Donauinselfest 2025: Inklusion braucht mehr als Symbolik – ÖGLB fordert echte Teilhabe
Das Donauinselfest 2025 hat mit der erstmaligen Aufnahme einer Gebärdensprach-Performance der schwerhörigen Künstlerin Pam Eden einen wichtigen Schritt gesetzt. Der Österreichische Gehörlosenbund (ÖGLB) begrüßt ausdrücklich, dass Inklusion sichtbar wird und das Bewusstsein für die Anliegen von Menschen mit Behinderungen wächst.
Doch: Eine einzelne Performance ersetzt keine barrierefreie Festivalorganisation.
Gleichzeitig möchten wir betonen: Eine einzelne künstlerische Performance kann keine barrierefreie Gesamtorganisation ersetzen. Uns ist bewusst, dass vollständige Barrierefreiheit nicht von heute auf morgen erreicht werden kann und Veränderungen Zeit und vor allem Ressourcen benötigen. Dennoch reicht ein isoliertes „Inklusionskonzert“ nicht aus, um echte Teilhabe zu gewährleisten. Echte Inklusion bedeutet, dass Vielfalt und Barrierefreiheit von Anfang an in die gesamte Festivalorganisation integriert werden – und nicht, dass einzelne Programmpunkte als „inklusiv“ herausgestellt werden, während der Großteil des Festivals weiterhin zahlreiche Barrieren aufweist. Ein isoliertes Inklusionskonzert läuft Gefahr, zum Feigenblatt zu werden, das Teilhabe suggeriert, während strukturelle Ausgrenzung im restlichen Programm bestehen bleibt. Inklusion sollte kein Zusatzangebot sein, sondern als selbstverständlicher Standard in allen Bereichen eines Festivals mitgedacht und umgesetzt werden.
Feigenblatt statt Fortschritt?
Der ÖGLB kritisiert, dass die Inklusionsbemühungen beim Donauinselfest 2025 überwiegend symbolischen Charakter hatten. Tatsächlich wurde nicht einmal die Moderation des Inklusionskonzertes auf der Hauptbühne in Österreichische Gebärdensprache (ÖGS) gedolmetscht. Von Pam Eden wurden lediglich vier Lieder performt, sie war zudem nicht durchgehend auf der Leinwand sichtbar, und es gab unseres Wissens auch keine reservierten Plätze vor der Bühne um eine bessere Sicht der Gebärden-Performance für gehörlose Besucher:innen zu gewährleisten. Der eingesetzte Avatar, der als innovative Inklusionsmaßnahme präsentiert wurde, ist von der Community stark kritisiert und als unzureichend empfunden worden.
Der ÖGLB warnt davor, dass Inklusion so zur bloßen Symbolik verkommt – ein klassischer Fall von „Inclusion Washing“. Ohne kontinuierliche Verdolmetschung bleiben gehörlose Besucher:innen weiterhin von weiten Teilen des Programms ausgeschlossen.
ÖGLB-Forderungen für echte Inklusion:
· Barrierefreiheit und Inklusion müssen von Beginn an integraler Bestandteil der gesamten Festivalorganisation sein.
· Deaf Lead: Gehörlose Expert:innen sollen aktiv in Planung, Umsetzung und Bewertung einbezogen werden.
· Qualifizierte Dolmetsch- und Übersetzungsdienste müssen durchgängig verfügbar sein.
· Die Deaf Community ist frühzeitig und verbindlich zu beteiligen – nicht nur punktuell.
Zitat Lukas Huber, ÖGLB-Generalsekretär:
„Es ist unsere Aufgabe, auf Mängel in der Umsetzung der Inklusion hinzuweisen – ganz im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention und des Mottos ‚Nichts über uns ohne uns‘. Symbolische Gesten reichen nicht aus.“
Zitat Helene Jarmer, ÖGLB-Präsidentin:
„Bitte nehmen Sie bereits vor der Planung eines (Inklusions-)Konzerts oder ähnlicher Veranstaltungen Kontakt mit uns auf, um eine wirklich inklusive und partizipative Umsetzung sicherzustellen.“
Kontakt für Rückfragen und Beratung:
Österreichischer Gehörlosenbund – politik@oeglb.at
Nur durch echte Teilhabe, professionelle Dolmetschdienste und konsequente Einbindung kann das Donauinselfest zu einem Fest für alle werden.
Der ÖGLB steht Veranstalter:innen und Interessierten gerne beratend zur Seite.
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