Wirkung von Standards: Neue Studie zeigt Milliarden-Effekt für Österreichs Wirtschaft | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

Wirkung von Standards: Neue Studie zeigt Milliarden-Effekt für Österreichs Wirtschaft

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  • Standards sind in Österreich verantwortlich für rund 20 % des realen BIP-Wachstums (entspricht 1 Milliarde Euro pro Jahr).
  • Standards schaffen Arbeitsplätze: 6,5 % des jährlichen Beschäftigungswachstums oder 1.500 Vollzeitäquivalente pro Jahr.
  • Standardisierung trägt zu 30 % zum Wachstum der allgemeinen Arbeitsproduktivität bei.

Der richtige Anschluss mit Standards

Normen sorgen dafür, dass eines zum anderen passt; z. B. das Papier zum Drucker, die Treppenhöhe zur gelernten Schritthöhe oder ein ethisch verantwortungsvoller Umgang mit KI. Während Herr und Frau Österreicher selten gezielt auf Standards in ihrem Alltag achten, nutzen heimische Unternehmen die Möglichkeiten von Normen strategisch, vor allem, um in Exportmärkten rasch und sicher Fuß zu fassen. Eine Norm bietet wichtiges Schwarmwissen aus sogenannten Normungsgremien, das im eigenen Unternehmen dann als Blaupause verwendet werden kann. Wer also die internationalen Standards für sein Produkt oder seinen Service nutzt, kann rasch lokal, aber gleichzeitig auch global produzieren und vermarkten. In Zeiten akut zunehmender Handelshemmnisse bleiben Standards damit als wesentliche und stabile Brücken aufrecht.

Die jetzt für Österreich vorliegenden Untersuchungsergebnisse zu den makroökonomischen Effekten von Normen ähneln den Resultaten anderer europäischer Länder signifikant. Stefan Haigner, Studienautor und Gesellschafter der GAW, dazu: „Wir haben uns methodisch eng an Studien für Deutschland, Frankreich, die nordischen Länder oder Großbritannien angelehnt. Die Ergebnisse für Österreich liegen dabei im Rahmen internationaler Vergleichsstudien, was die Aussagekraft zusätzlich stützt. Und die ermittelten Werte sprechen eine eindeutige Sprache. Rund ein Fünftel des jährlichen BIP-Wachstums kann von uns auf Normen zurückgeführt werden. Bedenken wir: Allein der Effekt von Standards auf die Wertschöpfung rangiert hierzulande in Größenordnungen wie jener eines Infrastrukturprojektes à la Brennerbasistunnel.“

Die wichtigen Hebel hinter den Effekten von Normen

Die Forschungsergebnisse der Innsbrucker Spezialisten für Wertschöpfungsanalysen erlauben Rückschlüsse auf die wichtigsten Hebel, die aus Normen für die heimische Wirtschaft entstehen: „Standards schaffen nicht nur Sicherheit und Vertrauen für rund 9 Millionen Menschen in Österreich, sie funktionieren auch als gemeinsame Sprache. Als einheitliche Rahmenbedingungen zwischen Marktakteur:innen erleichtern sie die Integration von gerade kleinen und mittleren Unternehmen in globale Lieferketten“, erklärt Austrian Standards CEO Valerie Höllinger den Begriff Interoperabilität aus Unternehmenssicht und führt vertiefend aus: „Standards sind Grundlage für effizienten und sicheren globalen Handel. Wer Standards nutzt, arbeitet nicht nur effizienter, sondern auch zukunftssicher. Für ein exportorientiertes Land wie Österreich sind sie der Schlüssel zu Märkten, technischer Kompatibilität und gesichertem Qualitätsniveau – weltweit.“

Rolemodel Viewpointsystem GmbH aus Wien

Das Unternehmen produziert in der Seestadt Aspern Eyetracking-Systeme bzw. Smartglasses für die ganze Welt. Maßgeblich entscheidend für die schnelle Entwicklung einer für das Auge sicheren Technologie sowie den raschen Eintritt in globale Märkte waren bereits vorhandene internationale Standards. „Unsere Technologie macht es möglich, dass Person A am Notebook sitzt und Person B, die zum Beispiel gerade sensible Wartungsarbeiten durchführt, punktgenau über Eyetracking sicher für das Auge instruieren kann. Hier gab es gleich mehrere Standards, die wir direkt anwenden konnten“, erklärt Gründer und CEO Nils Berger den operativen Mehrwert von Standards.

Rolemodel EET – Efficiency Energy Technology GmbH aus Graz

Das junge steirische Unternehmen ist der heimische Experte für sichere Balkonkraftwerke und damit Teil eines umkämpften Marktes. „Wo es schon einen guten Standard, also eine technische Blaupause gibt, spare ich eigenen Entwicklungsaufwand, der wiederum Geld und Zeit spart. Der Go-to-Market kann beschleunigt werden, was in einem kompetitiven internationalen Umfeld wie dem Bereich PV-Produktion Gold wert ist“, betont Jan Senn, CMO.

Details zur Studie

Durchgeführt wurde von GAW eine ökonometrische Paneldatenanalyse mit fixen Effekten. Grundlage ist eine modifizierte Cobb-Douglas-Produktionsfunktion, in die die zusätzliche Anzahl gültiger Standards als erklärende Variable eingeführt wurde. Die über einen zehnjährigen Beobachtungszeitraum (2013 – 2023) mit Start 2024 durchgeführte Regressionsanalyse untersucht für Österreich messbare Effekte der Standardisierung auf wesentliche Indikatoren wie Beschäftigung, Arbeitsproduktivität und vor allem das BIP. Sehr stark sind die Beiträge von Normung zudem bei der wichtigsten Kennzahl: Dass das BIP jedes Jahr um durchschnittlich 5 Mrd. Euro und damit um 1,22 % gewachsen ist, können die Tiroler Forscher zu rund einem Fünftel auf Standardisierung zurückführen (0,24 %). Das bestätigt und unterstreicht deren gesamtwirtschaftliche Bedeutung mit jährlich rund 1 Mrd. Euro an realem BIP-Zuwachs (bewertet zu Preisen von 2023). Die Analyse belegt, dass Standardisierung sowohl die Arbeitsproduktivität als auch die Beschäftigung messbar steigert: So ist während des Betrachtungszeitraums ein Beschäftigungswachstum (gemessen an der Anzahl geleisteter Arbeitsstunden) von durchschnittlich 0,53 % pro Jahr zu beobachten. Etwa ein Dreizehntel des Zuwachses (0,04 Prozentpunkte) ist auf gemeinsame technische Standards zurückzuführen, das entspricht 1.500 Vollzeitäquivalenten. Noch deutlicher zeigt sich der Einfluss der Standardisierung auf die Arbeitsproduktivität, was in Zeiten des Arbeits- und Fachkräftemangels unverzichtbar ist. Hier liegt der Beitrag zum jährlichen Wachstum von 0,68 % bei fast einem Drittel (0,2 %).„Standards bündeln offenbar zahlreiche indirekte Effekte: Sie fördern Interoperabilität, senken Transaktionskosten, ermöglichen Automatisierung und erleichtern Innovation“, interpretiert Forscher Stefan Haigner den deutlichen Impact.

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