Katholische Jugend Österreich für geschlechtergerechte Jugendpastoral und Kirche
Die Katholische Jugend Österreich (KJÖ) tritt für mehr Geschlechtergerechtigkeit in der katholischen Kirche ein. Speziell in der Jugendpastoral braucht es ein hohes Maß an Geschlechtergerechtigkeit in Sprache und Umgang, um den Jugendlichen auf Augenhöhe und wertschätzend in ihren jeweiligen Lebenssituationen zu begegnen. „Wir sehen Ungerechtigkeiten und Ungleichgewichte, die der Glaubwürdigkeit der Kirche schaden. Es sollte im Interesse der Kirche sein, sich zu öffnen und wirklich alle Menschen anzusprechen. Dies hat Papst Franziskus mit dem Synodalen Prozess begonnen und wird wohl von Papst Leo XIV. fortgesetzt,“ betonen Klemens Lesigang, Elisabeth Wanek und Rafael Haigermoser, die gemeinsam das Vorsitz-Team der Katholischen Jugend Österreich bilden.
Dem Plädoyer der KJÖ für mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche liegt ein bereits mehrere Jahre andauernder Dialogprozess zugrunde. Dabei wurden Leitfäden und Handreichungen erarbeitet, um zur Bewusstseinsbildung beizutragen und in der jugendpastoralen Arbeit einen Fokus auf Geschlechtergerechtigkeit zu legen. Wichtige Impulse boten neben der inhaltlichen Auseinandersetzung die „Synodalen Tischgespräche“, die heuer gemeinsam mit den Jugendstellen der österreichischen Diözesen durchgeführt wurden. „Bei diesen Gesprächen haben wir wahrgenommen, dass uns trotz unterschiedlicher Meinungen ähnliche Themen und ein gemeinsames Anliegen bewegen: Wie können wir Schritte in Richtung einer glaubwürdigen und gerechten Kirche setzen?“, so Haigermoser und fährt fort, „Wir sind der Überzeugung, dass es dazu letztlich auch konkrete Maßnahmen und echte Veränderung braucht.“
Lehramtliche Öffnungen notwendig
Aus Sicht der Katholischen Jugend Österreich umfassen diese eine Zulassung aller getauften und ausgebildeten Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht zu allen kirchlichen Ämtern, die Abschaffung des Pflichtzölibats, die Beauftragung von Lai*innen zur Krankensalbung, Eheassistenz und Taufspendung, sowie generell eine deutlichere Wertschätzung und Anerkennung aller Beziehungen, Familienkonstellationen und Lebensrealitäten durch die Kirche.
Im Blick auf den Zugang zu den Weiheämtern spricht sich die Katholische Jugend Österreich für eine größere Weite aus. Schließlich würden nicht nur männliche Personen die Berufung zur Weihe verspüren: „Wir sind davon überzeugt, dass der Zugang zu Weiheämtern nicht an ein Geschlecht gebunden sein sollte“, so Elisabeth Wanke und Klemens Lesigang führt weiter aus: „Wir nehmen wahr, dass der verpflichtende Zölibat Hürde und Belastung für berufene Menschen darstellen kann. Wir sprechen uns daher für die Abschaffung des Pflicht-Zölibats aus.“
Beauftragung zu Taufe, Krankensalbung, Assistenz bei Eheschließungen
Darüber hinaus sollte die katholische Kirche die vielfältigen und unterschiedlichen Talente der Menschen, die sich zu einem christlichen Leben berufen fühlen, mehr wertschätzen. Ein erster Schritt wäre es, theologisch ausgebildete Lai*innen mit der Spendung der Sakramente der Krankensalbung und Taufe sowie der Assistenz zur Eheschließung zu betrauen.
Eine Beauftragung von Lai*innen mit der Spendung der Krankensalbung würde dem oftmals bestehenden Vertrauensverhältnis zwischen Patient*in und Seelsorger*in Rechnung tragen. „Außerdem würde dies die Tatsache berücksichtigen, dass Menschen unterschiedliche Fähigkeiten und Charismen haben. Auf diese sollte gerade im sensiblen Bereich der Krankenhausseelsorge nicht verzichtet werden“, ist Klemens Lesigang überzeugt.
Mit Blick auf die Taufbeauftragungen von Lai*innen sieht die KJÖ, dass einzelne Diözesen schon jetzt die kirchenrechtlichen Möglichkeiten nutzen. „Wir setzen uns dafür ein, den kirchenrechtlichen Rahmen in allen österreichischen (Erz-)Diözesen auszuschöpfen und ausgebildeten Lai*innen die ordentliche Spendung der Taufe zu ermöglichen“, konkretisiert Lesigang und führt weiter aus: „Gleiches gilt für die Assistenz bei Eheschließungen durch theologisch ausgebildete Lai*innen.“
Anerkennung, Wertschätzung, Selbstverpflichtung
Die Katholische Jugend Österreich tritt außerdem dafür ein, dass die gelebte Vielfalt aller Beziehungen, Familienkonstellationen und Lebensrealitäten von der Kirche Anerkennung und Wertschätzung erfahren. „Unterschiedliche Formen von Beziehungen sollten keinen Ausschlussgrund von den Sakramenten darstellen“, ist Rafael Haigermoser überzeugt und erläutert: „Die Ehe hat für junge Menschen nach wie vor eine große Bedeutung. Daher setzt sich die KJÖ für eine Öffnung der Ehe für alle Paare ein, die in einer auf Liebe und Treue beruhenden Beziehung leben.“
Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche endet für die Katholische Jugend Österreich nicht mit der Heteronormativität. Gerade für inter und trans Personen sollten Personenstandsänderungen und die Löschung von falschen Namen und Geschlechtseinträgen in kirchlichen Dokumenten ermöglicht werden. „Als Katholische Jugend Österreich haben wir uns selbst verpflichtet, unsere Mitarbeitenden nicht aufgrund ihrer sexuellen Orientierung, geschlechtlichen Identität oder Beziehungsform zu diskriminieren. Das halten wir auch für die Kirche für zielführend, um zukunftsfähig, glaubwürdig und gerecht zu sein“, schließt das Trio an der Spitze der Katholischen Jugend Österreich.
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