Diskussionen um höhere Wettsteuer in Österreich: Was sind die Folgen? | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

Diskussionen um höhere Wettsteuer in Österreich: Was sind die Folgen?

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Die Steuerreform hat ein neues Lieblingsfeindbild hervorgebracht, nämlich die Wettsteuer. Was bis vor kurzem noch mit einem Schulterzucken hingenommen wurde, sorgt nun für hitzige Diskussionen in den Chefetagen der Buchmacher, den Vorstandsbüros von Sportvereinen und nicht zuletzt in den Kommentarspalten der Wett-Community.

Der Grund liegt auf der Hand, denn seit dem 1. April 2025 gilt eine neue Regelung, die den bisherigen Satz von 2 Prozent auf satte 5 Prozent des Einsatzes anhebt. Für Außenstehende mag das wie eine harmlose Anpassung wirken, doch in der Praxis verschieben sich damit die Kräfteverhältnisse im gesamten Wettmarkt.

Warum die Steuererhöhung kam und weshalb gerade jetzt

Wenn die Politik nach neuen Einnahmequellen sucht, ist der Weg zu einem Beschluss meist nicht weit. Dieses Mal traf es die Buchmacher. Der Staat braucht Geld und entschied sich mit dem Glücksspiel dafür, bei einem ohnehin umstrittenen Bereich zuzugreifen. Wobei Sportwetten offiziell in Österreich immer noch als Geschicklichkeitsspiel gelten.

Die Erhöhung kam jedoch nicht völlig überraschend. Schon seit einiger Zeit wächst in Europa der Drang, den Glücksspielmarkt stärker zu regulieren. Mit nur 2 Prozent auf den Einsatz war Österreich im internationalen Vergleich bislang eher zurückhaltend. Die nun geltende 5-Prozent-Regelung soll genau diesen Zustand beenden. Gleichzeitig verfolgt die Regierung das Ziel, auch Online-Anbieter ohne steuerliche Lücken stärker in die Pflicht zu nehmen.

Offiziell heißt es, es gehe um Steuergerechtigkeit, mehr Verbraucherschutz und eine fairere Beteiligung der boomenden Branche am Staatsbudget. Doch ein genauer Blick zeigt, dass auch der Druck auf die öffentlichen Finanzen dabei eine wesentliche Rolle gespielt haben dürfte. Ursprünglich war diese Maßnahme in einem anderen Zeitrahmen vorgesehen. Dass sie nun über Nacht umgesetzt wurde, kam für viele Beteiligte überraschend und hinterließ in der Branche mehr Fragen als Antworten.

So reagieren Wettanbieter auf die neuen Vorgaben

Buchmacher spüren die neue Abgabe dort am deutlichsten, wo es ihnen wirtschaftlich weh tut, nämlich bei der Marge, denn die Steuer wird auf den Bruttoeinsatz erhoben. Das bedeutet, dass selbst verlorene Wetten mit einer Abgabe belegt werden, was aus Sicht der Anbieter äußerst ungünstig ist.

Die Branche hat darauf sehr unterschiedlich reagiert. Einige geben die Steuer direkt an die Kunden weiter. Bei Cashpoint wird der Einsatz zum Beispiel um 5 Prozent reduziert. Aus 100 Euro werden also nur noch 95, die tatsächlich ins Spiel fließen. Interwetten verfolgt ein anderes Modell, bei dem die Steuer auf den potenziellen Gewinn angerechnet wird, während der Einsatz gleich bleibt. In beiden Fällen spürt der Kunde die Veränderung unmittelbar im Geldbeutel.

Andere Anbieter wiederum versuchen, ihre Kundschaft zu halten, indem sie die Steuerbelastung selbst tragen. Admiral und Tipico gehören zu dieser Gruppe. Diese Strategie mag sympathisch wirken, ist aber mit erheblichen finanziellen Risiken verbunden. Gleichzeitig verschafft sie diesen Anbietern auch einen Wettbewerbsvorteil, solange sie die Mehrbelastung durchhalten können.

Margendruck und Kundenschwund – das bedeutet die Steuer für die Nutzer

Die neue Regelung sorgt dafür, dass Wettkunden mehr zahlen oder weniger gewinnen, je nach Anbieter. Bei einigen schrumpft der Einsatz, bei anderen fällt die Auszahlung schmaler aus und in vielen Fällen ist gar nicht transparent, wie die Steuer konkret berechnet wird. Das sorgt für Verwirrung und Unmut.

