„kulturMontag“ am 2. Juni: Thomas Mann, Salzburger Pfingstfestspiele und LGBTQ+ unter Druck
Der „kulturMontag“ am 2. Juni 2025 um 22.30 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON, präsentiert von Peter Schneeberger, befasst sich anlässlich des 150. Geburtstags mit dem politischen Weltliteraten Thomas Mann – inkl. der Spieldoku „Bekenntnisse des Hochstaplers Thomas Mann“, die nach dem Magazin um 23.15 Uhr auf dem Programm steht. Ebenso Thema der Sendung ist die außergewöhnliche Uraufführung, die sich Kultregisseur Barrie Kosky für die bevorstehenden Salzburger Pfingstfestspiele ausgedacht hat. Sein „Hotel Metamorphosis“ ist ein modernes Opern-Pasticcio, in dem er Musikstücke des Barockkomponisten Antonio Vivaldi mit fünf Geschichten von Ovid zu einem völlig neuen Abend mixt. Weiters befasst sich das ORF-Kulturmagazin mit politischem Druck, dem sich die LGBTQ+-Gemeinschaft in zahlreichen Ländern ausgesetzt sieht.
Im Bann von Thomas Mann – Der politische Weltliterat
Ob „Buddenbrooks“, „Der Zauberberg“ oder „Der Tod in Venedig“: In seinen Romane lieferte der literarischer Magier Thomas Mann präzise Analysen der Gesellschaft. Auch 150 Jahre nach seiner Geburt stehen er und sein Werk hoch im Kurs. Manns Texte wie sein Leben werden verfilmt, auf die Bühne gebracht, seine Bücher rund um den Erdball gelesen, selbst Biografien über ihn werden zu Bestsellern. Ganze Bibliotheken hat die Thomas-Mann-Forschung bereits gefüllt. Auch zu seinem politischen Werdegang, der von den antidemokratischen „Betrachtungen eines Unpolitischen“ aus dem Jahr 1918 bis zum geläuterten „Appell an die Vernunft“ von 1930 eine erstaunliche Wendung genommen hatte und ihn zu einer der großen und wichtigen Stimmen gegen Hitler werden ließ. Im Exil in Kalifornien rief der Weltliterat zwischen 1941 und 1945 über Radiosendungen der BBC seine Landsleute dazu auf, im Krieg die Seiten zu wechseln und die NS-Diktatur zu bekämpfen. Seine klaren und pointierten Reden sind ein bedeutendes politisches Vermächtnis und zeigen Manns Einsatz für die Demokratie. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg blieben seine Radiosendungen trotz Anfeindungen ein wichtiger Teil seines politischen Engagements. Klar benannte Thomas Mann den verbrecherischen Charakter des NS-Regimes, wüst und wortgewaltig beschimpfte er die deutsche Führung und versuchte, sich per Äther mit dem deutschen Volk zu verbünden. Mit klarer, harter und pointierter Sprache, die unverkennbar den großen Schriftsteller zeigte.
Echo aus dem Barock – Barrie Koskys „Hotel Metamorphosis“
Bei den bevorstehenden Salzburger Pfingstfestspielen präsentiert die künstlerische Leiterin Cecilia Bartoli eine ganz ungewöhnliche Uraufführung: Eine Art Vivaldi-Recycling, das sich Kultregisseur Barrie Kosky ausgedacht hat. Sein „Hotel Metamorphosis“ ist ein modernes Opern-Pasticcio, in dem er Musikstücke des Barockkomponisten mit fünf Geschichten von Ovid zu einem völlig neuen Abend mixt. Schon lange wollten die beiden Superstars in Salzburg zusammenarbeiten, doch der dichte Terminkalender ließ dies bisher nicht zu. Auch die Findung des Themas war nicht einfach. Und da sich keine Oper fand, mit der beide zufrieden waren, entwickelte Kosky die Idee eines szenischen Neuarrangements verschiedener Kompositionen von Antonio Vivaldi. Im „Hotel Metamorphosis“ treffen einige der Protagonisten aus den „Verwandlungen“ des römischen Dichters Ovid aufeinander. Erzählt wird etwa die Geschichte der Weberin Arachne, die in eine Spinne verwandelt wird, von Echo und Narcissus, oder auch von Pygmalion. Insgesamt fünf Episoden sind durch Orpheus verbunden, auf der Bühne von Schauspielerin Angela Winkler dargestellt. Seit mehr als 2000 Jahren prägen die „Metamorphosen“ des Ovid unsere Kultur, sind von Shakespeare bis heute unerschöpfliche Quellen und Inspiration. Kombiniert mit Antonio Vivaldis einzigartigem Klangkosmos entsteht ein unglaubliches Werk zwischen Traum und Wirklichkeit. Am Pult steht Vivaldi-Experte Gianluca Capuano, Cecilia Bartoli selbst gibt die Eurydice und Arachne, Countertenor Philippe Jaroussky den Narcissus und Pygmalion. Via Schaltung nach Salzburg spricht Peter Schneeberger mit Regisseur Barrie Kosky über die Produktion.
