Sexuelle Ausbeutung und Missbrauch von Kindern
Wien, 2.10.2024 – ECPAT Österreich – Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Rechte der Kinder vor sexueller Ausbeutung – und ECPAT International präsentierten im Rahmen eines internationalen Treffens europäischer Kinderschutz-Organisationen in Wien die alarmierenden Ergebnisse globaler Expert*Innen-Treffen zum Thema „Sexuelle Ausbeutung und sexueller Missbrauch von Kindern“.
Internationale Konferenzen zeigen große Herausforderungen weltweit
Ein viertägiges Treffen von Kinderschutz-Expert*innen aus Europa in Wien bildete den Abschluss einer Reihe von acht Konferenzen, die weltweit abgehalten wurden. Das Fazit der Expert*innen des ECPAT Netzwerks: Sexuelle Ausbeutung von Kindern ist ein globales Problem, das alle Länder und Regionen mit alarmierenden Auswirkungen betrifft.
„Zahlreiche Faktoren tragen zum Problem der sexuellen Ausbeutung von Kindern bei, darunter Machtungleichgewichte, Ungleichheiten, Diskriminierung, Armut, mangelnde Bildung, kulturelle Normen, Geschlechternormen, humanitäre Krisen und Vertreibung sowie systemische Lücken in den Kinderschutzmechanismen“
, sagt Guillaume Landry, Geschäftsführer von ECPAT International. „Die Bekämpfung von sexueller Ausbeutung von Kindern braucht eine verstärkte Zusammenarbeit und innovative Lösungsansätze.“
Gefahrenraum Internet
Besonders das Aufkommen des Internets hat neue Formen der sexuellen Ausbeutung und des Missbrauchs von Kindern begünstigt. Online-Plattformen bieten den Täter*innen offene Türen, sich Kindern anzunähern. Zusätzlich herrscht noch immer mangelndes Bewusstsein und Aufklärung. Vielen Kindern und Bezugspersonen fehlt es an ausreichendem Wissen über Online-Sicherheitsmaßnahmen und Anzeichen sexueller Ausbeutung.[1]
Skalierte Schätzungen in den nationalen Disrupting Harm Berichten[2] von ECPAT International zeigen etwa, dass in einigen Ländern bis zu 20 % der Kinder in den vorangegangenen 12 Monaten, Opfer von sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch im Internet waren. „Gemeinsam mit unseren europäischen Partnerorganisationen fordern wir eine starke europäische Gesetzgebung, die die großen Technologieplattformen in die Verantwortung nimmt, um ihren minderjährigen User*innen bei den eigenen Angeboten einen sicheren Aufenthalt zu gewährleisten und die Verbreitung von Darstellungen sexueller Gewalt an Kindern zu unterbinden“, erklärt Waltraud Gugerbauer, Geschäftsführerin von ECPAT Österreich.
Schutz und Betreuung für Opfer von Kinderhandel
Globalen Schätzungen zufolge waren Anfang 2020 weltweit 160 Millionen Kinder – 63 Millionen Mädchen und 97 Millionen Buben – von Kinderarbeit betroffen.[3] In der EU werden jedes Jahr 7000 Opfer von Menschenhandel registriert, wovon Minderjährige etwa 25 % ausmachen. „Für Schutz und Betreuung für Opfer von Kinderhandel fehlt in Österreich noch immer eine spezialisierte Schutzeinrichtung, deren Aufbau ECPAT dringend fordert“
, sagt Gugerbauer. Die zur Österreichischen Taskforce gegen Menschenhandel[4] gehörende Arbeitsgruppe gegen Kinderhandel beschäftigt sich bereits seit einigen Jahren mit diesem Thema. Bislang sind entsprechende Bemühungen aber an der Finanzierung gescheitert.
Tourismusbranche in der Verantwortung
Auch im Kontext von Reisen und Tourismus werden Kinder auf der ganzen Welt sexuell missbraucht und ausgebeutet, ein Verbrechen, das weltweit strafbar ist. Die Plattform www.nicht-wegsehen.at bietet Reisenden die Möglichkeit, Verdachtsfälle schnell und unkompliziert zu melden. Hinweise können dazu dienen, Täter*innen zu identifizieren und Hotspots sexueller Ausbeutung aufzudecken.
„Wir fordern speziell Tourismusunternehmen aktiv auf, Verantwortung zu übernehmen. Es ist unser Ziel, Kinderschutz als Qualitätsmerkmal auch im Tourismus zu etablieren“
, sagt Kerstin Dohnal, Expertin und Projektleiterin bei ECPAT Österreich.
Kinderschutzkonzepte als wichtige Präventionsmaßnahme
In der Gesetzgebung rund um Schutzkonzepte ist Österreich unter den progressiven Ländern in Europa. Neu zur Verfügung gestellte öffentliche Förderungen für die Umsetzung von Kinderschutzkonzepten werden von ECPAT begrüßt. Dennoch fehlen vielerorts die dafür notwendigen Ressourcen, wie etwa in den Schulen. „Wir fordern, dass für die Kinderschutzkonzepte in allen Bereichen die notwendigen Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, damit sie auch das bewirken können, was sie bewirken sollen, nämlich die Fälle von Gewalt und Übergriffen gegenüber Kindern und Jugendlichen stark zu reduzieren“
, so Gugerbauer.
Über ECPAT
ECPAT International ist ein Netzwerk von 126 Organisationen in über 100 Ländern, die sich der gemeinsamen Vision einer Beendigung der sexuellen Ausbeutung und Missbrauch von Kindern verschrieben haben. Seit über 30 Jahren arbeitet ECPAT auf nationaler und internationaler Ebene an der Bekämpfung dieses Verbrechens. ECPAT Österreich engagiert sich in den Bereichen Kinderschutz im Tourismus, digitaler Raum, Kinderhandel und Schutzkonzepte. „Unsere Arbeit trägt dazu bei, die weltweite sexuelle Ausbeutung von Kindern, die in erschreckendem Ausmaß zunimmt, zu bekämpfen“, so Gugerbauer.
ECPAT Österreich: www.ecpat.at
ECPAT International: www.ecpat.org
[1] Internationale Studie: Kinder, aber auch Eltern, fühlen sich beim Thema „Sicherheit im Internet“ alleingelassen | ECPAT Österreich, 10.04.2024 (ots.at)
[3] ILO Child Labour: Global estimates 2020, trends and the road forward
[4] Taskforce gegen Menschenhandel
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