Caritas zum 14. Jahrestag Syrienkrieg: Quo vadis, Syrien? | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

Caritas zum 14. Jahrestag Syrienkrieg: Quo vadis, Syrien?

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Mit dem überraschenden politischen Umsturz in Syrien am 8. Dezember 2024 endete ein halbes Jahrhundert der Diktatur der Familie Assad – ein markanter Wendepunkt im politischen Geschehen des Nahen Ostens, der neben Freude und Erleichterung über die Befreiung des Regimes nach wie vor Unsicherheit und die Frage mit sich bringt, wie es nun weitergehen kann in Syrien. Die Übergangsregierung der HTS unter Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa etablierte ein neues politisches System – und wird dabei von der Welt kritisch beäugt. Wohin entwickelt sich die Lage in Syrien? Wie werden Angehörige ethnischer und religiöser Minderheiten und Frauen integriert und wie ist der Umgang mit diesen? Erschwerend hinzu kamen in der vergangenen Woche Zusammenstöße zwischen syrischen Sicherheitsdiensten und Kämpfern des gestürzten Assad-Regimes, bei denen mehr als 1.000 Menschen getötet wurden. Eine weitere große Herausforderung für die neuen syrischen Behörden.

„Trotz dieser ambivalenten Situation können wir eines mit Sicherheit sagen: Die humanitäre Lage in Syrien bleibt weiterhin äußerst angespannt. Massive Hilfsanstrengungen werden erforderlich sein, um die Grundbedürfnisse von Millionen Menschen im ganzen Land zu decken. Wir rufen alle Akteur*innen auf, den ungehinderten Zugang für humanitäre Helfer*innen zu gewährleisten, den humanitären Raum zu schützen und alle Bemühungen für Wiederaufbau und einen langfristigen Frieden zu unterstützen!“ so Alexander Bodmann, Vizepräsident der Caritas Österreich und zuständig für Internationale Agenden.

Wie geht es weiter in Syrien?
Auch Andreas Knapp, Generalsekretär Internationale Programme der Caritas Österreich, weist auf die ernste humanitäre Lage hin: „Noch immer sind fast 15 Millionen Menschen in Syrien auf humanitäre Hilfe angewiesen. Fast 13 Millionen Menschen sind von Ernährungsunsicherheit betroffen. Wir hoffen aber, dass die Menschen vor Ort die Chance auf Frieden nutzen und die Aufhebung der Sanktionen gegen Syrien die internationale Isolierung des Landes lockert und positiv zum Wiederaufbau beitragen wird.“

Neben der wirtschaftlichen Instabilität muss kritische Infrastruktur wie Stromnetze, Straßen und Abfallwirtschaft nach 14 Jahren Konflikt dringend repariert werden. Im Nordwesten sind mehr als 30 Gesundheitseinrichtungen aufgrund von Infrastrukturproblemen funktionsunfähig. In vielen Gebieten ist Strom nur wenige Stunden pro Tag verfügbar, und Landwirte kämpfen mit nahezu totalem Ernteausfall aufgrund von Wassermangel. Die unzureichende Sicherheitslage, gravierende Engpässe in der Infrastruktur und bei Baumaterialien sowie die hohe Inflation erschweren die Lage zusätzlich. Andreas Knapp: „Die Arbeit der Caritas und anderer NGOs wird zudem durch die Liquiditätskrise im Bankensystem beeinträchtigt – Bargeldabhebungen und der Bargeldumlauf sind eingeschränkt. In einer Gesellschaft, die weitgehend auf Bargeldtransaktionen angewiesen ist, beeinträchtigt das natürlich das tägliche Überleben der Syrer*innen, die schon seit 14 Jahren unter einer wirtschaftlichen und finanziellen Katastrophe leiden. Trotz dieser Herausforderungen haben unsere Partnerorganisationen einige Aktivitäten wiederaufgenommen, nachdem sie sich mit dem neu eingerichteten Regierungsbüro für humanitäre Angelegenheiten abgestimmt haben.“

Caritas unterstützt seit 30 Jahren in Syrien
Seit den 1990er-Jahren ist die Caritas in Syrien tätig, unter anderem auch im Rahmen von Nachbar in Not. Ab 2011 wurde als Reaktion auf den Syrienkonflikt die Hilfe stark ausgeweitet. Nothilfeprojekte, die mit Unterkünften, Lebensmitteln, Wasser und medizinischer Versorgung unterstützten, wurden um nachhaltige Bildungs- und Livelihood-Projekte erweitert, finanziert von der ADA, dem BMI und Europeaid. Das von der Generaldirektion für Humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz der Europäischen Kommission (EU ECHO) finanzierte Projekt CARMA (Cash Assistance in Re-Emerging Markets in Syria) bietet knapp 30.000 besonders vulnerablen Personen bargeldbasierte Unterstützung, um ihre Grundbedürfnisse abdecken zu können.

Erhöhung der bilateralen Mittel erforderlich
Caritas-Vizepräsident Alexander Bodmann erklärt: „Wir freuen uns, dass die neue Bundesregierung sich zum international vereinbarten Ziel, 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens für öffentliche Entwicklungszusammenarbeit (Official Development Aid, ODA) aufzuwenden, bekennt. Im Kontext der sich gerade dramatisch verändernden Weltlage fordern wir allerdings eine Erhöhung der bilateralen Mittel der Austrian Development Agency (ADA), die gemeinsam mit renommierten österreichischen Hilfsorganisationen eine Visitenkarte der Republik darstellt. Um Hilfsmaßnahmen aufrecht zu erhalten, ist es unabdingbar, dass eine Ausschüttung von Katastrophenmitteln rechtzeitig bekannt gegeben wird.“

Caritas-Spendenkonto:
Erste Bank: IBAN AT23 2011 1000 0123 4560, BIC GIBAATWWXXX

Kennwort: Nahost-Konflikt

Online-Spenden: www.caritas.at/syrien

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