Bürgermeister Ludwig und Kulturstadträtin Kaup-Hasler trauern um Kabinetttheater-Macherin Julia Reichert
„Julia Reichert hat mit ihrem unermüdlichen Engagement und ihrer Hingabe unsere Kultur- und Theaterstadt nachhaltig geprägt und bereichert. Mit ihrem Tod verliert Wien eine vielseitige Künstlerin, die nicht nur Leiterin und Gründerin des Kabinetttheaters war, sondern auch Regisseurin, Bühnenbildnerin und Autorin. Ihr Andenken wird in den Werken und Projekten, die sie initiiert und hinterlassen hat, weiterleben“, reagiert Bürgermeister Michael Ludwig. „Im Kabinetttheater in der Porzellangasse schuf Julia Reichert mehr als nur eine Bühne für Figurentheater: An diesem Ort wurde Puppenspiel – für Julia Reichert eine ideale Verbindung von darstellender und bildender Kunst – mit Literatur, Musik und Kulinarik verwoben. Sie hat einen sozialen Ort, einen Raum für Diskussion, Inspiration und zur Belebung der Sinne geschaffen. Bedeutende Namen der österreichischen Literatur wie H. C. Artmann, Rosa Pock oder Gerhard Rühm haben eigene Stücke für das Theater verfasst, während Julia Reichert Menschen Zugänge zur Literatur eröffnete, auch abseits des Mainstreams. Unser Austausch wird mir sehr fehlen“, würdigt Wiens Stadträtin für Kultur und Wissenschaft Veronica Kaup-Hasler die Verstorbene. “Unser tief empfundenes Beileid gilt ihrer Familie und ihren Angehörigen sowie ihren Freundinnen und Freunden.“, betonen beide abschließend.
Julia Reichert starb nach schwerer Krankheit am 29. Oktober 2024 in Wien. Geboren wurde Reichert 1950 in München als Tochter von Schauspieler Willy Reichert. Sie besuchte zunächst die Journalistenschule, wurde dann Buchhändlerin in München und lebte mit ihrem Mann, dem österreichischen Autor Helmut Eisendle, in Norditalien. In Graz gründete sie 1989 gemeinsam mit Christopher Widauer das Objekt- und Figurentheater, das 1996 in die Wiener Porzellangasse übersiedelte und ab 2010 von Reichert geleitet wurde. Der Theaterstandort im neunten Wiener Gemeindebezirk wurde wie ein Salon geführt, in dem Bühne, Zuschauerraum, Bar und Wohnung der Prinzipalin ineinander übergehen. Der Spielplan des Kabinetttheaters war vor allem der Minidramatik der Mitglieder der Wiener Gruppe und anderen experimentellen Literat*innen sowie dem avancierten Musiktheater gewidmet. Der liebevoll zu einem (preisgekrönten) Stadtgarten umgestaltete Innenhof in der Porzellangasse zeugt von Julia Reicherts unermüdlichem Gestaltungswillen.
2004 erhielt das Kabinetttheater den Nestroy-Preis für die beste Off-Theater-Produktion; 2019 wurde Julia Reichert mit dem Silbernen Verdienstzeichen des Landes Wien ausgezeichnet. (Schluss) red
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