College 25+: Bildung, Beratung und Arbeit für erwachsene Asylberechtigte
Mit dem College 25+ startet im September 2024 ein einzigartiges kostenloses Angebot für erwachsenen Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte in Wien. Das gemeinsame Projekt von Wiener Volkshochschulen, Volkshilfe Wien und Caritas der Erzdiözese Wien hat einen schulähnlichen Charakter und verbindet drei Bereiche, die für gelungene Integration essentiell sind: Bildung, Beratung und Arbeit. Informationsveranstaltungen finden bereits statt, die ersten Kurse starten im September. Im Jänner 2025 werden im Vollbetrieb über 1.000 Plätze zur Verfügung stehen, die laufend nachbesetzt werden.
„Eine moderne Sozialpolitik bedeutet zwei Dinge: Menschen rasch und unkompliziert zu helfen, wenn sie in Not geraten. Menschen schnellstmöglich ins Erwerbsleben zu bringen. Das ist der beste Weg, ihnen dauerhaft zu ermöglichen, ihr eigenes Leben selbstständig zu organisieren. Mit dem College 25+ haben wir in Wien gemeinsam mit dem Jugendcollege einzigartige Angebote geschaffen, die alles unter einem Dach vereinen. So organisieren wir das Zusammenleben in Wien, in dem alle etwas beitragen.“
, so Sozialstadtrat Peter Hacker.
Das College 25+ zielt mit einem ganzheitlichen Konzept darauf ab, die Teilnehmer*innen bedarfsgerecht an einem Ort mit Angeboten zu versorgen. Alle Angebote finden in den Räumlichkeiten der alten WU (9., Augasse 2-6) statt.
„Als Menschenrechtsbezirk und „Sicherer Hafen“ ist es für uns als Bezirk selbstverständlich, geflüchteten Menschen die Möglichkeit zu geben, in Wien und in einem neuen Lebensumfeld anzukommen. Unabhängig davon, woher sie kommen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es für ein selbstbestimmtes Leben in Würde mehr braucht als Schutz. Als Bezirksvorsteherin bin ich daher stolz, dass wir mit dem Projekt College 25+ genau das leisten – wir vermitteln Bildung, bieten Beratung an und bereiten auf eine zukünftige Arbeit vor. Danke an die Stadt und allen Einrichtungen, die hier Großes leisten. Klar ist, Herausforderungen können wir nur gemeinsam meistern.“
, betont Saya Ahmad, Bezirksvorsteherin am Alsergrund.
Im Vordergrund steht, den Teilnehmer*innen neue und vor allem nachhaltige Perspektiven zu geben. Nach rund neun Monaten sollen sie ihre Deutschkenntnisse verbessert haben und Bildungsnachweise erwerben, wie etwa ÖIF-Prüfungen oder Teilprüfungen des erwachsenengerechten Pflichtschulabschlusses (ePSA). Auch die Vermittlung in den Arbeitsmarkt oder weiterführende Bildungsangebote sind Ziele des Projekts. Je nach Bedarf kann die Teilnahmedauer verlängert werden.
Perspektiven für Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte
Das College 25+ wird von der MA40 – Soziales, Sozial- und Gesundheitsrecht, dem Fonds Soziales Wien (FSW) und dem Europäischen Sozialfonds (ESF+, waff) gefördert. Es richtet sich großteils an beim AMS Wien als arbeitslos vorgemerkte, asylberechtigte Personen und Personen mit subsidiärem Schutz. 10 Prozent der Plätze stehen Asylwerber*innen, die Leistungen der Wiener Grundversorgung beziehen und sich seit mindestens 3 Monaten im Asylverfahren befinden, zur Verfügung.
Die Zuweisung zu Informationsveranstaltungen erfolgt durch das AMS Wien oder für Asylwerbende über das Beratungszentrum Akompano. Nach persönlichem Clearing und Kompetenzchecks erhalten die Teilnehmer*innen einen Stundenplan. Dieser umfasst 26 Wochenstunden, die sich aus drei Modulen zusammensetzen:
- Bildung (VHS): Hier werden Deutschkurse inkl. ÖIF-Prüfung, Basisbildung und Teile des Pflichtschulabschlusses angeboten
- Beratung (Caritas Wien): In diesem Modul erhalten die Teilnehmenden sozialpädagogische Begleitung und Beratung
- Arbeit (Volkshilfe Wien): Hier stehen Berufsorientierung, Praxiserprobung und Vermittlungsbegleitung im Fokus
Ergänzend gibt es Angebote wie kostenlose Kinderbetreuung und Freizeitangebote.
