Wien (OTS) – Das Programm „Mentoring für MigrantInnen“, das die Wirtschaftskammern Österreichs (WKO) gemeinsam mit dem Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) und dem Arbeitsmarktservice (AMS) im Jahr 2008 gestartet haben, zieht anlässlich seines 10-jährigen Bestehens eine erfolgreiche Bilanz: In mittlerweile 59 Durchgängen wurden österreichweit mehr als 2000 Paare, bestehend jeweils aus einer Mentorin oder einem Mentor aus der Wirtschaft und einem Mentee, gebildet. Bei den Mentees handelt es sich um qualifizierte Personen mit Migrations- oder Fluchthintergrund, denen das Mentoring beim Einstieg in die Arbeitswelt hilft.
Die Mentoren arbeiten sechs Monate mit ihnen zusammen. Wie sehr die Mentees von der Unterstützung profitieren, zeigt auch, dass rund ein Drittel der Mentees bereits während des Programms einen Job findet, wobei vorrangiges Ziel von „Mentoring für MigrantInnen“ gar nicht die Jobvermittlung, sondern die Vorbereitung auf den Einstieg in die Arbeitswelt ist.
In Summe, so betont WKO-Generalsekretärin Anna Maria Hochhauser, profitieren beide Seiten vom „Mentoring für MigrantInnen“: „Es sagen nicht nur neun von zehn Teilnehmern, dass sie das Programm für wichtig und sinnvoll halten, sondern acht von zehn MentorInnen sehen im Programm auch einen Vorteil für ihre Auslandsaktivitäten. Es handelt sich also um eine klassische Win-Win-Situation.“ Mentees können schließlich wichtige Brückenbauer im Export sein.
Arbeitskräftepotenzial gegen Facharbeitermangel einsetzen
Zudem ist es für Hochhauser gerade angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels notwendig, auf das Potenzial an Migrantinnen und Migranten zurückzugreifen. „Qualifizierte MigrantInnen sind ein wichtiges Arbeitskräftepotenzial. Wir können es uns nicht leisten, dieses ungenutzt zu lassen“, sagt Hochhauser.
Dass MigrantInnen es deutlich schwerer als ÖsterreicherInnen haben, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, zeigen die Zahlen: So liegt die Arbeitslosenquote von ÖsterreicherInnen derzeit bei 6,7 Prozent, jene von Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft bei 11,5 Prozent. „Die Gründe dafür sind zum Beispiel geringe Sprachkenntnisse oder die lückenhafte Anerkennung von Qualifikationen. Bei qualifizierten Personen sind darüber hinaus oft das Fehlen der persönlichen Netzwerke und der informellen Kenntnisse über den Arbeitsmarkt Ursache für die geringe Arbeitsmarktintegration.
Das Projekt „Mentoring für MigrantInnen“ setzt daher genau am richtigen Punkt an: Das Knüpfen von Kontakten, die Einführung in Netzwerke und die Unterstützung im Bewerbungsprozess durch engagierte Mentor/inn/en sind für eine rasche Eingliederung in den Arbeitsmarkt zentral“, erklärte Johannes Kopf, Vorstand des Arbeitsmarktservice (AMS).
Fördert Eigenverantwortung und Engagement
Ähnlich betont Franz Wolf, Direktor des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF): „Für die Integration in Österreich ist es besonders wichtig die deutsche Sprache zu erlernen, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen und selbsterhaltungsfähig zu werden. Dafür braucht es vor allem die Eigenverantwortung und das Engagement der ZuwanderInnen und Flüchtlinge. Zum einen spielt die aktive, eigenständige Arbeits- und Stellensuche hier eine zentrale Rolle, zum anderen braucht es Informationen darüber, wie man seine Ausbildung oder seinen Beruf in Österreich anerkennen lassen und rasch ausüben kann. Mit dem Programm „Mentoring für MigrantInnen“ haben wir ein wichtiges Angebot geschaffen, das ZuwanderInnen und Flüchtlingen in ihrer Initiative bei der Arbeitssuche fördert.“
Bewerbungen bis Ende Juni möglich
Der nächste Durchgang des Programms startet im Herbst. Sowohl MentorInnen als auch Mentees können sich ab jetzt bis Ende Juni bewerben. Beim letzten Durchgang wurden österreichweit 227 Mentoringpaare gebildet teil. 90 % der Mentees hatte einen Universitätsabschluss. Der Anteil der teilnehmenden Frauen war sogar leicht höher als jener der Männer.
Erfolgreiche Beispiele der vergangenen Durchgänge
Erfolgreiche Beispiele sind etwa das Mentoringpaar Karin Wenzel (Mentorin) und Gentjana Gjimishka (Mentee). Wenzel arbeitete mit ihrem Mentee viel am Bewerbungsprozess, vom richtigen Anschreiben über den optimalen Lebenslauf bis hin zum korrekten Auftreten. Die aus Albanien stammende Gjimishka, die einen Master of Business Administration hat, fand daraufhin noch während des Mentoringprogramms einen Job im Controlling bei einer Versicherung. „Das Mentoring-Programm kann unglaublich hilfreich sein, solange die Mentees die Chance nutzen und die Angebote in Anspruch nehmen. Mit gutem Wille, viel Arbeit und einer positiven Einstellung ist alles möglich! Das und die Unterstützung meiner Mentorin haben bei mir positive Ergebnisse gebracht. Dank der Tipps meiner Mentorin lernte ich meine beruflichen Erfahrungen und Ausbildung bei der Jobsuche zu nutzen“, berichtet Gjimishka.
Ähnlich erfolgreich war das Mentoringpaar Markus Parzer und Bashar Wattar, ein IT-Spezialist, der 2015 von Syrien nach Österreich kam:
„Beim Mentoring-Programm hatte ich die Chance, Menschen, die eine Leidenschaft für ihren Beruf und Karriere haben, kennen zu lernen. Dabei baute ich ein berufliches Netzwerk auf und bekam Einblick in den Jobmarkt in Österreich. In den begleitenden Workshops, die der ÖIF angeboten hat, bekam ich praktische Tipps für Bewerbungen und lernte mir realistische Ziele zu setzen. „Mentoring für MigrantInnen“ hat mich bei der Jobsuche sehr motiviert und mein Mentor ist auch ein guter Freund geworden“, so Wattar.
Und der eine oder andere Mentee machte sich auch selbstständig. Zum Beispiel gründete der Syrer Mohammad Hisham Hawat sein eigenes Geschäft namens Taybat, das in Wien syrische Süßwaren-Delikatessen vertreibt. „Während des Mentoring-Programms habe ich erkannt, dass ich mich selbstständig machen möchte. Meine Mentorin hat mich auf Förderprogramme aufmerksam gemacht und mir bei der Gründung geholfen. Ich kann „Mentoring für MigrantInnen“ nur weiterempfehlen“, sagt Hawat (PWK372/DFS).
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