Wie klingen Christine Nöstlingers Geschichten auf Polnisch, Farsi oder Englisch?
Acht mehrsprachige Lesepat*innen der Stadt Wien liehen heute den Figuren des Kinderbuchs „Jeden Morgen um 10“ von Christine Nöstlinger ihre Stimmen. Die Zuhörer*innen dieser mehrsprachigen Kinderbuchlesung im Festsaal des Bezirksamts im 15. Wiener Gemeindebezirk waren Schüler*innen der Volksschulen Johnstraße und Selzergasse. Gemeinsam mit den Kindern und ihren unterschiedlichen Sprachkenntnissen wurden die Geschichten des Hunds Max, der jeden Morgen um 10 Uhr alleine eine Fähre betritt und auf eine Insel fährt, erzählt.
Die Haupterzählung des Buchs „Jeden Morgen um 10“ wurde auf Deutsch, die Charaktere der Geschichte in acht weiteren Sprachen vorgelesen. So sprach beispielsweise der Hund Max auf Farsi, die Wirtin auf Polnisch und der Pfarrer auf Englisch zu den Kindern. „Das Besondere an dieser mehrsprachigen Lesung war, dass sich allen teilnehmenden Kindern die gesamte Geschichte nur gemeinsam erschlossen hat und alle Kinder ihre unterschiedlichen Sprachkenntnisse einbringen konnten“, erläutert David Beraha von der Abteilung Integration und Diversität der Stadt Wien, die die Lesung als Teil des Projekts „Muttersprachliche Lesepat*innen“ organisiert hat.
„Wiener Kinder sprechen viele Sprachen. Mehr als die Hälfte der Wiener Schüler*innen sprechen zwei Sprachen oder mehr. Es ist von großer Bedeutung, die unterschiedlichen Sprachkompetenzen der Kinder so früh wie möglich zu fördern und zu festigen. Das Projekt leistet dazu einen wichtigen Beitrag“, sagt Vizebürgermeister und Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr.
Dietmar Baurecht, Bezirksvorsteher von Rudolfsheim-Fünfhaus unterstreicht ausdrücklich: „Mehrsprachig aufwachsen zu können, ist eine tolle Chance, die einem gegeben wird. Mehrere Sprachen zu können, fördert das Miteinander und das Verständnis. Wien als Sitz der UNO ist eine weltoffene und internationale Stadt, wo Sprachvielfalt gelebt wird.“
Muttersprachliche Lesepat*innen
Bei dem Projekt „Muttersprachliche Lesepat*innen“ lesen Wiener*innen ehrenamtlich Volksschüler*innen in ihrer Erstsprache vor. Es wird von der Abteilung Integration und Diversität in Kooperation mit der Bildungsdirektion Wien und den Büchereien Wien durchgeführt.
„Neben den Sprachkompetenzen geht es in dem Projekt auch um das Sichtbarmachen der Mehrsprachigkeit. Mehrsprachigkeit ist für uns eine Bereicherung. Kinder und Jugendliche, die mit zwei oder mehr Sprachen aufwachsen, erlernen meistens leichter weitere Sprachen und sind tendenziell toleranter und weltoffener als Gleichaltrige“, erklärt Kathrin Lipowec, Leiterin des Projekts „Muttersprachliche Lesepat*innen“.
Fast 80 Wiener*innen bringen sich im Projekt ehrenamtlich ein. Die Lesepat*innen sind derzeit in 20 Volksschulen im Einsatz. Vorgelesen wird je nach Bedarf in 19 unterschiedlichen Sprachen, von Arabisch über Polnisch bis Vietnamesisch.
„Die Wertschätzung und Förderung der Herkunftssprache ist ein großer Vorteil für die Entwicklung eines Kindes. Ein solides Fundament in der Erstsprache fördert das schnelle Erlernen der Bildungssprache Deutsch und erleichtert das Erlernen weiterer Sprachen. Es freut mich, als Lesepatin einen Beitrag dazu leisten zu können”, sagt Natalie Kosch. Die Sprachwissenschafterin ist Lektorin an der Universität Wien und ehrenamtlich als Lesepatin tätig. Bei der heutigen Lesung verlieh sie der Wirtin ihre polnische Erzählstimme.
„Jeden Morgen um 10 Uhr“
Das 2016 erschienene Kinderbuch „Jeden Morgen um 10“ wurde von Christine Nöstlingers Buchstabenfabrik auf Anregung von „Was steht da?“, dem Collective Impact Netzwerk, zur frühen Leseförderung auch mehrsprachig veröffentlicht. Die mehrsprachigen Ausgaben des Buches enthalten neben dem deutschen Text noch zusätzlich zwei weitere Sprachen und wurden für die heutige Lesung zur Verfügung gestellt.
Pressebilder von der mehrsprachigen Kinderbuchlesung sind in Kürze abrufbar unter https://www.wien.gv.at/presse/bilder
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