Mehr als die Summe der Einzelteile
„Das College 25+ ist in seiner Art einzigartig, denn es verschränkt Erwachsenenbildung mit weiteren Maßnahmen, die gemeinsam ein wirkungsvolles Ganzes ergeben. Bildung und Sprachkenntnisse im Besonderen sind entscheidend, um aktiv am sozialen Miteinander und demokratischen Prozessen in einer Gesellschaft teilnehmen zu können. Im College 25+ geben wir den Teilnehmer*innen das Werkzeug in die Hand, um selbst die nächsten Schritte in ihrer persönlichen Entwicklung zu gehen.“
, ist Herbert Schweiger, Geschäftsführer der Wiener Volkshochschulen überzeugt.
16 der 26 Wochenstunden des Curriculums nehmen die von den Wiener Volkshochschulen durchgeführten Bildungsangebote ein. Sie umfassen Deutschkurse inkl. ÖIF-Prüfung auf den Niveaus A1 bis B2, Alphabetisierung, Basisbildung und die Möglichkeit, den Pflichtschulabschluss nachzuholen.
Ein Stück des Berufsweges gemeinsam gehen
Aller Anfang ist schwer. Das gilt auch bei der Jobsuche. Deswegen hilft die Volkshilfe Wien, Menschen seit mehr als 20 Jahren beim beruflichen Wiedereinstieg. Beginnend mit einer individuellen Berufsorientierung, die auf die Stärken und Schwächen achtet, über eine von Trainer*innen unterstützte Praxiserprobung, bis zur Vermittlung an Unternehmen, werden die Kund*innen belgeitet.
„Wir freuen uns im Rahmen des College25+ unser Knowhow einzubringen und jungen Menschen dabei zu helfen, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.“
betont die Geschäftsführerin der Volkshilfe Wien, Tanja Wehsely.
„Im Rahmen unserer Volkshilfe TAV Betriebe, ermöglichen wir für langzeitarbeitslose Menschen, eine zweite Chance, um auf den ersten Arbeitsmarkt zurückzukehren.“
, skizziert die Stv. Geschäftsführerin und Leiterin des Geschäftsbereichs Arbeit und Beschäftigung, Daniela Sailer-Kimmel, den Ansatz der Volkshilfe Wien TAV (Training-Arbeit-Vermittlung) Betriebe, der im Rahmen von College25+ zur Anwendung kommt.
Begleitende Beratung zur Stärkung gesellschaftlicher Teilhabe
Um die Teilnehmer*innen individuell bei unterschiedlichen Herausforderungen gezielt unterstützen zu können, werden begleitend sozialpädagogische Beratungen angeboten. So soll auch die soziale und kulturelle Teilhabe der Teilnehmer*innen gefördert werden. „Lernen findet nie losgelöst von der Lebenssituation der Menschen statt. Alltägliche Herausforderungen und Sorgen können Lernerfolge erheblich beeinflussen.“
, so Caritasdirektor Alexander Bodmann.
Und weiter: „Die Beratungsmodule bieten Informationen und Hilfestellungen zu unterschiedlichen sozialpädagogischen und sozialarbeiterischen Themen und es wird gemeinsam nach Perspektiven und Lösungsansätzen gesucht. Die Teilnehmer*innen erhalten auch die Kompetenz, sich besser in den bürokratischen Strukturen und Angeboten der Stadt zurechtzufinden. Durch konstruktive Konfliktlösung möchten wir außerdem ein gutes Miteinander fördern – in den Lerngruppen und darüber hinaus.“
Neben den sozialpädagogischen Gruppen- und Einzelangeboten wird auch ein offener Lernraum durch das Caritas Bildungszentrum (CarBiz) angeboten, wo hauptamtliche und freiwillige Mitarbeiter*innen die Teilnehmer*innen bei Lernschwierigkeiten unterstützen. Durch den direkten Austausch in einem wertschätzenden Rahmen wird der soziale Anschluss der Menschen gefördert.
Das Zusammenwirken von Bildung, Beratung und Arbeitserprobung schafft Perspektiven, erleichtert durch das One-Stop-Shop-Prinzip die Angebotsannahme, unterstützt geflüchtete Erwachsene dabei, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und macht so College 25+ zu einem echten Plus in der Bildungslandschaft.
Die Projektkosten belaufen sich bis Ende 2025 bei rund 9,7 Millionen Euro. 60 Prozent dieser Mittel stammen von der Stadt Wien (Magistratsabteilung 40 – Soziales, Sozial- und Gesundheitsrecht) und vom Fonds Soziales Wien (FSW). Die restlichen 40 Prozent stammen aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds Plus (ESF+), die vom Wiener ArbeitnehmerInnenförderungsfonds (WAFF) als zwischengeschaltete Stelle verwaltet werden. Die Teilnehmer*innen erhalten vom AMS eine Beihilfe zur Deckung des Lebensunterhaltes in Höhe von rund 30 Euro pro Tag.
Weitere Informationen und Anmeldung unter: www.college25plus.at
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