GLOBAL 2000: Klimaschutz in Wien am Scheideweg
m Vorfeld der Wien-Wahl nimmt die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 in einer ausführlichen Analyse Klimaschutz in der Bundeshauptstadt unter die Lupe. Fazit – es besteht trotz ambitionierter Ziele klarer Handlungsbedarf.
„Die Stadt Wien hat sich ehrgeizige Ziele gesteckt und will bis 2040 klimaneutral werden. Das ist sehr positiv, allerdings lassen die Fortschritte noch zu wünschen übrig. Sowohl der Anteil an Gasheizungen, als auch der Anteil des Individualverkehrs sind in den letzten fünf Jahren nicht entscheidend zurückgegangen. In den nächsten fünf Jahren fällt die Entscheidung, ob es Wien tatsächlich gelingen wird, das Ziel zu erreichen, die Stadt bis 2040 unabhängig von fossilen Energieträgern zu machen. Dessen sollten sich alle Verantwortlichen bewusst sein,“ nimmt Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher bei GLOBAL 2000, die künftige Stadtregierung in die Pflicht.
Mobilitätswende ade?
So hält sich der Anteil des motorisierten Individualverkehrs in Wien aktuell bei einem Viertel des Gesamt-Verkehrsmix. Die daraus resultierenden 75 Prozent Anteile des Umweltverbundes (Öffis, Fahrradfahren, zu Fuß gehen) sollten laut selbstgestecktem Plan bis 2025 ganze fünf Prozent höher liegen.
Das bis 2030 avisierte Ziel von 85 Prozent würde nicht zuletzt durch den geplanten Bau einer neuen, umstrittenen Autobahn in weite Ferne rücken. „Die Lobau-Autobahn würde den Verkehr massiv erhöhen und ist mit geschätzten Kosten von 2,4 Mrd. Euro ein Milliardengrab. Ein Ausbau des öffentlichen Verkehrs könnte hier, mit bis zu 2 Milliarden Euro Einsparpotenzial, die budgetäre Situation massiv entspannen. Gleichzeitig wäre eine Absage dieses Straßenbauprojektes aus dem vorigen Jahrhundert eine wichtige Kurskorrektur hin zur notwendigen Mobilitätswende“, rechnet Wahlmüller vor.
Zu viel Gas
Mangelnde Fortschritte verortet GLOBAL 2000 auch beim Gas- Ausstieg. Zwar hat die Stadt Wien ein klares Bekenntnis dazu, Pläne wurden ausgearbeitet und Vorzeigebeispiele präsentiert – große Fortschritte sind jedoch noch nicht zu erkennen.
So hat Wien aktuell einen Anteil von etwa 46 Prozent an Gasheizungen in Privathaushalten. Gegenüber 2012 ein Rückgang um lediglich zwei Prozentpunkte. Die Umstellung muss jetzt schneller gehen. Wahlmüller mahnt: „Der vollständige Umbau der Wärmeversorgung in 15 Jahren ist ein Großprojekt mit vielen
Vorteilen, wie einer unabhängigen Energieversorgung mit langfristig stabilen Preisen. Allerdings braucht es rasch die gesetzlich festgelegten Rahmenbedingungen und flächendeckend attraktive Förderungen, damit das auch wirklich passiert. Vorzeigeprojekte alleine reichen nicht.“
Erneuerbare Energieerzeugung steigt zu langsam
Bis 2030 soll der Anteil an der erneuerbaren Energieerzeugung verdreifacht sein. Seit 2005 ist jedoch lediglich ein Anstieg um knapp zwei Drittel gelungen. „Wien wird als Großstadt immer auf Energieimporte angewiesen sein, aber beim Ausbau von Sonnenenergie ist noch viel Luft nach oben. Hier gilt es aufs Tempo zu drücken,“ so Wahlmüller weiter.
Masterplan für Anpassung an Klimakrise gefordert
Nicht zuletzt muss unbedingt die Anpassung an bereits unvermeidbare Folgen der Klimakrise forciert werden. Die Stadt wird sich vor allem im Sommer aufheizen – Tendenz stark steigend. Die negativen gesundheitlichen Auswirkungen für die gesamte Bevölkerung, aber vor allem ältere und kranke Menschen sowie Kinder sind bereits jetzt spürbar.
Erst letztes Jahr war mit 52 Hitzetagen im Sommer in der Innenstadt ein neuer Negativrekord zu verzeichnen. GLOBAL 2000 fordert deshalb einen Masterplan zur Begrünung und Entsiegelung von Wien. „Der nächste Hitzesommer kommt bestimmt. Es wird Zeit, dass das Retro-Konzept der autogerechten Stadt mit durchgängig grauen Asphaltwüsten durch die Vision einer Gartenstadt, mit viel Grün, Aufenthaltsflächen im Freien, Bäumen und naturnahen Flächen in der Stadt abzulösen und damit die Lebensqualität der Wiener- und Wiener:innen entscheidend zu verbessern,“ appelliert Wahlmüller abschließend.
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender. GLOBAL 2000