Wien (OTS) – Heute, Dienstag, wurden 17 junge WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen mit dem Theodor Körner Förderpreis ausgezeichnet. „Wir wollen die konkrete Arbeit unter-stützen, den konkreten kreativen Prozess, den konkreten Prozess des Entstehens“, sagt Herbert Tumpel, Kuratoriumspräsident des Fonds und ehemaliger AK Präsiden „Die vergangenen Preisträgerinnen und Preisträger zeigen, dass dies ein wichtiger Weg war.“
Das Dissertationsvorhaben im Bereich der Sozialwissenschaften von Raimund Haindorfer geht der Frage von Lebenszufriedenheit und subjektivem Pendelerfolg von grenz-übergreifenden Ost-West-PendlerInnen aus Tschechien, Slowakei und Ungarn in Österreich nach. Ein besonderer Schwerpunkt wird auf die Analyse subjektiv schlechter Arbeitsmarkterfahrungen (etwa Diskriminierungserfahrungen, irreguläre Beschäftigung) am österreichischen Arbeitsmarkt gelegt. Es geht darum, inwieweit nachteilige Arbeitsmarkterfahrungen im Kontext starker sozioökonomischer Unterschiede und hoher ökonomischer Anreize zum grenzübergreifenden Pendeln von den Betroffenen toleriert werden und welche Konsequenzen sich dadurch für den österreichischen Arbeitsmarkt ergeben. Dieses Arbeitsvorhaben wurde auch mit dem vom ÖGB-Verlag gestifteten „Publikations-preis“ ausgezeichnet, womit eine Veröffentlichung gesichert ist.
Auf der Suche nach einer neuen Klanglichkeit warf die Preisträgerin aus „Musik“ Astrid Schwarz für ihre Komposition das Schweißgerät an und entwarf Instrumente aus Stahl.
Im Bereich der „Bildenden Kunst und Kunstfotografie“ wurde Iris Dittler ausgezeichnet, die sich an einer Verschränkung von Elementen der bildenden Kunst und dem zeitgenössischen Tanz versucht, womit die Beziehung zwischen Körper und Objekt hinterfragt wird.
Veronika Eberhart arbeitet an einer raumgreifenden Sound-Video-Installation, die sich mit dem Feminismus in Albanien in den dreißiger Jahren und in der Gegenwart beschäftigt. Mit feministischen Künstlerinnen der älteren Generation als Teil der Wiener Kunstszene setzt sich Christiana Perschon filmisch auseinander. Ein weiteres ausgezeichnetes Filmprojekt stammt von Johannes Gierlinger und behandelt die polnische Stadt Bialystok, jener einst multikulturellen Stadt in der sich Anarchisten während der Russischen Revolution 1905 formierten, 1906 ein Pogrom an der jüdischen Bevölkerung stattfand und später die Nazis ein jüdisches Ghetto errichteten. Ein ehemals vielschichtiger, kultureller und revolutionärer Ort, der heute von nationalistischen und rechten Kräften dominiert wird.
Im Bereich „Literatur“ wurde Miriam H. Auer mit ihrem Romankonzept „Violent Dancing“ ausgezeichnet, in dem es um die Wahrheit scheuende Menschen geht.
Cornelia Hülmbauer beschäftigt sich in ihrem Buchprojekt „Häschen. Hinterdreingeschichten“ mit der Überlieferung von und Erinnerung an Kriegserfahrungen über Generationen hinweg.
Petra Erdely, Preisträgerin aus „Medizin, Naturwissenschaften, Technik“ forscht an einem Hochtemperatur-Leichtbau-Werkstoff für den Einsatz in umweltfreundlichen, emissionsarmen Flugzeugtriebwerken, womit ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet wird.
Durch vergleichende Analysen des Erbgutes von Fischparasiten von verschiedenen Wirtsarten versucht Christoph Hahn genomische Mechanismen zu entschlüsseln und Gene zu identifizieren, welche diesen Unterschieden zugrunde liegen.
Für eine fachgemäße Beurteilung der Erdbebensicherheit von historischen Fassadenelementen ist die Arbeit von Andreas Rudisch von großer Relevanz.
Unser Wissen über die Neurobiologie der Schizophrenie und der Suchtentwicklung wird die Arbeit von Ana Weidenauer über den Botenstoff des Gehirns Dopamin erweitern.
Im Bereich der „Rechtswissenschaften“ wurde Christa Pail ausgezeichnet. In ihrer juridischen Arbeit beschäftigt sie sich der Rechtfertigung von Staatlichkeit durch die – auch in unserem Land derzeit aktive – „Reichsbürgerbewegung“. Diese Arbeit ist eine der ersten, die sich mit dem Phänomen der „Staatsverweigerer” auf einer (rechts-) wissenschaftlichen Ebene beschäftigt.
In den „Geistes- und Kulturwissenschaften“ untersucht Margarethe Maierhofer-Lischka interdisziplinär Werke aus den letzten 30 Jahren, die im Grenzfeld von Installation, Konzert, Theater und Oper die Wahrnehmungsmuster des Publikums auf die Probe stellen und durch Inszenierung von Klängen ein Theater des Hörens eröffnen.
„Literarische Zeitpraktiken und soziale Ungleichheit in ausgewählten Werken schwedischsprachiger Arbeiterliteratur der 1970er Jahre und des 21. Jahrhunderts“ sind das Dissertationsthema von Hannah Tischmann. Durch ihr Augenmerk auf soziale Ungleichheit liefert diese Arbeit also auch einen literaturwissenschaftlich-kultursoziologischen Beitrag zur lebensweltlichen Zeitforschung.
Den von der Stadt Wien gesponserten „Wiener Preis des Theodor Körner Fonds“ be-kam Andreas Huber für sein Dissertationsprojekt über die Diskriminierung und Protektion im Lehrkörper der Universität Wien 1918–1950 zugesprochen. Vom Ende der Habsburgermonarchie bis zum Beginn der Zweiten Republik werden in Form einer quantitativen Analyse zu rund 3.000 Professoren, Dozenten, Assistenten und anderen wissenschaftlichen Mitarbeitern Karrierewege nachgezeichnet und Professoren-Netzwerke offengelegt.
Die Theodor Körner Preise werden mittlerweile zum 64. Mal verliehen. Zu den bisherigen PreisträgerInnen zählen etwa die Mikrobiologin Renée Schröder, die Schriftstellerin Friederike Mayröcker oder Clemens Jabloner, ehem. Präsident des Verwaltungsgerichtshofes.
SERVICE: Eine Liste aller PreisträgerInnen seit 1954 – insgesamt über 3.629 – erschien 2013 als Buch und geht allen PreisträgerInnen aktualisiert bis 2018 zu. Die Aufstellung liest sich wie ein „Who is Who“ der österreichischen Wissenschaft und Kunst und zeigt so die Bedeutung des Preises. Oliver Rathkolb, Klaus-Dieter Mulley, (Hrsg.), „Theodor Körner Fonds. PreisträgerInnen 1954 – 2013“. Wien, ÖGB-Verlag 2013.
(Forts.)
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