Concordia-Preise 2025 im Parlament verliehen: Ehrenpreis für Lebenswerk von Armin Thurnher | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

Concordia-Preise 2025 im Parlament verliehen: Ehrenpreis für Lebenswerk von Armin Thurnher

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Der Presseclub Concordia ehrte gestern Abend im Parlament herausragende publizistische Leistungen im Sinne der Pressefreiheit, Menschenrechte und journalistischen Qualität mit den Concordia-Preisen 2025. Die Auszeichnung in der Kategorie Pressefreiheit ging an Barbara Tóth („Falter“) für ihren Beitrag „Am Beispiel Alexandra Föderl-Schmid“. Darin legte sie die Mechanismen offen, derer sich „Propaganda-Portale“ bedienen, um Journalist:innen systematisch zu diskreditieren, so die Begründung der Jury.

In der Kategorie Menschenrechte wurden die freien Journalisten Johannes Greß und Christof Mackinger ausgezeichnet. Ihre im „Standard“ erschienene Recherche „Donau-Kreuzfahrten: Ausbeutung inmitten von Luxus und Flussromantik“ überzeugte die Jury unter dem Vorsitz von Heide Schmidt. Der Bericht beleuchtet die Ausbeutung hinter der Fassade von Luxus und Tourismus.

Armin Thurnher, Mitbegründer und Herausgeber des „Falter“, wurde für sein Lebenswerk geehrt. Er gehöre seit Jahrzehnten zu den „prägenden und prägnantesten Stimmen des Landes“ und zeichne sich in seinem publizistischen Wirken sprachlich wie moralisch durch seine „kompromisslose Haltung“ im Dienst einer aufgeklärten Öffentlichkeit aus.

Bures: Demokratie und unabhängiger Journalismus bilden eine „symbiotische Kombination“

Demokratie und unabhängiger Journalismus bedingten einander und bildeten eine „symbiotische Kombination“, erklärte Dritte Nationalratspräsidentin Doris Bures in ihren Eröffnungsworten. Das eine könne ohne das andere nicht bestehen. Doch sowohl die parlamentarische Demokratie als auch der Journalismus hätten „schon bessere Zeiten erlebt“, da sie mitunter „heftigen Attacken“ ausgesetzt seien. „Plumpe Autokratien“ verhehlten ihre Verachtung für ein „ausgewogenes System aus Checks and Balances“ nicht und präsentierten sich selbst als überlegenes und effizienteres Modell der Machtausübung, verwies Bures auf Russland und die USA. Umso wichtiger sei es, der Ethik und dem Verantwortungsgefühl im Journalismus „den Rücken zu stärken“ – auch angesichts steigenden ökonomischen Drucks. Gleichzeitig sehe sich die Medienlandschaft einer Glaubwürdigkeitskrise und wachsendem Legitimationsdruck ausgesetzt. Diesen Tendenzen gelte es mittels Integrität, Transparenz und Professionalität entgegenzuwirken, sagte Bures.

Stuiber und Schmidt über den Mut, nicht nachzulassen

Auf die Angriffe gegen den unabhängigen Journalismus ging auch Petra Stuiber, Vizepräsidentin des Presseclub Concordia, in ihren einleitenden Worten ein. 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs seien Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und freie Medien für manche nicht mehr „die höchsten aller Werte“. Für diesen Befund müsse man „nur über den Atlantik blicken“, doch auch in Österreich werde diese „Saat ausgesät“. Der Vertrauensverlust betreffe neben den Medien auch die Wissenschaften und staatlichen Institutionen, berief sich Stuiber auf den Historiker Christopher Clark. Wir stünden nun vor der Entscheidung zwischen einer pluralistischen, rechtsstaatlichen Demokratie und einer Reihe autoritärer Alternativen. Es gelte nun, sich „nicht neutral“ zu verhalten, sondern für die Freiheit der Medien und damit für die Demokratie zu kämpfen – und dabei „nicht nachzulassen“, so Stuiber. Dies sei auch der Sinn der Concordia-Preise: nämlich jenen Anerkennung zu zollen, die „nicht nachlassen, den Finger in die Wunden zu legen“.

Dafür müsse der Journalismus frei und unabhängig sowie seinem Berufsethos verpflichtet und vor allem mutig sein, erklärte Jury-Vorsitzende Heide Schmidt. Bei den Einreichungen sei spürbar, wie sehr es auf ein differenziertes Wahrnehmungsvermögen ankomme, um dem Beruf des:der Journalist:in nachzugehen, aber auch, wie viel Mut dies erfordere.

