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Grüne Wien/Kraus, Reiter: Lamar-Abriss offenbart Lücken in der Wiener Bauordnung

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„Die Posse rund um das Kaufhaus Lamarr ist ein Sinnbild verfehlter Baupolitik. Nach dem Abriss des Leiner Gebäudes sollte ein Prestigeprojekt entstehen, das nun erneut abgerissen wird – eine absurde Ressourcenverschwendung“, kritisiert Peter Kraus, Parteivorsitzender der Grünen Wien, angesichts der nun bekannt gewordenen Abrisspläne für den Lamarr-Rohbau. Laut Plan soll der Rohbau erneut weichen – geplant ist ein Abriss bis auf das Erdgeschoss – um anschließend erneut darauf aufzubauen.

Kraus sieht in dem Vorgehen einen klaren Bruch zu den selbst gesteckten Zielen der Stadt: „Die gelebte Abriss-Neubau-Praxis widerspricht sämtlichen Zielen, die sich die rot-pinke Stadtregierung gesetzt hat – sei es in der Smart City Strategie oder im aktuellen ‚WienPlan‘“. Kraus führt aus: „Statt vorhandene Bausubstanz zu nutzen, setzt die Stadtregierung auf Abriss und Neubau, mit gravierenden Folgen für Umwelt und Klima. Abrisse sind ökologisch betrachtet die schlechteste aller Alternativen. Jeder Neubau bindet enorm viel CO2 und ist damit klimaschädlich“ – und weiter: „Wir fordern strengere Regulierungen, damit ein Abriss zur Ausnahme wird. Der Gebäudesektor ist bis heute ein Sorgenkind in Sachen Klimapolitik. So sind 40 Prozent der CO2-Emissionen und 50 bis 60 Prozent der Abfallmengen der Stadt auf den Bausektor zurückzuführen.“

Neuer Park und klimafitte Karl-Schweighofer-Gasse

„Grundsätzlich ist die Fortführung des Projekts begrüßenswert und wir sehen in der Umsetzung einen wichtigen Schritt für den Bezirk. Gleichzeitig möchten wir klar zum Ausdruck bringen, dass wir hohe Erwartungen an die Stumpf Gruppe stellen: Die geplanten Retailflächen sollen einen echten Mehrwert für die untere Mariahilfer Straße bringen – als Impulsgeber für Frequenz“, sagt Neubaus Bezirksvorsteher Markus Reiter.

„Die Fertigstellung des öffentlich zugänglichen Dachparks stellt einen bedeutenden Gewinn für Wien dar: Mit einer Fläche vergleichbar dem Siebensternpark entsteht hier ein neuer, öffentlich zugänglicher Grünraum mit Bäumen und einer attraktiven innerstädtischen Ruheoase über den Dächern Wiens. Die vereinbarte klimafitte Neugestaltung der Karl-Schweighofer-Gasse im Anschluss an die Fertigstellung des Projektes – mit neuen Bäumen, barrierefreier Gestaltung und einer insgesamt hellen und qualitätsvollen Atmosphäre bringt vor allem für alle Anrainer:innen einen Mehrwert. Der Verzicht der Stumpf Gruppe, die Dachflächen nicht gastronomisch zu nutzen, ist für die Nachbarschaft ein Gewinn“, so Reiter weiter.

Bedauerlich ist es, dass es im Vorfeld nicht gelungen ist, die frei gewordenen Flächen des Warenhauses für kulturelle Nutzungen umzugestalten, kritisiert Reiter: „Auch der angekündigte Rückbau entspricht nicht dem, was wir unter einem ökologisch nachhaltigen Vorgehen verstehen. In den kommenden Monaten ist zudem mit massiven Beeinträchtigungen für die untere Mariahilfer Straße und die Anrainer:innen zu rechnen.“

Bauordnung greift zu kurz und Klimagesetz bleibt zahnlos

Der Fall Lamarr zeigt deutlich auf, dass der rechtliche Rahmen in Wien nicht ausreicht, um den Baubestand effektiv zu schützen. Der Klimacheck, der mit dem Klimagesetz eingeführt wird, greift nicht und auch in der Bauordnung gibt es gravierende Lücken. Kraus dazu: „Was wir brauchen, ist ein echter Bestandsschutz und eine Baupolitik im Sinne der Ressourcenschonung“. Die Wiener Grünen fordern daher eine Novelle der Bauordnung mit verpflichtenden Konzepte für Rückbau und Wiederverwendung sowie einer generellen Bewilligungspflicht für Abrisse.

Neben gesetzlichen Änderungen braucht es aber auch mehr Mut und einen grundlegenden Bewusstseinswandel seitens der Stadtregierung. „Auch beim Haus der Jugend in Wieden oder beim Bezirkszentrum Kagran wurde auf Abriss gesetzt statt Umbaukonzepte zu verfolgen. Wir sehen, dass es nicht nur an Instrumenten, sondern auch am politischen Willen fehlt, endlich eine nachhaltige Bauwende einzuläuten“, so Kraus. Abschließend fordert Kraus mehr Tempo auf dem Weg zu einer nachhaltigen Umbaukultur, denn „Abrisse zu vermeiden bedeutet Umweltschutz.“

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