Wien (OTS) – Der jährliche Kongress der österreichischen Hebammen findet heuer von 24. bis 26. April in Wien statt. Rund 400 Hebammen aus ganz Österreich werden an dem dreitägigen Fortbildungsprogramm im Colosseum 21 in Wien Floridsdorf teilnehmen, das unter dem Motto „Bewegung ist Leben“ steht. Veranstalter ist die Landesgeschäftsstelle Wien des Österreichischen Hebammengremiums, der Standesvertretung aller rund 2.300 in Österreich tätigen Hebammen.
„Als Hebammen sind wir die Expertinnen für die gesunde Schwangerschaft, die normal verlaufende Geburt und das Wochenbett. Wir betreuen die Frauen und die Neugeborenen und bei vielem, das wir tun, geht es um Gesundheitsförderung und Prävention. Die Frauen wollen das Beste für ihre Kinder und sie sind in der Schwangerschaft und in der ersten Zeit mit dem Baby sehr offen für Informationen zu einem aktiven Gesundheitsverhalten.“, sagt Marianne Mayer, Leiterin des Wiener Hebammengremiums.
Hebammen sind für die physiologische Schwangerschaft, Geburt und die Zeit danach laut Hebammengesetz eigenverantwortlich zuständig. Nur wenn Komplikationen drohen, muss die Hebamme einen Arzt hinzuziehen.
Mayer: „Investitionen in Gesundheitsförderung in der frühen Kindheit rechnen sich. Dazu gibt es viele Studien und internationale Beispiele. Leider kostet mehr Prävention am Anfang mehr Geld, weil die Ausgaben für den großen kurativen Bereich erst langsam sinken.“
Die Zukunft des Hebammenberufs
Ein thematischer Schwerpunkt des Kongresses wird sich mit der Zukunft von Hebammenarbeit beschäftigen. Was brauchen Hebammen in ihrem Berufsalltag? Welche Ressourcen stehen ihnen zur Verfügung? Wo steht der Hebammenberuf in 20 Jahren? Wie können und müssen Hebammen auf äußere Faktoren reagieren?
„Das Aufgabengebiet von Hebammen ist heute sehr viel größer als zum Beispiel vor 20 Jahren. Damals waren wir hauptsächlich die Betreuerinnen im Kreißsaal, heute arbeiten viele Kolleginnen in der freien Praxis, betreiben Hebammenordinationen und ihre Betreuungsangebote beginnen schon früh in der Schwangerschaft und reichen weit ins erste Lebensjahr des Babys hinein“, berichtet Mayer.
Die Anzahl der Hebammen, die an den FHs ausgebildet werden, sei jedoch zu gering. Die Berechnungen des Bedarfs an Hebammen orientierten sich zu stark am Bedarf der Krankenhäuser, der stetig wachsende Bedarf an Hebammen im extramuralen Bereich werde zu wenig berücksichtigt.
Dazu kommt, dass die Geburtenrate in Österreich in den letzten drei Jahren deutlich gestiegen ist. Heute kommen mit 88.000 Kindern um fast 10.000 Kinder mehr zur Welt als noch vor wenigen Jahren.
Marianne Mayer: „Wir steuern auf einen Hebammenmangel in Österreich zu. Darauf weisen wir vom Hebammengremium seit Jahren immer wieder hin und nun zeigen sich erste Reaktionen der Politik. Die Länder Tirol und Oberösterreich finanzieren zusätzliche Hebammen Studiengänge an ihren FHs. In Wien gäbe es diese Bereitschaft der Landesregierung auch, allerdings scheitern wir zurzeit noch an fehlenden Praktikumsplätzen in den Krankenhäusern.“
Wien: zu wenige Kassenhebammen und im Krankenhaus schlechtere Bezahlung als in anderen Bundesländern
Auf die Unterversorgung der Frauen und Kinder im Wochenbett durch Kassenhebammen in Wien weist das Wiener Hebammengremium seit langem hin. Die Wiener Gebietskrankenkasse hat darauf reagiert und im vergangenen Jahr sieben zusätzliche Kassenverträge abgeschlossen, so dass es nun 24 Kassenhebammen in Wien gibt. Laut Marianne Mayer sind das jedoch nach wie vor – auch im Vergleich mit den anderen Bundesländern – viel zu wenige. Mayer gibt auch zu bedenken: „Die Hebammenambulanz im AKH hat ihren Betrieb aufgenommen. Wir begrüßen das sehr und halten es für genau den richtigen Weg, dass Frauen in Wien sich bewusst für eine rein hebammenbetreute Schwangerschaft und Geburt entscheiden können. Für die Betreuung nach der Geburt zuhause brauchen wir jedoch genug Hebammen in Wien, und zwar auch Kassenhebammen für all jene Frauen, die sich keine Wahlhebamme leisten können.“
Für Hebammen, die im Krankenhaus arbeiten, bringt das neue Gehaltsschema der Stadt Wien Zweischneidiges. Auf der einen Seite wurde endlich eine langjährige Forderung erfüllt und die Hebammen sind nun genauso wie die MTDG (gehobene medizinische, therapeutische und diagnostische Gesundheitsberufe) eingestuft, nicht wie bisher im Bereich Pflege. Das trägt ihrem stark eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereich Rechnung. Marianne Mayer: „Auf der anderen Seite haben mir die Gewerkschaftsvertreter in der Verhandlungsgruppe versichert, dass sie immer die Stufe W2/10 für Hebammen in Wiener Krankenanstalten gefordert haben. Dass es jetzt nur die Stufe 9 wurde, sehen sie als Irrtum, den sie dringend nachverhandeln wollen. Ich hoffe sehr, dass die Stadt Wien diesen Irrtum rasch korrigiert. Es geht dabei immerhin um 200 Euro brutto mehr und mit 2.830 Euro hätten wir dann in Wien dasselbe Einstiegsgehalt für Hebammen wie in anderen Bundesländern.“
Einstiegsgehälter von Hebammen in Landekrankenanstalten:
(Vollzeit, brutto, ohne Anrechnung von Vordienstzeiten)
Wien: 2.625 Euro
NÖ: 2.838 Euro
Salzburg: 2.823 Euro
Kärnten: 2.594 Euro
OÖ: 2.442 Euro
Steiermark: 2.197 Euro
Burgenland: 1.960 Euro
Weitere Informationen
[www.kongress.hebammen.at] (http://www.kongress.hebammen.at)
Österreichisches Hebammengremium
Landesgeschäftsstelle Wien
Leiterin: Marianne Mayer, MLS
Tel: 0680 3028926
E-Mail: wien@hebammen.at
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