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Gewalt gegen ältere Frauen sichtbar machen.

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Im Jahr 2024 wurden 27 Frauen von Männern aus ihrem unmittelbaren Umfeld ermordet. 14 von ihnen waren über 60 Jahre alt – das ist mehr als die Hälfte; eine beunruhigend hohe Zahl.

Es liegt nicht am Alter, sondern an den Strukturen.
Häusliche Gewalt trifft Frauen in jedem Alter. Die Gewalt geht meist von Ehemännern und Partnern aus. Wo starre Geschlechterrollen auf Altersdiskriminierung treffen, sind ältere Frauen besonders gefährdet, Opfer von häuslicher Gewalt zu werden.

Gewalt gegen ältere Frauen ist weniger sichtbar.
Obwohl Frauen über 60 verhältnismäßig häufig häusliche Gewalt erleben, finden sie selten den Weg zu spezialisierten Frauenberatungseinrichtungen. In den vergangenen zwei Jahren waren durchschnittlich weniger als 8% der Anruferinnen bei der Frauenhelpline über 60. In den autonomen österreichischen Frauenhäusern waren in den letzten zehn Jahren im Durchschnitt nur rund 2% der Bewohnerinnen in dieser Altersgruppe. Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Es braucht eine erhöhte Sensibilisierung der Allgemeinbevölkerung sowie konkrete Maßnahmen, um diese Frauen zu erreichen.

Daher fordert der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser:

  • Eine Enttabuisierung des Themas:
    Es bedarf einer breitenwirksamen Sensibilisierung, um die Problematik von Gewalt gegen ältere Frauen in das gesellschaftliche Bewusstsein zu rücken.

  • Zielgruppenspezifische Information:
    Unterstützungsangebote müssen für jede Altersgruppe greifbar kommuniziert werden, auch für ältere Personen.

  • Schulungen im Gesundheitswesen:
    Die Sensibilisierung für Gewalt gegen ältere Frauen muss in der Ausbildung von Pflegekräften verankert werden.

  • Erweiterung von Schutzmöglichkeiten:
    Ein Ausbau von barrierefreien und bedarfsgerechten Frauenhausplätzen ist notwendig.

  • Spezifische Ansätze für pflegebedürftige Frauen:
    Für Frauen, deren gewalttätiger Partner ihre Pflegeperson ist, braucht es spezifische Maßnahmen.

Wir alle, von der Politik bis hin zur Zivilgesellschaft, sind in der Verantwortung, Gewalt gegen ältere Frauen sichtbar zu machen, spezifische Angebote voranzutreiben und nachhaltige Lösungen zu schaffen. Weil jede Frau – egal wie alt sie ist – ein Recht auf ein Leben frei von Gewalt hat.

Statements der Podiumsteilnehmer*innen:

Elisabeth Cinatl, Geschäftsleiterin Verein wendepunkt – Frauenhaus und Frauenberatungsstelle Wiener Neustadt: „Einige kritische Lebensphasen erhöhen das Risiko für häusliche Gewalt. Die Pensionierung des Partners kann zu einer verstärkten Kontrolle und Frustration führen. Der Wegfall der Arbeit und der damit verbundene Statusverlust führen oftmals zu Aggression bei den Ehemännern und somit zu Gewalt. Auch die zunehmende Gebrechlichkeit oder Erkrankungen einer der beiden Partner*innen kann Gewalt verstärken. Frauenhäuser bieten Schutz, Unterkunft und Beratung. Sie stehen betroffenen Frauen rund um die Uhr 365 Tage im Jahr zur Verfügung und unterstützen sie dabei, tragfähige Lebensperspektiven zu entwickeln.“

Romeo Bissuti, Obmann White Ribbon Österreich, Vorstandsmitglied DMÖ (Dachverband Burschen-, Männer- und Väterarbeit Österreich): „Gewalt durch Männer gegen ihre Partnerinnen kennt kein Alterslimit. Auch wenn uns Bilder von trauter Zweisamkeit nach dem Arbeitsleben anderes suggerieren, so bedeuten Veränderungen wie Pensionierung, Statusverlust, knappere finanzielle Mittel oder die ökonomische Abhängigkeit von Frauen eine erhöhte Gefahr für Gewalt. Besonders wenn es einen Trennungswunsch seitens der Frau gibt, steigt diese Gefahr stark. Männerspezifische Präventionsprogramme sollten daher auch ältere männliche Zielgruppen ansprechen und Angebote – wie das 24h erreichbare Männerinfotelefon 0800 400 777 – an diese heranbringen.”

Maja Markanović-Riedl, Geschäftsführerin Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF): „Mehr als 50% der Frauen, die 2024 ermordet wurden, waren über 60 Jahre alt. Doch in den autonomen österreichischen Frauenhäusern machten Frauen dieser Altersgruppe in den letzten 10 Jahren im Durchschnitt nur rund 2% der Bewohnerinnen aus. Diese Kluft zeigt, dass wir hinsehen und handeln müssen. Wir begrüßen, dass sich die neue Bundesregierung in ihrem Regierungsprogramm zum Ziel gesetzt hat, einen besonderen Fokus auf Gewalt gegen ältere Frauen zu legen. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass jede gewaltbetroffene Frau, die Unterstützung braucht, diese auch sicher bekommt.”

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