Per Dekret gegen Diversität – Die LGBTQ+-Gemeinschaft unter Druck
Mit Partys, Paraden und Protest setzt sich die LGBTQ+-Community Jahr für Jahr im Juni für Vielfalt, Selbstbestimmung und Gleichberechtigung ein. 1970 wurde der Pride Month in New York ins Leben gerufen, um Vorurteile zu überwinden. Doch 55 Jahre später werden etwa in den USA, Ungarn und in der Slowakei überholt geglaubte Feinbilder mit Rückgriff auf alte Stereotype neu befeuert. Auch in Österreich. Überall auf der Welt werden Menschen dafür angegriffen, wen sie lieben, wie sie sich kleiden, und letztlich dafür, wer sie sind. In vielen Ländern bedeutet das Leben als lesbische, schwule, bisexuelle, transgender, queere, intergeschlechtliche, asexuelle oder agender Person tägliche Diskriminierung. In den USA wurden unter Donald Trump etwa die Antidiskriminierungsrichtlinie abgeschafft und selbst für renommierte Unis die Förderungen eingefroren, weil sie sich für Diversität einsetzen. Als erster Bundesstaat hat Utah Pride-Flaggen in Schulen und Regierungsgebäuden verboten. Viktor Orbán hat in Ungarn erst im April die Verfassung geändert, sodass nur noch zwei Geschlechter anerkannt und öffentliche LGBTQ+-Veranstaltungen wie die Budapest Pride verboten sind. Und auch Robert Fico ließ sich nach eigenen Angaben von Donald Trump inspirieren – in der Slowakei sollen die Rechte der queeren Community per Verfassung beschnitten werden. In Österreich steigen die registrierten Hassverbrechen aufgrund von sexueller Orientierung gewaltig an, weiß Politikwissenschafter Michael Hunklinger, der dieser Tage sein neues Buch „Wir werden nicht verschwinden“ veröffentlicht.
Nach dem Magazin:
„Bekenntnisse des Hochstaplers Thomas Mann“ (23.15 Uhr)
Fast 50 Jahre lang arbeitete Thomas Mann an seinem Roman „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“. In keinem anderen Werk hat der Schriftsteller so viele seiner persönlichen Sehnsüchte und Ängste einfließen lassen. André Schäfers Spieldoku wirft einen Blick hinter die Fassade des gefeierten Erzählers und gleichzeitig in die schillernde Welt seines literarischen Alter Egos Felix Krull. Während Krull wie ein Magnet die Elite anzieht, täuscht, verführt und sich als erfolgreicher Hochstapler inszeniert, ringt Thomas Mann mit seinen inneren Konflikten: Er sehnt sich nach Anerkennung, verbirgt seine wahre Identität und damit sein homosexuelles Begehren, ist stets bemüht, die Rolle des untadeligen Familienvaters zu spielen. Die ineinander verschlungenen Lebenswege von Mann und Krull verweben sich zu einer fesselnden Reise durch Exil, Selbstinszenierung und die bittersüße Kunst des Verstellens. Aus einem Kaleidoskop aus ausschließlich Originalzitaten und fiktionalen Szenen entsteht mit feiner Ironie eine cineastische Hommage an den Menschen hinter dem Mythos Thomas Mann und den Hochstapler in jedem von uns. Schauspieler Sebastian Schneider schlüpft in die oszillierende Doppelrolle Thomas Mann / Felix Krull.
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender. ORF