EU-Parlament gefährdet Wolfsschutz: Tierschutz Austria warnt vor politischem Dammbruch
Das Europäische Parlament hat heute beschlossen, den Schutzstatus des Wolfs von „streng geschützt“ auf „geschützt“ zu senken. Tierschutz Austria verurteilt diesen Schritt mit Nachdruck. Die Entscheidung sendet ein gefährliches Signal und ignoriert wissenschaftliche Erkenntnisse ebenso wie geltendes EU-Recht. Besonders für Österreich, wo der günstige Erhaltungszustand der Wolfspopulation noch längst nicht erreicht ist, stellt diese Herabstufung eine ernsthafte Bedrohung dar. Nun liegt es beim Europäischen Rat Mitte Juni diesen Fehler zu korrigieren.
Fragwürdiger Umgang mit EU-Recht – Entscheidung im Europäischen Rat im Juni
Zwar wurde die FFH-Richtlinie (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) formal nicht geöffnet, doch erfolgte die Herabstufung des Wolfs auf rechtlich nicht legale Weise. Damit schafft die Entscheidung zum Wolfschutz einen Präzedenzfall, der die Grundlage für weitere politische Eingriffe in den Artenschutz ebnen könnte.
“Der Wolf wurde vom EU-Parlament heute geopfert – obwohl die Bevölkerung das mehrheitlich nicht will, wie sich in der von der EU Kommission selber initiierten Umfrage Ende 2023 herausstellte. Auch unser Wolfreport ergab: 3 von 4 Österreicher:innen unterstützen den strengen Schutz des Wolfes”, so Michaela Lehner, Leiterin der Stabstelle Recht von Tierschutz Austria. „Rein Juristisch gesehen ist ohne Erreichen eines günstigen Erhaltungszustands, eine Herabstufung weder zulässig noch verantwortbar. Deswegen kann der europäische Rat das auch mitte Juni nicht so annehmen.“
Österreich: Kaum Wölfe – aber besonders viele Abschüsse
In Österreich wurden im laufenden Jahr nur fünf Wolfsrudel nachgewiesen – für einen günstigen Erhaltungszustand wären mindestens 30 bis 50 Rudel erforderlich. Dennoch hat Österreich in den letzten zwei Jahren mehr Wölfe getötet als Deutschland in über zwei Jahrzehnten. „Wir haben kein Wolfsproblem, sondern ein Abschussproblem“, so Leona Fux, Biologin und Artenschutzexpertin von Tierschutz Austria. „Die meisten getöteten Tiere waren Durchzügler – neue Wölfe folgen zwangsläufig nach. Abschüsse wirken daher nicht nachhaltig, sondern führen lediglich zu populistischen Scheinerfolgen. Der tatsächliche Lösungsweg liegt im bundesweiten, finanziell geförderten Herdenschutz, nicht in einer Symbolpolitik zulasten geschützter Arten.“
Tierschutz Austria fordert:
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Ende der pauschalen Abschüsse ohne günstigen Erhaltungszustand
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Wissenschaftlich fundiertes Wolfsmonitoring
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Flächendeckender, geförderter Herdenschutz
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Konsequente Strafverfolgung bei Wildtierkriminalität
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