Grüne Wien/Pühringer, Huemer: Das Grüne Rezept fürs Wiener Gesundheitssystem
Zu wenige Kassenärzt:innen, lange Wartezeiten bei Fachärzt:innen und bei Operationen, mangelnde Versorgungsplätze bei der Frauen- und Kindergesundheit: Die Liste der Mängel im Wiener Gesundheitssystem ist lange. Erfolgreiche Projekte wie die Community Nurses werden abgeschafft, School Nurses nicht ausgeweitet. Bis zu einem Jahr müssen Kinder derzeit auf Routineeingriffe wie z. B. eine Polypenoperation warten. Besonders gestiegen ist auch die Wartezeit bei Augenärzt:innen: Dort muss man im Schnitt 44 Tage bis zum Termin einkalkulieren, beinahe fünfmal so lang wie 2012. Wer es sich leisten kann, weicht vermehrt auf Wahlärzt:innen aus, was das Problem der Zweiklassenmedizin weiter verschärft.
„Das Wiener Gesundheitssystem ist in Schieflage und die Rechnung für diese Zustände zahlen alle Wiener:innen. Bei vielen regt sich ein mulmiges Gefühl im Bauch, dass die E-Card im Zweifelsfall nicht mehr reicht. Die Gewissheit, dass einem im Krankheitsfall sicher gut geholfen wird, ist uns in Wien abhandengekommen“, hält Judith Pühringer bei der heutigen Pressekonferenz der Wiener Grünen fest. „Wir verschreiben dem Wiener Gesundheitssystem das Grüne Rezept, damit alle Wiener:innen morgen wieder bestens versorgt sind – unabhängig davon, wie viel jemand im Börserl hat. Und dieses Grüne Rezept gibt’s mit der E-Card, weil die E-Card für eine verlässliche und rasche Gesundheitsversorgung in unserer Stadt reichen muss“, so Pühringer.
Prekäre Lage in der Kinder- und Jugendpsychiatrie …
Besondere Versorgungslücken gibt es bei der psychischen Gesundheit: In der Kinderpsychiatrie sind Betten gesperrt, auch dringende Fälle werden abgewiesen. Durch die langen Wartezeiten kann es zu nicht mehr behebbaren Schäden kommen. 54 Prozent der Kassenkinderärzt:innen haben einen Aufnahmestopp. In der Kinder- und Jugendpsychiatrie nehmen 40% keine neuen Patient:innen an. Dazu gibt es derzeit nur 8 Primärversorgungszentren für Kinder- und Jugendheilkunde in Wien. „Unser Gesundheitssystem erodiert auf vielen Ebenen. Die Strukturen in der Gesundheitsversorgung sind total veraltet und genügen schon den heutigen Anforderungen nicht mehr. Die Menschen in dieser Stadt verlieren gerade das Vertrauen in unser Gesundheitssystem“, so Gesundheitssprecherin Barbara Huemer.
… und bei der Frauengesundheit
Auch bei der Frauengesundheit gibt es große Mängel in Wien: Es gibt zu wenige Hebammen im Spital. Dadurch ist bei Geburten im Krankenhaus eine Hebamme oft für drei oder mehr Gebärende gleichzeitig zuständig. Die Endometriose-Versorgung in Wien ist inadäquat: Mädchen und Frauen warten oft jahrelang auf die richtige Diagnose und adäquate Behandlung. Von Endometriose ist nach konservativen Schätzungen jede zehnte Frau betroffen. In Wien gibt es nur zwei klinische Endometriosezentren und ein privates Endometriosezentrum.
Wiener Behandlungsgarantie
Das „Grüne Rezept“ sieht vor, die Wartezeiten mit einer Wiener Behandlungsgarantie zu verkürzen: Dringende Fälle werden sofort behandelt. Innerhalb von 14 Tagen muss zudem ein fachärztliches Gespräch garantiert sein. Im niedergelassenen Bereich müssen Primärversorgungseinrichtungen forciert werden, da sie für Ärzt:innen attraktiver sind als Einzelordinationen.
Darüber hinaus braucht es:
- Mehr Kassenplätze für Psychotherapie.
- Ausbau der School Nurses, die immer für medizinische (und psychische) Probleme an den Schulen vor Ort sein. Die ständige Anwesenheit schafft Vertrauen.
- Rascher Ausbau der Kinder-Primärversorgungseinrichtungen (PVE). Dort gibt es ein Team aus Ärzt:innen und anderen Gesundheits- und Sozialberufen. Die Stadt Wien soll für PVEs eigene Standorte zur Verfügung stellen.
- Das auslaufende Bundesprojekt „Gesund aus der Krise” muss in die Wiener Regelversorgung: Kostenfreie klinisch-psychologische und psychotherapeutische Behandlungseinheiten von 0 bis 21 Jahre.
- Bis 2030 sollen Frauengesundheitskioske nach dem Vorbild von FEM Med am Reumannplatz an weiteren Standorten, insbesondere in sozial benachteiligten Stadteilen Wiens, aufgebaut werden.
- Mehr kassenfinanzierte Endometriose-Praxen in Wien und Rehabilitations-angebote für eine gute Nachsorge nach Operationen.
- Erhöhung der Plan- und Dienststellen für Hebammen in den Geburtskliniken des WiGeV, damit Eins-zu-Eins Geburten sichergestellt sind.
- Mehr Kassenstellen für Gynäkologie.
„Die Situation in Wien hat sich so verschärft, dass Stadtrat Hacker in der Not sogar Patient:innen aus den Bundesländern aus Wien aussperren will. Dieser Vorschlag hebelt den Solidaritätsgedanken im Gesundheitssystem aus und belegt die Hilflosigkeit der politischen Entscheidungsträger:innen in unserer Stadt. Diese Debatte untermauert, dass Strukturreformen dringend notwendig sind. Eine Lösung wäre die Finanzierung aus einem Topf für die Ostregion Wien, Niederösterreich und Burgenland“, so Pühringer und Huemer abschließend.
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