ÖGK-Huss: Krankenstände in Urlaube umzuwandeln macht niemanden gesünder | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

ÖGK-Huss: Krankenstände in Urlaube umzuwandeln macht niemanden gesünder

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Teile der Wirtschaft fordern angesichts der derzeitigen Koalitionsverhandlungen Verschärfungen bei den Krankenstandsbestimmungen und versteigen sich sogar zu der Forderung, die ersten drei Krankenstandstage als Urlaub zu werten. Statt Kranke zu bestrafen, müssen sich politisch Verantwortliche und Unternehmer:innen viel mehr um Gesundheitsvorsorge und ein gesundes Arbeitsumfeld bemühen, entgegnet ÖGK-Arbeitnehmer:innen-Obmann Andreas Huss, der kürzlich in dieser Funktion einstimmig bestätigt wurde.

Laut dem Fehlzeitenreport 2024, der dieser Tage immer wieder zitiert wird, gehen viele Arbeitnehmer:innen jetzt schon krank arbeiten. Bedeutet der Druck am Arbeitsplatz, dass Arbeit unerledigt bleibt oder andere Kolleg:innen die Arbeit erledigen müssen, zwingt dies kranke Arbeitnehmer:innen an den Arbeitsplatz, nicht zuletzt auch mit dem Risiko, etwa bei Infektionskrankheiten andere Kolleg:innen anzustecken.

Die ersten drei Krankenstandstage als Urlaub zu schreiben, wird daran nichts ändern, sondern diesen Effekt nur verstärken. Mit dem Ergebnis, dass die Genesung länger dauert und sich Krankheiten stärker verbreiten.

„Statt solche absurden Forderungen aufzustellen oder gar aufzugreifen, muss mehr Geld für Gesundheitsförderung, Prävention und Gesundheitskompetenz eingesetzt werden. In diesen Bereichen ist Österreich im Vergleich mit anderen Ländern nämlich ganz weit hinten“, sagt Huss. Ein positives Beispiel dafür ist das zuletzt im Zuge des Finanzausgleichs beschlossene Impfprogramm für Erwachsene. Hier schaffen wir zumindest, dass die wichtigsten Impfungen in Zukunft niederschwellig und kostenlos angeboten werden. Aber auch das ist kein Selbstläufer, wie die Influenzaimpfung zeigt. Die Durchimpfungsraten bleiben trotz Kostenfreiheit hinter den Erwartungen zurück.

Auch in der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung ist noch viel Luft nach oben. Das Wissen darüber, was gesund hält, was krank macht, mit welchen Beschwerden man wohin gehen muss/kann, wie sich Ernährung, Bewegung, psychische Belastungen auf uns auswirken, ist in großen Teilen der Bevölkerung unbekannt. Rauchen, zu hoher Alkoholkonsum, krankhaftes Übergewicht sind zudem Belastungen, die von vielen Menschen unterschätzt werden und oft sehr früh zu chronischen Erkrankungen führen, leider immer öfter auch schon bei Kindern und Jugendlichen.

„Statt Kranke zu bestrafen, sollte die zukünftige Bundesregierung alle Anstrengungen unternehmen, in diese Bereiche zu investieren. Auch wir in der ÖGK müssen hier stärker investieren. Nur 1,4 Prozent unserer Ausgaben fließen in die Erhaltung der Gesundheit. Das muss sich ändern“, bekräftigt Huss.

Finanzielle Rahmenbedingungen der sozialen Krankenversicherung stärken

Dazu ist es aber auch notwendig, die finanziellen Rahmenbedingungen der sozialen Krankenversicherung zu stärken. „Mit der derzeitigen Finanzierungsstruktur können wir nicht einmal das derzeitige Leistungsspektrum aufrechterhalten, geschweige denn den dringend nötigen Ausbau der niedergelassenen Versorgung umsetzen. 300 Primärversorgungszentren, psychosoziale Versorgungszentren, Diabeteszentren, multidisziplinäre Ambulatorien und dergleichen und natürlich die notwendigen Präventionsmaßnahmen kosten zusätzliches Geld, das die Regierungsverhandler aufstellen müssen“, definiert Huss klare Ziele.

„Dazu habe ich schon mehrmals gefordert, den staatlichen Krankenversicherungsbeitrag für Pensionist:innen endlich anzugleichen. Während der Staat etwa für einen pensionierten Landwirt 387 Prozent des eigenen Beitrages in die SVS bezahlt, erhält die ÖGK nur 178 Prozent für einen pensionierten Arbeitnehmer. Wenn wir die so genannten Hebesätze auf einheitlich 270 Prozent festlegen würden, würden die ÖGK-Versicherten massiv profitieren, aber kein anderer Krankenversicherungsträger Geld verlieren. Damit ist dem Staat endlich jeder Versicherte gleich viel wert“, so Huss abschließend.


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