Luft zerrissen wird, kommt die geplante gesetzliche Verschlechterung nicht einmal mehr in den normalen Gesetzes-Begutachtungslauf, sondern soll im Wirtschaftsausschuss (!) des Parlaments abgehandelt werden. Wie feig ist denn das?“
Zangerl: „Statt mit allen Seiten zu verhandeln, wird mit Fakes und Etikettenschwindel getrickst, um zu vertuschen, dass es nur darum geht, die Großen auf Kosten der Arbeitnehmerschaft und der Familien zu entlasten. Ganz in dieses Bild passen die Jubelmeldungen von Industrie und Wirtschaft. Sollte die Regierung ihre unausgegorenen und familienfeindlichen Pläne tatsächlich umsetzen, dann wird das zu einer Zerstörung unseres Arbeits-, unseres Familien- und Gesellschaftslebens führen. Es zeigt sich einmal mehr, dass diese Regierung nicht einmal im Ansatz den Dialog mit den Arbeitnehmervertretern sucht, sondern sich einzig den Industrie- und Wirtschaftslobbys verpflichtet fühlt.“
„Darüber hinaus weichen Türkis und Blau auch von ihren propagierten Programmen ab“, kritisiert der AK Präsident. „So betonen beide Parteien in ihren Programmen die Notwendigkeit einer guten Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Wie dieses Versprechen mit einem 12-Stunden-Arbeitstag zusammenpasst, ist mir ein Rätsel, und das müssen die beiden Parteien ihren Wählerinnen und Wählern erklären. Die Beschäftigten wollen und brauchen gerechte Entlohnung auch von Mehr- und Überstundenarbeit, Planbarkeit und Zeitsouveränität, eine Arbeit, die nicht auf Kosten der Gesundheit geht, und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.“
„Es geht aber auch um die Geldbörse der Arbeitnehmer. Denn die Tiroler verlieren damit Millionen von Euro“, so Zangerl. „Die Tiroler Arbeitnehmer leisten pro Jahr 22,5 Millionen Mehr- und Überstunden, davon 4,5 Millionen unbezahlt. Mit der neuen Arbeitszeitregelung könnten Tirols Beschäftigte – auch wenn die Überstundenzuschläge bleiben – um weitere Millionen von Euro umfallen.“
Zangerl abschließend: „Türkis-Blau zerstört das Familienleben der Beschäftigten, zerstört das Ehrenamt und das Vereinsleben. Es gibt keine Planbarkeit und Berechenbarkeit bei der Arbeitszeiteinteilung, und wenn in dem Entwurf gar von Freiwilligkeit die Rede ist, dann spottet das jeder Beschreibung. Die Angst vor dem 12-Stunden-Arbeitstag haben mehrere hunderttausend AK Mitglieder, beim Dialog „Wie soll Arbeit?“ zum Ausdruck gebracht. 89 Prozent lehnen den 12-Stunden-Arbeitstag ab. Diesen Angriff werden sich Arbeiterkammer und Gewerkschaften sicher nicht gefallen lassen!“
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender. Arbeiterkammer Tirol