Christoph Mackinger und Johannes Greß in der Kategorie Menschenrechte ausgezeichnet

Vor dem Hintergrund der am Sonntag abgehaltenen Landtags- und Gemeinderatswahl in Wien bezeichnete es Journalistin Naz Küçüktekin in ihrer Laudatio als „demokratische Schieflage“, wenn rund ein Drittel der Menschen im wahlfähigen Alter nicht wählen dürften, weil diese über keine österreichische Staatsbürgerschaft verfügten. Es sei ein Ergebnis politischer Entscheidungen, wer eine Stimme bekomme und wer nicht, wer dazugehöre und wer „draußen bleiben“ müsse. Journalismus, wie er von Christof Mackinger und Johannes Greß betrieben werde, könne laut Küçüktekin auch jenen Gehör verschaffen, deren Stimmen sonst nicht vernehmbar seien. So werde es möglich, jene Strukturen zu hinterfragen, die bestimmen, „wer spricht und wer schweigen muss“.

Preisträger Johannes Greß ging in seiner Rede auf die Arbeitsbedingungen auf Donau-Kreuzfahrtschiffen ein, wo Menschen für Stundenlöhne unter drei Euro arbeiteten und für Gewerkschaften oder Behörden kaum zu erreichen seien. Zudem bedankte er sich bei Unterstützer:innen aus der Zivilgesellschaft und forderte bessere Rahmenbedingungen für freien Journalismus. Er kritisierte die aktuelle Praxis von Inseratenvergaben und Presseförderung, die jenen zugutekomme, die „Lügen, Hass und Hetze auf Papier drucken“.

Concordia-Preis in der Kategorie Pressefreiheit geht an Barbara Tóth

Medienanwältin Maria Windhager würdigte in ihrer Laudatio Barbara Tóth als „herausragende Journalistin, Autorin und Wissenschaftlerin“, die sich durch ihre „tiefgehenden Recherchen“ und „kritische Distanz“ auszeichne. Ihr Beitrag „Am Beispiel Alexandra Föderl-Schmid“ habe mit der Thematisierung von „Hass und Hetze“ gegen Journalist:innen einen „empfindlichen Nerv der Pressefreiheit“ getroffen. Indem sich Tóth mit der Dissertation von Alexandra Föderl-Schmid befasste, habe sie die „unverhältnismäßigen und haltlosen“ Plagiatsvorwürfe gegen diese entkräften können – unter dem Risiko, selbst „ins Visier von Rechtsaußen“ zu geraten. Öffentlichkeit und Medien wären sonst dem „rechten Framing hilflos ausgesetzt“ gewesen, so Windhager.

Barbara Tóth selbst bedankte sich bei ihrer Familie, ihrer Redaktion beim „Falter“ sowie ihren „Mentoren“, dem Historiker Oliver Rathkolb, dem verstorbenen Karel Schwarzenberg, mit dem sie bei mehreren Buchprojekten zusammengearbeitet hat, und einem weiteren Preisträger des Abends – Armin Thurnher.

Armin Thurnher für sein Lebenswerk ausgezeichnet

Thurnher stehe in einer Reihe österreichischer Publizisten, die „dem Land ein Gesicht gegeben haben, das es selbst nicht so gerne sieht“, führte Schriftsteller Franz Schuh in seiner Laudatio aus. Müsste er Thurnhers Beruf benennen, so würde er ihn als Intellektuellen bezeichnen – ein „heikles Wort“, das einen totgesagten Typus beschreibe. Sein Wirken sei laut Schuh „geprägt von der Mühsal der Revitalisierung von Aufklärung“, die sich etwa in Thurnhers Essay „Republik ohne Würde“ widerspiegle. In diesem Sinne entspreche er einem „Sisyphos der österreichischen Publizistik“, den man sich jedoch – frei nach Albert Camus – als einen glücklichen Menschen vorstellen müsse, so Schuh.

Thurnher zeigte sich erfreut, den Preis für sein Lebenswerk „noch zu seinen Lebzeiten“ zuerkannt zu bekommen und dankte etwa seiner Redaktion beim „Falter“, da ein Lebenswerk „nie das Werk eines einzelnen“ sei. Er fürchte jedoch, Österreich nicht so geprägt zu haben, wie es ihm zugeschrieben werde und attestierte sich selbst „Wirkungslosigkeit“. So habe er bereits vor 20 Jahren ein „europäisches Silicone Valley“ gefordert, um der „kommunikativen Dominanz“ der USA etwas entgegenzusetzen. In diesem Bereich habe er ebenso wenig bewirken können wie in der österreichischen Medienszene, die immer noch „in weiten Teilen eine Veranstaltung zur Eliminierung von Kreativität“ sei. „Um nicht unbescheiden zu sein“, nahm Thurnher den Preis aber „auch ohne Wirkung“ entgegen. (Schluss) wit

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung sowie eine Nachschau auf vergangene Veranstaltungen finden Sie im Webportal des Parlaments.


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