Volkshilfe sieht geplante Aussetzung des Familiennachzugs kritisch
Die Volkshilfe sieht den geplanten Stopp des Familiennachzugs kritisch. Die Maßnahme ist EU-rechtlich problematisch, erschwert die Integrationsbemühungen und trifft insbesondere Frauen.
Klarer Rückgang zu verzeichnen
Wie der Sprecher der Asylkoordination Lukas Gahleitner-Gertz auf sozialen Medien hinweist, sind die Zahlen, die für den Stopp des Familiennachzugs herangezogen werden, nicht korrekt. Im Jänner 2025 wurden österreichweit nur 91 Einreisegestattungen für syrische Familien erteilt, seit neun Monaten ist ein klarer Rückgang zu verzeichnen.
Familiennachzug ist Frauen- und Kinderschutz
„Im Jahr 2024 wurden 7.420 Einreisegestattungen im Rahmen des Familiennachzugs erteilt. Davon waren 5.100 Kinder und 2.300 Erwachsene – 93% davon Frauen. Die Situation vor allem in manchen Wiener Schulen ist aus unterschiedlichen Gründen herausfordernd, hier braucht es ein Bündel an weiteren unter- stützenden Maßnahmen. Aber jetzt ist der Höhepunkt klar überschritten“, sagt der Direktor der Volkshilfe Österreich, Erich Fenninger und hält fest: „Nur wenige Tage nach dem Weltfrauentag eine Maßnahme zu setzen, die Frauen dauerhaft von ihren Familien trennt und sie in gefährliche Situationen zwingt, ist schwer zu argumentieren. Familiennachzug ist eine der wenigen sicheren und legalen Alternativen zur Flucht über das Mittelmeer oder zu Schleppernetzwerken
.“
Familiennachzug ist ein Menschenrecht
Fenninger betont weiter: „Dieses Vorhaben steht klar im Widerspruch zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (1948) sowie zur UN-Kinderrechtskonvention (1989). Artikel 16 (3) der Menschenrechte sichert das Recht auf Familienleben, ebenso wie Artikel 9 und 10 der Kinderrechtskonvention das Recht der Kinder garantieren, mit ihren Eltern zusammenzuleben oder wieder vereint zu werden. Wer Familien trennt, verstärkt Traumata und erschwert Integration von Anfang an.“
Integration gelingt nur mit Familien
Fenninger unterstreicht zudem, dass der Familiennachzug eine zentrale Integrationsmaßnahme ist: „Menschen integrieren sich leichter, wenn sie mit ihren Familien leben können. Frauen, Kinder, aber auch Männer sind besser in Schule, Arbeit und Gesellschaft eingebunden, wenn sie nicht in dauernder Angst um ihre Angehörigen leben müssen. Der Stopp des Familiennachzugs wäre eine integrationsfeindliche Maßnahme und würde zu einer erhöhten sozialen Isolation führen
.“
Ein gefährlicher Präzedenzfall
Abschließend warnt Fenninger vor den langfristigen Konsequenzen eines solchen Gesetzes: „Der geplante Stopp des Familiennachzugs verstößt nicht nur gegen internationale Vereinbarungen, sondern setzt ein bedenkliches Signal gegen die Einhaltung der Menschenrechte und gegen Integration. “
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