Die neue Abgabe hat zudem das Potenzial, das Nutzerverhalten langfristig zu verändern. Der Reiz, zu ausländischen Plattformen zu wechseln, ist verlockend. Dort winken oft bessere Quoten und höhere Gewinne, weil die Steuer nicht anfällt. Das Problem liegt dabei im Detail. Diese Anbieter arbeiten häufig ohne österreichische Lizenz, was bedeutet, dass sie außerhalb des regulierten Rahmens agieren. Dort gibt es weder Schutzmechanismen noch rechtliche Sicherheit.

Die Steuer führt also nicht nur zu einem fühlbaren Verlust an Spielwert, sondern auch zu einer Verschiebung des Vertrauens. Viele langjährige Nutzer fragen sich inzwischen, ob das System noch zu ihren Gunsten funktioniert oder sie zu bloßen Zahlern geworden sind.

Wenn Sponsoring leidet – welche Rolle Sportverbände und Vereine spielen

Was auf den ersten Blick wie ein reines Branchenproblem aussieht, hat längst den Weg in die Welt des Sports gefunden. Viele österreichische Vereine, insbesondere im Fußball, sind auf das Sponsoring durch Wettanbieter angewiesen. In Trikots, Stadien und Nachwuchsförderung fließt Geld aus der Glücksspielbranche.

Das betrifft nicht nur die großen Clubs, sondern vor allem kleinere Vereine, die ohnehin ums Überleben kämpfen. Wenn dort das Geld ausbleibt, stehen nicht nur Trainerhonorare oder Auswärtsfahrten auf der Kippe, sondern auch ganze Nachwuchsprogramme. In der Folge droht dem Breitensport eine stille, aber tiefgreifende Erosion.

Die rechtliche Lage und warum ein Steuertrick nicht funktioniert

Die gesetzliche Grundlage ist eindeutig formuliert. Die Wettgebühr ist im österreichischen Gebührengesetz verankert und gilt für alle Anbieter, die sich mit ihrem Angebot an den heimischen Markt richten. Dabei spielt es keine Rolle, ob ein Unternehmen seinen Sitz in Wien, auf Malta oder sonst wo hat. Entscheidend ist, ob österreichische Kunden bedient werden.

Einige Nutzer hoffen dennoch, der Steuer durch technische Umgehungen entgehen zu können. VPN-Dienste oder die Nutzung von Plattformen mit ausländischer Lizenz gelten in einschlägigen Foren als vermeintliche Lösungen. In der Praxis bringt das allerdings große Risiken mit sich, denn wer auf illegalen Seiten wettet, verzichtet auf Schutzmechanismen, kann im Streitfall keine Auszahlungen erzwingen und verliert möglicherweise sein gesamtes Guthaben.

Gleichzeitig hat der Staat begonnen, seine Kontrollmechanismen zu verschärfen. Auch Zahlungsdienstleister geraten stärker ins Visier, um die Umgehung der Steuer zu erschweren. Der Gedanke, man könne das System einfach austricksen, erweist sich daher als trügerisch.

Marktverzerrung und Grauzonen – wohin sich der österreichische Wettmarkt entwickeln könnte

Ein realistischer Blick in die Zukunft offenbart einige Schattenseiten. Die kleineren Anbieter geraten durch die Steuer stärker unter Druck, da ihnen oft die finanziellen Reserven fehlen, um diese zusätzlichen Kosten abzufangen. Einige dürften sich langfristig aus dem österreichischen Markt zurückziehen oder ganz aufgeben.

Für die großen Player bietet sich dadurch die Chance, ihren Marktanteil auszubauen. Weniger Wettbewerb führt allerdings auch zu weniger Innovation, höheren Preisen und weniger Transparenz für die Nutzer. Gleichzeitig könnten vermehrt Wetten über nicht regulierte Anbieter abgeschlossen werden. Der Reiz ist groß, die Risiken ebenfalls.

Die Wettsteuer sollte eigentlich Kontrolle bringen, doch sie könnte unbeabsichtigt genau das Gegenteil bewirken. Wenn zu viele Nutzer abwandern, verliert der Staat Steuereinnahmen und auch die Kontrolle über einen Markt, der ohnehin nicht für seine Transparenz berühmt ist.

Ein endgültiges Fazit lässt sich kaum ziehen. Die neue Wettsteuer ist mehr als eine bloße Zahl. Sie verändert Abläufe, erschüttert Strukturen und wirbelt ganze Geschäftsmodelle durcheinander. Was als fiskalische Maßnahme begann, entwickelt sich gerade zu einem Zündstoff der Politik mit weitreichenden Folgen für Anbieter, Kunden und alle, die irgendwo inmitten von Profit und gesellschaftlicher Verantwortung ihren Platz finden müssen.

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