Transgourmet zieht sich aus geplanter Standortentwicklung in Wien West zurück
Der führende heimische Gastronomie-Großhändler Transgourmet Österreich wird den geplanten Neubau eines nachhaltigen Gastronomie-Großmarkts mit angeschlossenem Logistikzentrum am Standort Wien West/Auhof nicht weiterverfolgen. Trotz eines rechtsgültigen und 2022 unterzeichneten Baurechtsvertrags mit den Grundstückseigentümern Stadt Wien und ASFINAG fehlt nach wie vor Planungssicherheit. Die bundesweite Gesetzeslage in Österreich ermöglicht es, Projekte dieser Art über einen sehr langen Zeitraum zu verzögern oder zu blockieren. «Das ist Realität, und diese müssen wir als Unternehmen zur Kenntnis nehmen. Als ordentliche Kaufleute wissen wir: Wer Verantwortung übernimmt, muss auch den Mut haben, einen Schlussstrich zu ziehen – insbesondere dann, wenn zentrale Rahmenbedingungen dauerhaft unklar bleiben“, erklärt Manfred Hayböck, Geschäftsführer von Transgourmet Österreich. „Das von uns geplante Projekt hätte eine seit Jahrzehnten ungenützte Gewerbefläche erstmals sinnvoll aktiviert und dabei ein starkes Signal für nachhaltige Stadtentwicklung, wirtschaftliche Dynamik und moderne Infrastruktur gesetzt.“
Verzögerungen auf unbestimmte Zeit – Pachtkosten bleiben
„Trotz intensiver Vorarbeit konnte bislang keine tragfähige Umsetzungsperspektive geschaffen werden. Diese Entscheidung ist uns alles andere als leichtgefallen,“ so Hayböck weiter. „Aufgrund der verbleibenden Rechtsunsicherheiten zum vertraglich vereinbarten Long Stop Date Mitte 2025 sowie der Möglichkeit weiterer Verzögerungen und allfälliger – derzeit nicht absehbarer – Einsprüche in den weiteren Genehmigungsverfahren haben wir uns entschieden, aus dem Projekt auszusteigen.»
Geplant war ein vollständig CO₂-neutraler Gastronomie-Großmarkt, der Gastronomie- und Hotelleriebetriebe der Stadt Wien mit E-LKW beliefern sollte. Die Logistik wäre am Stadtrand gebündelt worden – zur Entlastung innerstädtischer Verkehrsachsen.
„Dieser Tag ist kein Grund zum Jubeln: Entstanden wäre der nachhaltigste Gastronomie-Großmarkt des Landes. Neben einem wirtschaftlichen Verlust für die Eigentümer*innen entgehen auch der Bauwirtschaft dringend benötigte Investitionen in der Größenordnung eines hohen zweistelligen Millionenbetrags. Darüber hinaus hätten wir 250 sichere Arbeitsplätze geschaffen.“
Autobahnknoten Wien West: Gewerbefläche bleibt ungenutzt
Das Grundstück am Autobahnknoten Wien West-Auhof liegt seit Jahren brach: Eine ehemalige Großtankstelle, ein heruntergekommenes Hotel sowie Verkehrsflächen auf über 24.000 m² sind seit vielen Jahren ungenutzt. Die Fläche ist gewerblich-industriell gewidmet und wurde im Rahmen der Stadtplanung „Produktive Stadt“ als Logistikstandort vorgesehen.
Die Wiener Landesregierung stellte im Jänner 2024 fest, dass das Vorhaben nicht UVP-pflichtig ist. Gegen diesen Bescheid wurde Beschwerde erhoben – von einer außerhalb Wiens agierenden Bürgerinitiative. „Der erste Verhandlungstermin beim Bundesverwaltungsgericht wurde nach 16 Monaten nun für Mitte Mai 2025 angesetzt“, so Hayböck. „Allein diese Zeitschiene macht deutlich, dass keine Planungssicherheit besteht.“
Bestehende Standorte versorgen die Stadt – neue Optionen werden geprüft
Transgourmet beliefert auch weiterhin Gastronomie- und Hotelleriebetriebe in Wien – von den bestehenden Standorten in Wien Nord, Brunn am Gebirge und Krems/NÖ aus. Diese stoßen allerdings zunehmend an ihre Kapazitätsgrenzen. Das bedeutet in der Praxis: längere Zustellwege, mehr Fahrten durch das Stadtgebiet – genau das, was man durch den Standort Wien West vermeiden wollte.
