Schiltern/Wien (OTS) – Ein typischer Fall von Bio-Piraterie: Ein internationaler Konzern erfährt durch das traditionelle Wissen der indigenen Gemeinschaft Guaraní in Paraguay über die Vorteile der Pflanze Stevia. Das Gewächs hat es im wahrsten Sinne in sich: Stevia enthält natürliche Süßstoffe und fördert weder Diabetes noch Karies. Die Lebensmittelindustrie hat deswegen großes Interesse an Stevia. „Geht es nach den Konzernen, sollen die Stevia-Bauern nichts vom Milliardengeschäft haben“, reklamiert Markus Amann, Geschäftsführer beim Verein ARCHE NOAH. „Somit geht wichtiges Geld, das in die Erhaltung der biologischen Vielfalt fließen sollte, verloren“.
Offene Diskussion – Fehlanzeige
Das Nagoya-Protokoll zur Internationalen Biodiversitätskonvention soll genau solche Fälle von Bio-Piraterie stoppen. „Dafür muss es aber auch umgesetzt werden. Das ist in Österreich aber bislang nicht geschehen“, so Tina Rametsteiner, Politische Referentin der ARCHE NOAH. „Hier ist Österreich aber immer noch säumig“, setzt sie fort. „Jetzt bewegt sich anscheinend etwas, aber eine öffentliche Diskussion mit den betroffenen AkteurInnen über die beste Vorgehensweise fehlt“, analysiert Rametsteiner.
Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich läuft
Effektive und wirksame Kontrollen sind das um und auf, um Bio-Piraterie zu verhindern. Sie müssen von einer unabhängigen Behörde durchgeführt werden. Weil das in Österreich bislang nicht der Fall ist, hat die EU-Kommission Anfang des Jahres ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich eingeleitet. Staaten wie die Schweiz, Dänemark und Norwegen sind laut einer aktuellen Analyse der ARCHE NOAH Vorbilder in der Umsetzung.
Der Verein ARCHE NOAH weist seit Jahren darauf hin, dass das Nagoya-Protokoll umzusetzen ist und eine Klage droht. „In anderen Ländern wurden Einrichtungen wie das österreichische Umweltbundesamt mit der Überwachung beauftragt. Wird das Umweltbundesamt mit ausreichend personellen und finanziellen Ressourcen ausgestattet, kann es diese Aufgabe bestimmt gut meistern,“ ist sich Rametsteiner sicher.
Biodiversität nachhaltig, wirksam und unbürokratisch
sicherstellen
„Für die bevorstehende Ratifizierung und Umsetzung braucht es dringend klare politische Verantwortlichkeiten und ein koordiniertes Vorgehen der zuständigen Ressorts. Außerdem wollen wir eine tatsächliche Beteiligung der Öffentlichkeit. Nur so kann der Schutz der Biodiversität nachhaltig, wirksam und unbürokratisch sichergestellt werden“, fordert ARCHE NOAH Geschäftsführer Markus Amann.
Hintergrund: Der Verein ARCHE NOAH und seine 15.000 Mitglieder setzen sich seit über 25 Jahren für die Erhaltung und Verbreitung der Kulturpflanzenvielfalt ein. Erfolgreich wird daran gearbeitet, traditionelle und seltene Sorten wieder in die Gärten, auf die Felder und auf den Markt zu bringen.
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender. Verein ARCHE NOAH