Ungleiche Chancen für Kinder
Nachdem der DÖJ (Dachverband Österreichischer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen, www.doej.at ) und FICE-Austria kürzlich einen dringenden Appell zur Stärkung der Kinder- und Jugendhilfe an alle Parlamentsparteien gerichtet haben, schlossen sich nun mindestens 5 der 9 Landesrät*innen für Kinder- und Jugendhilfe mit einem weiteren Appell an den Bund an. Sie fordern eine deutliche Erhöhung der finanziellen Mittel sowie eine aktive Beteiligung des Bundes an der Jugendhilfe.
Diese Forderungen wurden von FICE und DÖJ an die 5 Parlamentsparteien gerichtet. Sie wurden von österreichweiten Organisationen wie SOS-Kinderdorf, Pro Juventute, Diakonie, dem Österreichischen Berufsverband für Soziale Arbeit, dem Netzwerk Kinderrechte, dem Verein Neustart sowie vielen Einrichtungen in den Bundesländern mitunterzeichnet.
Link zum Forderungspapier von DÖJ und FICE:
Forderungen zur Stärkung der Kinder- und Jugendhilfe an die Parlamentsparteien (fice.at)
30-Millionen-Euro-Fonds für Prävention und Innovation gefordert
Konkret verlangen DÖJ und FICE die Einrichtung eines jährlichen 30-Millionen-Euro-Fonds auf Bundesebene, um Innovation, Prävention und zukünftigen Herausforderungen in der Kinder- und Jugendhilfe zu begegnen. Bei jährlichen Ausgaben von rund 900 Millionen Euro, die die Länder für Maßnahmen der Jugendhilfe aufbringen, entspräche dies gerade einmal 3%. „Ohne Prävention wird die Jugendhilfe in Österreich nur im Notbetrieb geführt. Sie reagiert meist nur, wenn schon etwas passiert ist“, sagt Hubert Löffler, Geschäftsführer des DÖJ.
Darüber hinaus wird vom Bund die dramatische Personalnot in der Jugendhilfe ignoriert. Ein koordiniertes österreichweites Krisenmanagement dazu fehlt. Löffler und FICE-Präsident Christian Posch fordern daher dringend mehr Ausbildungsplätze und eine praxisorientierte, berufsbegleitende Ausbildung für die Fachkräfte in der Kinder- und Jugendhilfe.
Ungleiche Chancen für Kinder: Postleitzahl entscheidet über Jugendhilfe
Ein zentrales Anliegen der Dach- und Fachverbände ist, dass alle Kinder in Österreich die gleichen Rechte und Chancen auf Unterstützung haben, unabhängig von ihrem Wohnort. Seit der Kompetenzverschiebung der Kinder- und Jugendhilfe zu den Bundesländern – von einigen auch als „Kindesweglegung“ kritisiert – gibt es immer größere Unterschiede zwischen den Regionen. So variiert beispielsweise der Prozentsatz der Minderjährigen, die durch die Jugendhilfe unterstützt werden, stark [1] und die Unterstützung für „Junge Erwachsene“ zeigt massive Unterschiede – sowohl in Umfang als auch in der Art der Hilfen. Die Anzahl dieser Hilfen nach dem 18. Lebensjahr variiert je nach Bundesland um das Dreifache.
Es wäre wünschenswert, wenn die Gemeinschaft der Bundesländer bei ihrer kommenden Tagung Anfang Oktober in Kärnten Verantwortung übernehmen und dafür sorgen würde, dass alle Kinder in Österreich gleiche Chancen auf Unterstützung und eine sichere Zukunft erhalten.
[1] Der Prozentsatz der Minderjährigen, die durch die Jugendhilfe unterstützt werden, variiert im ambulanten Bereich von 4,2 % in Kärnten bis 1,6 % in Oberösterreich. Im stationären Bereich reicht die Spanne von 1,2 % in Wien bis 0,6 % in Oberösterreich.
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