SPÖ-Heide: „Erfolge der Schul-Digitalisierung müssen gemessen werden“
Ob vorbereitet oder nicht, Lehrkräfte und Auszubildende mussten während des Lockdowns schnell digitale Unterrichtsformen umsetzen. Das Bildungsministerium startete deshalb den „Achtpunkteplan“ für eine digitale Schule. Im Zentrum stand die Ausstattung aller Schülerinnen und Schüler mit günstigen oder kostenlosen Laptops und Tablets ab der fünften Schulstufe. Gleichzeitig sollte digitales Lernen und Lehren fixer Bestandteil in allen Schulen werden. Finanziert wurde diese Initiative von der Europäischen Union aus dem ARF-Fonds (Aufbau- und Resilienzfazilität), der Wirtschaft und Gesellschaft in Europa krisenfester machen soll. Insgesamt erhält Österreich 4,5 Milliarden Euro, die nach Erreichung vereinbarter Ziele in sechs Tranchen bis 2026 ausbezahlt werden. 171 Millionen gab es bisher für die Ausstattung mit Endgräten. „Das Ziel, die größte Bildungsinitiative seit der Gratisschulbuchaktion unter Bundeskanzler Bruno Kreisky zu schaffen, ist trotz der Investitionen der Europäischen Union nicht gelungen. Von der Bestellung bis zur Nutzung der Geräte gab es viele Pannen. Ob die digitale Kompetenz der Kinder und Jugendlichen gestiegen ist, wurde leider nicht evaluiert“, sagt Europaabgeordneter Hannes Heide. Das bestätigt auch der aktuelle Bericht des Europäischen Rechnungshofs, der den Ablauf in Kärnten und Niederösterreich unter die Lupe nahm. ****
Nutzung im Unterricht sehr unterschiedlich
Um an der Geräteaktion mitzumachen, musste jede Schule ein eigenes Digitalisierungskonzept entwickeln. Während viele Schulen die Digitalisierung fächerübergreifend einsetzen, werden in einigen Schulen Tablets und Laptops nur im IT-Unterricht verwendet. In den Schuljahren bis 2023 wurden insgesamt 236.039 digitale Endgeräte an Schülerinnen und Schüler und fast 41.000 Geräte für Lehrpersonen verteilt. Kostenpunkt: 119,7 Millionen Euro. Rund 21 Millionen kamen durch den Selbstbehalt der Eltern wieder zurück. Insgesamt wurden für die Umsetzung des „Achtpunkteplan“ 140,9 Millionen Euro ausgegeben. Positiv bewertet wurde der Anstieg von Glasfaseranschlüssen in den Schulen von rund 40 auf über 90 Prozent innerhalb von drei Jahren. Hauptkritikpunkte des Rechnungshofberichts sind fehlende Daten über die Auswirkungen der Digitalreform auf die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte.
Rechnungshof ortet Geldverschwendung
Bemängelt wird vom Rechnungshof auch die kostspielige Erstellung des mittlerweile eingestellten Ministeriumsprojekts „Portal Digitale Schule“, welches die Kommunikation zwischen Schule, Eltern und Auszubildenden bündeln sollte. Die veranschlagten Kosten von drei Millionen Euro vervierfachten sich, gleichzeitig blieben die Nutzerzahlen weit unter den Erwartungen zurück. Statt prognostizierten drei Millionen Nutzern aus dem Schulumfeld wurde die Plattform monatlich maximal 2.000 Mal aufgerufen. Zu intransparent verlief laut Rechnungshof außerdem die Vergabe der IT-Ausstattung in Niederösterreich. Die Prüfung der Ausgaben zeigte außerdem, dass einige Lehrkräfte die Gratisgeräte nicht nutzen, 15 Prozent wurden beispielsweise in Kärnten noch nicht konfiguriert. „Die Ausstattung aller Schülerinnen und Schüler ist trotz Verbesserungspotenzial wichtig, um eine Zweiklassengesellschaft der Bildung zu verhindern. Für viele Familien wäre der Ankauf ohne Förderung nicht zu stemmen. Chancengleichheit muss es aber auch bei der Vermittlung der Kompetenzen geben. Die laufende digitale Weiterbildung des Lehrpersonals darf daher nicht wieder einschlafen“, appelliert Heide. (Schluss) lp
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