Gegen Hitze, Kälte, Hunger, Durst: neue, strenge Regeln für Tiertransporte
Strengere Regeln und schärfere Kontrollen für den Transport lebender Tiere: Das bringt die neue Tiertransportverordnung, die heute von Tierschutzminister Johannes Rauch kundgemacht wird. Sie schreibt regelmäßige Fütterungen und ständige Verfügbarkeit von Wasser vor. Transporte dürfen nur zwischen 5 und 30 Grad Außentemperatur durchgeführt werden, ansonsten muss der Lkw klimatisiert sein. Die Einhaltung der Vorschriften muss mit Fotos und Videos dokumentiert werden. „Tiere sind keine Ware. Es sind fühlende Lebewesen. Wir schaffen nun noch strengere Standards zum Wohl der Tiere“, betont Tierschutzminister Johannes Rauch. „Zudem ermöglichen wir strenge Kontrollen, auch beim Transport auf Schiffen.“ Die Verordnung tritt in weiten Teilen bereits morgen, Freitag, 20. September, in Kraft. ***
In Österreich werden jährlich rund 100.000 Rinder und Kälber auf Transporter verladen. Sie werden mitunter tagelang auf die Reise in andere EU-Staaten oder Drittstaaten geschickt. Viele von ihnen leiden auf den Transporten an Durst, Hitze oder Kälte, manche sterben qualvoll wegen Dehydrierung oder infolge der Hitze.
Strenge Kontrollen und höhere Standards für die Transporte regelt die neue Tiertransportverordnung, die Tierschutzminister Johannes Rauch am Donnerstag unterzeichnet hat. Sie umfasst alle Transporte sogenannter Nutztiere – neben Rindern und Kälbern auch Schweine, Schafe und Ziegen. Über 12.500 Tiertransporte werden jährlich in Österreich abgefertigt.
Die Verordnung verhindert unnötiges Leid durch Hitze, Kälte, Hunger oder Durst, verschärft die Anforderungen für die Transportunternehmen und stärkt die Kontrolle. Zu den zentralen Verbesserungen zählen:
- Maßnahmen gegen Hunger und Durst:
Fütterung spätestens alle 9 Stunden mit Milch oder Milchersatz für Kälber, ständige Verfügbarkeit von Wasser für alle ausgewachsene Tiere (nicht nur Rinder, auch Schweine, Schafe, Ziegen etc.) auf Langstrecken. - Schutz vor Hitze und Kälte:
Die Temperatur muss bei der Verladung und während des gesamten Transports zwischen 5 und 30 Grad liegen. Ansonsten muss der Transport in einem klimatisierten Fahrzeug erfolgen. Für die Vorhersage entlang der Strecke ist ein eigens von der GeoSphere Austria entwickeltes Wettertool zu benutzen. - Gegen schrottreife Transporter:
Die Verordnung macht klare Vorgaben für die Ausstattung der Transporter bezüglich Beschaffenheit von Tränken, Höhe und technische Ausstattung wie Navigationssysteme oder Fahrtenschreiber. - Bessere Kontrollen:
Tiertransporte unterliegen bereits jetzt einer Plausibilitätskontrolle. Mit den neuen Vorgaben wird sichergestellt, dass die geplante Transportstrecke unter Einhaltung aller Ruhezeiten innerhalb der gesetzlich erlaubten Zeit möglich ist. Das ist verpflichtend durch Vorlage von Fahrtenbuch und Tachograph sowie Fotos und/oder Videos zu dokumentieren. Das gilt sowohl für den Transport mit Lkw als auch auf Schiffen. Diese Dokumentation muss nach dem Transport verpflichtend an die Behörden übermittelt werden. Bei unplausibler Planung können Transporte nun einfacher untersagt oder bei Verstößen strengere Strafen ausgesprochen werden.
Die neue Tiertransportverordnung wird heute, Donnerstag, kundgemacht und tritt Großteils bereits morgen in Kraft. Lediglich für die Vorschriften zu manchen Tränkebestimmungen gilt wegen der notwendigen Umrüstungen eine Übergangsfrist bis Juli 2025.
Große Erfolge im Tierschutz
„Im Tierschutz haben wir in den vergangenen Jahren viel erreicht. Die neue Verordnung ist ein großer Schritt, um unerträgliches Tierleid bei Transporten zu verhindern, wie es die Tierschutzorganisationen immer wieder dokumentieren“, betont Minister Rauch. Bereits 2022 wurde der Export von Schlacht- und Masttieren in Drittstaaten verboten und das Mindesttransportalter für Kälber angehoben. Gleichzeitig wurde das Kükenschreddern und die ganzjährige Anbindehaltung von Rindern verboten. Für Heimtiere folgten im Sommer 2024 umfangreiche Maßnahmen gegen die Qualzucht sowie ein verpflichtender Sachkundenachweis für die Haltung von Hunden und exotischen Wildtieren.
Verbesserungen fordert Rauch vor allem auf EU-Ebene: „Die EU-Kommission hat im Dezember einen Vorschlag für schärfere Regeln für Tiertransporte vorgelegt. Das wäre ein Schritt in die richtige Richtung, doch die Verhandlungen werden sich noch Jahre hinziehen. Noch immer blockieren die Agrarlobby und Länder, die von Schiffstransporten profitieren, den Vorschlag. Mein Ziel ist ganz klar, Tiertransporte innerhalb und außerhalb der EU zu reduzieren, insbesondere den Transport auf Schiffen.“
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