Schallmeiner/Grüne zum internationalen ME/CFS-Tag: Gegebene Versprechen endlich umsetzen
„Die Politik hat im Finanzausgleich den Betroffenen von postviralen Erkrankungen ein Versprechen gegeben, es wird Zeit, dieses umzusetzen“, betont der Gesundheitssprecher der Grünen, Ralph Schallmeiner, anlässlich des internationalen ME/CFS-Tags. Er erinnert daran, dass sich die Bundesländer im Rahmen des Finanzausgleichs verpflichtet haben, Versorgungsstrukturen für Menschen mit ME/CFS und anderen postviralen Erkrankungen zu schaffen und auszubauen. „Bisher ist nichts geschehen. Die Betroffenen warten seit Jahren auf konkrete Maßnahmen, während die Mittel längst bereitstehen“, kritisiert Schallmeiner.
Die aktuelle Situation sei für viele Patient:innen schlichtweg unzumutbar, auch abseits der letzte Woche in einer Recherche dargelegten offenkundig systematischen Schikane durch die PVA. „Es ist geradezu zynisch, wenn eine Landesrätin meint, es reiche, die Betroffenen im niedergelassenen Bereich zu koordinieren, anstatt endlich eine interdisziplinäre, interprofessionelle Ambulanz mit Anbindung an das nationale Referenzzentrum in Wien zu schaffen“, sagt Schallmeiner und weiter: „Die Patient:innen von Pontius zu Pilatus zu schicken, bedeutet, sie weiterhin unversorgt zu lassen und ihnen selbst so etwas Grundlegendes wie eine Diagnose vorzuenthalten.“
Ein zentrales Problem bei ME/CFS ist die sogenannte Post-Exertionelle Malaise, kurz PEM. „Jede zusätzliche Belastung, jeder unnötige Weg kann für Betroffene einen sogenannten Crash auslösen – eine massive Verschlechterung des Gesundheitszustands, die Tage oder sogar Wochen andauern kann“, erklärt Schallmeiner und hält fest: „Gerade deshalb ist es so wichtig, dass ME/CFS-Patient:innen nicht dauernd durch das Gesundheitssystem geschickt werden. Was für andere eine Kleinigkeit ist, kann für diese Menschen zu einer existenziellen Verschlechterung führen.“
Schallmeiner verweist darauf, dass es in Österreich im Schnitt fünf bis acht Jahre dauert, bis Betroffene überhaupt eine Diagnose erhalten. „Das ist ein unhaltbarer Zustand. Die Menschen werden von einer Stelle zur nächsten geschickt, ohne dass ihnen wirklich geholfen wird. Es fehlt an zentralen Anlaufstellen, an Expertise und an Koordination. Das Gesundheitssystem ist für diese Patient:innen ein kafkaeskes Labyrinth, das sie immer wieder an den Anfang zurückwirft. Haben sie dann eine Diagnose, dann kommt auch noch die PVA und erschwert den Alltag noch weiter.“
Für Schallmeiner ist klar: „Zentrale, interdisziplinäre Anlaufstellen sind kein Luxus, sondern eine medizinische und gesellschaftliche Notwendigkeit. Nur so kann verhindert werden, dass Patient:innen durch ein fragmentiertes System geschleust werden, das ihrer Erkrankung nicht gerecht wird und sie zusätzlich gefährdet.“ Er fordert daher, dass die dafür eindeutig zuständigen Bundesländer endlich handeln und die im Finanzausgleich vereinbarten Strukturen schaffen. „Die Zeit der Ausreden ist vorbei. Die Politik muss jetzt liefern. Wir werden dazu auch im morgigen Plenum des Nationalrats einen entsprechenden Antrag einbringen. Die Betroffenen haben ein Recht auf Versorgung, auf eine fundierte Diagnose und auf einen individuellen Therapieplan, genauso wie sie ein Recht auf menschenwürdige Behandlung durch die PVA haben. Es darf nicht länger sein, dass sie jahrelang im Stich gelassen werden.“
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