Strasser: Gemeinsame Agrarpolitik ist Eckpfeiler der EU

Wien (OTS) – Die aufgrund des Brexit diskutierte Neuordnung des Förderwesens im Rahmen des EU-Budgets stand im Mittelpunkt von Beratungen, die kürzlich zwischen Mitgliedern des Landwirtschaftsausschusses des Österreichischen Nationalrats und ihren Kollegen aus dem polnischen Parlament, dem Sejm, stattfanden.

„Eine Mittel-Kürzung für die ländliche Entwicklung würde Österreich besonders hart treffen“, erklärte Ausschuss-Obmann, Bauernbund-Präsident, Abg. z. NR DI Georg Strasser. Mit einem Anteil von 4,13 Prozent an der EU-weiten Dotierung ist dies ein ganz wesentlicher Rückflusskanal aus Brüssel, von dem nicht nur die Bauern, sondern alle Wirtschaftssektoren und vor allem der für Österreich extrem wichtige Tourismus profitieren“, so Strasser. Eine Verringerung dieser Förderungen, wie kolportiert um bis zu 125 Mio Euro, sei für Österreich keinesfalls akzeptabel. Die Bauern seien bereit, Nahrungsmittel und Landschaft in der gesellschaftlich gewünschten Form zur Verfügung zu stellen, aber das erfordere auch einen entsprechenden Kostenbeitrag der Gesellschaft.

Von den polnischen Bauernvertretern wurden überdies die Unterschiede bei den Direktzahlungen zwischen alten westeuropäischen und neuen osteuropäischen EU-Staaten kritisiert. Beim EU-Beitritt hätten die polnischen Bauern vielleicht noch kostengünstiger produziert. Aber mittlerweile hätten die osteuropäischen Bauern die gleichen Kosten zu tragen und die gleichen Qualitätsstandards zu erfüllen, wie ihre west- oder nordeuropäischen Kollegen. Die unterschiedlichen Förderungen seien daher nicht mehr gerechtfertigt.

Qualität schlägt Größe

Auch die enge Bindung von Agrar-Förderungen an das Ausmaß der bewirtschafteten Flächen wurde sowohl von den österreichischen als auch den polnischen Abgeordneten kritisch betrachtet. „Wir müssen uns nach Qualität und Zukunftsorientiertheit von Produkten und Leistungen orientieren“, erklärt Bauernbund-Präsident Strasser und beides hänge keineswegs nur von der Produktionsfläche eines Betriebs ab. Spezialisierte Landwirte könnten ihren Hof wirtschaftlich oft schon mit 20 oder 30 Hektar nachhaltig betreiben. Umgekehrt gebe es auch Betriebe mit 70 oder 80 Hektar, die nicht mehr im Vollerwerb betrieben werden können, sagt der Bauernbund-Präsident. Die Erzeugung von Bio-Produkten, die in Österreich bereits über 20 Prozent liege, sei in diesem Zusammenhang ebenso wichtig wie sichere und allgemein anerkannte Regionalitäts- und Qualitätszertifizierungen, wie zum Beispiel das AMA-Gütesiegel.

Auch von den polnischen Abgeordneten kam ein klares Bekenntnis zu europäischen Qualitäts- und Sanitärstandards. Viele polnische Betriebe hätten aufgrund ihrer kleinen Struktur gar keine andere Zukunftschance. Trotzdem liege der Anteil der biologisch produzierten Ware in dem 40-Millionen-Einwohner-Land erst bei zwei bis vier Prozent.

Bürokratie-Abbau notwendig

Einig waren sich die österreichischen und polnischen Agrarausschuss-Mitglieder in ihrer Kritik an zu viel Bürokratie, die von Brüssel im Förderbereich aufgebaut wurde. Oft würden komplizierte Berechnungen und Kontrollen wesentlich einfacheren Methoden vorgezogen. Salzburgs Landwirtschaftskammerpräsident Franz Eßl führte als Beispiel die komplizierte Feststellung von Berg-Weideflächen an, die von einer viel einfacheren Zählung des dort gehalten Viehbestands ersetzt werden könnte.

Strasser nannte als Ziel auch die Erhöhung des bäuerlichen Einkommens, das über den Markt und nicht über staatliche Zuwendungen erzielt wird. „Dazu braucht es neben Fairness entlang der Wertschöpfungskette im Bereich der Nahrungsmittelproduktion volle Transparenz für Produzenten und Vermarkter. Und das sollte in unserem digitalen Zeitalter eigentlich kein Problem sein“, so Strasser.

Eiweiß und Energie

Hohe Erwartungen wurden in den österreichisch-polnischen Gesprächen in die Erstellung einer europäischen Eiweiß-Strategie gesetzt. Derzeit werde pflanzliches Eiweiß, vor allem Soja, in großen Mengen importiert und zwar hauptsächlich aus Amerika. Diese Importe durch heimische Produkte zu ersetzen, böte Landwirten in Europa neue Produktions- und Absatzchancen und würde die Handelsbilanz der Union entlasten, zeigten sich die Abgeordneten beider Länder überzeugt.

Die Erzeugung von erneuerbarer Energie, als weiteres Standbein der Landwirtschaft, wurde dagegen differenziert diskutiert. Während dieser Wirtschaftsbereich in Österreich außer Frage steht, „ist man in Polen noch nicht soweit“, wie es ein Sejm-Abgeordneter formulierte. So stoße der Ausbau der Windkraft-Anlagen auf heftigen Widerstand seitens der Bevölkerung, vor allem wegen damit einhergehender Beeinträchtigungen der Landschaft. Auch politisch gewünschte Energie-Produktionsgenossenschaften stoßen auf Widerstand, hauptsächlich wegen negativer Erfahrungen mit Kollektivierungen, die einst von den kommunistischen Machthabern verordnet wurden.

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