Weltflüchtlingstag: Millionen Geflüchtete ohne Hilfe – CARE warnt vor Folgen massiver Unterfinanzierung
Anlässlich des Weltflüchtlingstags am 20. Juni warnt CARE Österreich vor der alarmierenden Unterfinanzierung der internationalen Flüchtlingshilfe. Laut dem Refugee Funding Tracker des UN-Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR) sind derzeit lediglich zehn Prozent der benötigten Mittel zur Unterstützung von Geflüchteten und Vertriebenen weltweit bereitgestellt (Stand: 16. Juni 2025). Gleichzeitig kürzen immer mehr Staaten, darunter wichtige Geber wie die USA und europäische Länder, ihre Budgets für humanitäre Hilfe deutlich.
„Politischer Druck und wirtschaftliche Herausforderungen bringen immer mehr Staaten dazu, ihre Beiträge zur humanitären Hilfe zu kürzen – mit folgenreichen Auswirkungen. Während die internationale Flüchtlingshilfe geschwächt wird, steigt die Zahl der weltweit Vertriebenen“, warnt Andrea Barschdorf-Hager, Geschäftsführerin von CARE Österreich. „Fehlende finanzielle Unterstützung lässt Menschen, die vor Krieg, Gewalt oder Naturkatastrophen fliehen, in größter Not zurück – ohne Nahrung, sauberes Wasser, Gesundheitsversorgung oder Schutz. Wir appellieren eindringlich an Regierungen und die internationale Gemeinschaft, die Hilfsleistungen für Geflüchtete deutlich aufzustocken, unabhängig von deren Herkunft oder Aufenthaltsort.“
Die Situation ist besonders in langfristigen und akut eskalierenden Flüchtlingskrisen dramatisch: Für die Unterstützung von Geflüchteten aus dem Sudan in den Nachbarländern stehen derzeit nur 15 Prozent der benötigten Gelder zur Verfügung. Für Geflüchtete aus der Demokratischen Republik Kongo sind es sogar nur 10 Prozent. Auch in anderen Krisenregionen wie Syrien (10 Prozent), Afghanistan (18 Prozent), Venezuela (7 Prozent) und der Ukraine (12 Prozent) sind die regionalen Flüchtlingshilfspläne massiv unterfinanziert.
Sudan: Eine der größten Vertreibungskrisen der Welt
Der Sudan gehört seit dem Ausbruch des gewaltsamen Konflikts im April 2023 zu den größten Flüchtlingskrisen weltweit. Rund zwölf Millionen Menschen mussten ihr Zuhause verlassen – ein Drittel davon sucht Schutz in den Nachbarstaaten Tschad, Südsudan, Zentralafrikanische Republik, Äthiopien, Libyen oder Ägypten. In den dort überfüllten Flüchtlingscamps mangelt es an Wasser, Nahrung und Medikamenten. Die unzureichende finanzielle Unterstützung droht diese prekäre Situation weiter zu verschlechtern, denn die Not wächst schneller als die Hilfe: CARE fordert eine deutliche Aufstockung der Hilfsleistungen, die sich am tatsächlichen Bedarf orientiert und nachhaltige Unterstützung über reine Soforthilfe hinaus sichert. Dafür braucht es auch eine bessere Koordination, politischen Willen und die aktive Einbindung der Betroffenen.
Sarah Easter, CARE-Nothilfereporterin, war vor kurzem im Südsudan. Sie beschreibt die Lage vor Ort: „Menschen graben mit bloßen Händen im Sand nach Wasser. Fast alle Geflüchteten haben Angehörige verloren. Kinder werden auf der Flucht von ihren Eltern getrennt, schlafen aus Angst vor Hyänen auf Bäumen. Mütter fliehen mit ihren Babys auf dem Rücken. Wer es über die Grenze schafft, ist erschöpft, verletzt, unterernährt. Und findet oft keine Hilfe: Weil die Gelder fehlen, schließen Gesundheitszentren. Medikamente sind knapp, Essensverteilungen werden gestoppt. Diese Menschen haben die Flucht überlebt, doch ohne Unterstützung ist ihr Leben weiter bedroht.“
DR Kongo: Gewalt führt zu neuer Vertreibungswelle
Seit Jahrzehnten zwingen bewaffnete Konflikte, ethnische Spannungen und chronischer Hunger in der Demokratischen Republik Kongo Millionen Menschen zur Flucht. Die jüngste Eskalation der Kämpfe im Osten des Landes hat die Notlage massiv verschärft: Allein seit Jänner wurden über 1,1 Millionen Menschen in den Provinzen Nord- und Südkivu vertrieben. Gelder für Versorgung und Schutzmaßnahmen fehlen, insbesondere für Frauen und Kinder, die einem hohen Risiko von Gewalt und Ausbeutung ausgesetzt sind.
So hilft CARE: Mit Programmen in über 120 Ländern erreichte CARE im Jahr 2024 mehr als 53 Millionen Menschen – über die Hälfte davon Frauen und Mädchen. Im Sudan, der DR Kongo und den Nachbarregionen leistet CARE lebensrettende Soforthilfe mit Nahrung, Trinkwasser, Notunterkünften und medizinischer Versorgung. Ein besonderer Fokus liegt auf dem Schutz von Frauen und Mädchen vor Gewalt. Gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen leistet CARE psychosoziale Unterstützung, sichert Lebensgrundlagen und stärkt die Resilienz der Gemeinschaften.
Achtung Redaktionen: Sarah Easter, CARE-Nothilfereporterin, befindet sich derzeit in der Demokratischen Republik Kongo und steht für Interviews auf Deutsch zur Verfügung – gerne auch zu ihren jüngsten Einsätzen, u.a. im Südsudan und Tschad, wo sie mit sudanesischen Geflüchteten gesprochen hat. Bei Interesse melden Sie sich gerne unter stephanie.weber@care.at.
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