„Wir glauben weiterhin an den Standort Wien als attraktiven Logistik- und Wirtschaftsraum und schließen nicht aus, ein ähnliches Projekt in Zukunft an anderer Stelle zu realisieren“, betont Hayböck. „Wir verfolgen mit großem Interesse, wie sich das Areal nun weiterentwickeln wird – und hoffen, dass es künftig einer Nutzung zugeführt wird, die dem Standort gerecht wird und ähnlich positive Aspekte für Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Nachhaltigkeit entfalten kann.“
Zeitlauf:
2014: Die Stadt Wien (konkret: MA21) hat eine „Standortuntersuchung Knoten Auhof und Umgebung“ initiiert. Diese Untersuchung stellte verschiedene Nutzungsszenarien gegenüber: Neben der Logistiknutzung wurden die Nutzungen für Sport, Sonderwohnen bzw. Stadtentwicklung untersucht. Die Studie kommt zum Ergebnis, dass die Nutzung für Logistikzwecke am sinnvollsten wäre; Alternativen wie Wohnen oder Einzelhandel wurden ausgeschlossen. Auf Basis dieser Untersuchungen wurden auch die Planungen für den Standort begonnen.
2017: Die Fläche wurde im Gemeinderat mit den Stimmen aller Fraktionen (Ausnahme FPÖ) im Zuge der Stadtplanung „Produktive Stadt“ als Bereich definiert, der ausschließlich für gewerblich-industrielle Nutzung vorgesehen ist. Das bedeutet, dass das Gebiet künftig für genau diesen Nutzungszweck, der als solcher in der Stadtentwicklung definiert wurde, eingesetzt werden soll
2022: Unterzeichnung eines rechtsgültigen Baurechtsvertrages zwischen den Vertragsparteien Stadt Wien und ASFINAG sowie Transgourmet. Start Planung Standort-Errichtung
Anfang 2023: Einreichung seitens Transgourmet zur Erteilung der notwendigen Baugenehmigungen
Anfang 2024: Bescheid der Wiener Landesregierung, dass das Vorhaben nicht UVP-pflichtig ist; gegen diesen Bescheid wird Einspruch von Pro Thayatal erhoben
Mai 2025: Verhandlungstermin Mitte Mai am Bundesverwaltungsgericht zur Klärung der Frage, ob der Beschwerde von Pro Thayatal rechtgegeben wird und eine UVP verpflichtend durchgeführt werden muss; der Mittelwert für die Dauer von UVP-Verfahren liegt bei 22,6 Monaten – also rund zwei Jahren[1]
Fakten zum geplanten Standort Wien West:
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Nutzung statt Brachland: Eine Fläche von 24.000 m² ist vollständig versiegelt – Tankstelle, Hotel, Parkplätze
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Nachhaltigkeit: Dach- und Fassadenbegrünung, CO₂-neutrale Zustellung, Photovoltaik, keine fossilen Brennstoffe
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Verkehrsentlastung: Bündelung von Lieferfahrten am Stadtrand, weniger Verkehr im Stadtgebiet
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Gutachten bestätigt: Keine negativen Auswirkungen auf Klima, Kaltluftströme oder Umweltqualität
- Arbeitsplätze & Investitionen: 250 neue Jobs, rund 85 Mio. Euro Bauvolumen für die heimische Bauwirtschaft
[1] Quelle mittlere Verfahrensdauer UVP 22,6 Monate, Parlament; https://www.parlament.gv.at/aktuelles/pk/jahr_2024/pk0514#:~:text=Verfahrensdauer:%2022%2C6%20Monate%20im,17%2C6%20Monaten%20entschieden%20werden.
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