Lesung „Vier Schwestern, Fernes Wien, Fremde Welt“
Gemeinsam mit dem Österreichischen Kulturforum Brüssel veranstaltete das Verbindungsbüro der Stadt Wien am 18. September eine Lesung mit dem Wiener Autor Ernst Strouhal im Wien-Haus. Dieser setzte in dem vorgestellten Werk „Vier Schwestern“ seiner eigenen Familiengeschichte ein literarisches Denkmal.
Die Handlung erzählt vom ereignisreichen Leben seiner Mutter und dreier Tanten, die in der jüdischen Publizisten-Familie „Benedikt“ aufwuchsen. Ihre Kinder- und Jugendzeit im idyllischen Wiener Stadtteil Grinzing – der liebevoll genannte „Himmel 55“ – nimmt in den politischen Turbulenzen der 1930er Jahre ein jähes Ende. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Veranlagungen, Neigungen und Interessen flüchtet das Geschwister-Kleeblatt vor den Nazi-Schergen in unterschiedliche Richtungen. Obgleich sie in der Berufsausübung, in den politischen Ansichten, ja sogar in der Partnerwahl verschiedener nicht sein können, verbindet sie eine prägende Gemeinsamkeit: alle Schwestern entwickeln sich zu fest entschlossenen, emanzipierten Frauen, die sich in das Umfeld des Gastlandes integrieren und ihren Alltag meistern. Fortan pflegen sie miteinander regen und vor allem offenen Briefkontakt aus Stockholm, Paris, London, Zürich und New York.
Ernst Strouhal fügte in akribischer Kleinstarbeit die Relikte des einstigen Kommunikationsnetzes wieder zusammen und erzählte im Wien-Haus einfühlsam und mit lebhaften Schilderungen vom offenen Umgang der vier unterschiedlichen Charaktere im Laufe der Zeit. Das gebannte Publikum würdigte die eindrucksvolle Lesung, bei der u.a. der österreichische Botschafter Jürgen Meindl anwesend war, mit rauschendem Beifall. Michaela Kauer, Leiterin des Wien-Hauses, unterstrich die Bedeutung der souveränen Wiener Schwestern für die Gesellschaft in der ersten Hälfte des 20. Jh.: „Wien hat zahlreiche starke Frauen hervorgebracht. Um mit den Konventionen der Zeit zu brechen, war viel Mut und Entschlossenheit notwendig. Das Werk von Ernst Strouhal ist in diesem Zusammenhang auch ein wertvolles Zeugnis von Frauen, die ihr Leben trotz aller politischen und gesellschaftlichen Zwänge in der Emigration, im Krieg und in der Nachkriegszeit selbst in die Hand nehmen und nach Selbstverwirklichung streben.“
Zum Autor: Ernst Strouhal
Geboren, aufgewachsen und wohnhaft in Wien ist Ernst Strouhal als außerordentlicher Professor an der Universität für angewandte Kunst Wien sowie als Essayist, Publizist und Autor tätig. Er wurde 2010 mit dem Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik ausgezeichnet. Drei seiner Werke erhielten den Österreichischen Staatspreis „Schönste Bücher Österreichs“. Am 5. Juni 2024 wurde Ernst Strouhal in Anerkennung seiner langjährigen Schaffenszeit das Goldenen Ehrenzeichen der Stadt Wien verliehen
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