Offener Brief der Hochschüler_Innenschaften an den Kunstuniversitäten Österreichs

Graz, Wien, Linz (OTS) – Beim Vernetzungstreffen der Studierendenvertretungen an den Kunstuniversitäten Österreichs in Salzburg am 22.04.2018 verfassten die Vorsitzenden einen offenen Brief, der auch per Post an Bundesminister Dr. Heinz Faßmann und Bundesminister Mag. Gernot Blümel erging.

„Sehr geehrter Herr Bundesminister Dr. Faßmann,

Aufgrund der geplanten Einführung von Studiengebühren sehen wir die Notwendigkeit, uns in dieser Sache an Sie zu richten. Wir, die Hochschüler_innenschaften der österreichischen Kunstuniversitäten, blicken diesen Plänen mit großer Sorge entgegen, da wir hierin eine Bedrohung der Kunst- und Kulturlandschaft Österreichs sehen. Als zukünftige Generation der Kunst- und Kulturschaffenden in Österreich möchten wir Sie auf folgende Problemfelder aufmerksam machen:

Studiengebühren stellen eine soziale Selektion dar. Kunstuniversitäten sind hierbei überproportional betroffen, da laut Studierendensozialerhebung 2015 41 % der Studierenden an Kunstuniversitäten unter finanziellen Schwierigkeiten leiden. Dies betrifft Österreicher_innen genauso wie EU-Bürger_innen und Angehörige von Drittstaaten.

Österreich als international angesehenes Kulturland ist auf den regen Austausch vielfältiger kultureller Hintergründe und ästhetischer Positionen angewiesen.

Mit Studierenden aus über 70 Nationen stellen die Kunstuniversitäten ein entscheidendes Glied in dieser Kette dar. Eine Einführung von Studiengebühren würde diesen Austausch erheblich bedrohen. Österreichische Kunstuniversitäten würden massiv an Attraktivität verlieren, worunter in der Folge das internationale Ansehen der Kunstuniversitäten Österreichs leiden würde.

Durch Aufnahmeprüfungen sind Studien an Kunstuniversitäten ohnehin zugangsbeschränkt. Dabei ist alleine das künstlerische Potenzial der Bewerber_innen entscheidend für eine Zulassung. Ihre soziale und finanzielle Situation dürfen kein zusätzliches Selektionskriterium darstellen – dies hätte auf lange Sicht gravierende Folgen für die künstlerische, pädagogische sowie wissenschaftliche Exzellenz von Studierenden und Absolvent_innen der Kunstuniversitäten.

Ein großer Teil des internationalen Ansehens Österreichs lebt von dessen Ruf als Kunst- und Kulturnation. Hinzu kommt die vielfach belegte Umwegrentabilität und hohe Wertschöpfung durch Kulturinvestitionen. Studiengebühren würden die österreichischen Kunstuniversitäten schwächen und somit die Basis des erfolgreichen Kulturnetzwerks gefährden, von dem Österreich in so hohem Maße nicht zuletzt auch wirtschaftlich profitiert.

Im Interesse der Zukunft der österreichischen Kulturlandschaft appellieren wir daher eindringlich an Sie, auf die Einführung von flächendeckenden Studiengebühren zu verzichten.“

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