Politik schweigt, während tausende Kühe spurlos verschwinden – Missstände bei Rinderexporten nach Algerien aufgedeckt | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

Politik schweigt, während tausende Kühe spurlos verschwinden – Missstände bei Rinderexporten nach Algerien aufgedeckt

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The Marker hat ein Recherche-Projekt ins Leben, um fragwürdige Handelspraktiken und fehlende Kontrollen aufzuzeigen. Obwohl von Seiten der Landwirtschaft behauptet wird, die Exporte von trächtigen Rindern nach Algerien dienten dem Aufbau von Milchkuh-Populationen, zeigen Statistiken ein gegenteiliges Bild – der Bestand geht zurück. Nachfragen an Rinderzuchtverbände, die Landwirtschaftskammer und das Landwirtschaftsministerium bleiben bis heute unbeantwortet.

Gesundheitsministerium gesteht völlige Intransparenz bei Rinderexporten ein

Bereits Anfang des Jahres deckte The Marker auf, dass tausende trächtige Kühe aus Österreich nach Algerien exportiert werden – ohne Nachweise über ihren Verbleib. Nun bestätigt auch das Gesundheitsministerium: Es gibt keinerlei Informationen darüber, was nach dem Export mit den Tieren geschieht. Nachkontrollen, ob die Tiere tatsächlich wie behauptet für den Aufbau von Milchkuh-Populationen genutzt werden, finden nicht statt. „Dem BMSGPK liegen keine Zahlen vor, wie viele dieser Tiere aktuell noch wo gehalten werden.“, heißt es in der offiziellen Antwort.

„Cowfinding“: 43 Kühe bereits auf interaktiver Karte dokumentiert

Um den Verbleib der rund 60.000 verschwundenen Kühe und ihrer Kälber aufzudecken, hat The Marker das Projekt „Cowfinding“ ins Leben gerufen. Bisher hat das Team 43 Kühe dokumentiert, die auf einer interaktiven Karte auf der Website verzeichnet sind. Gespräche mit Bauern, Händlern und Schlachthofmitarbeitern vor Ort in Algerien offenbaren ein System, das kaum oder gar nicht kontrolliert wird.

Dubiose Online-Verkäufe – Hunderte österreichische Kühe auf Social Media gehandelt

Die Recherchen zeigen, dass die Kühe nach ihrer Ankunft in Algerien unter anderem auf lokalen Viehmärkten weiterverkauft werden – oft, ohne dass ihr Verbleib dokumentiert wird. So wurde auch eine österreichische Kuh mit Kalb auf einem Viehmarkt in der Wüste Sahara entdeckt.

Gleichzeitig hat sich Social Media, insbesondere Plattformen wie Facebook und TikTok, zu einem großen, unregulierten Markt für den Handel mit österreichischen Rindern entwickelt. Jeder kann dort eine Kuh kaufen, unabhängig von seinem Hintergrund oder Zweck, und es bleibt völlig unklar, wer die Tiere letztlich erwirbt oder was mit ihnen geschieht.

Ein Händler, den The Marker telefonisch erreichte, gab an, eine kranke österreichische Kuh, die nicht mehr gehen konnte, lebend auf einem Pickup in einen Zoo transportiert zu haben – dort endete sie seinen Angaben nach als Futter für Raubtiere. Solche Praktiken wären in Österreich illegal, da sie klar gegen Tierschutzgesetze verstoßen.

Dass österreichische Rinder in sozialen Medien wie Handelsware angeboten und über teils dubiose Kanäle weiterverkauft werden, zeigt eklatante Lücken in der Kontrolle dieser Exporte. Mit unserem Projekt Cowfinding wollen wir die Grundlage schaffen, um diese intransparenten Praktiken offenzulegen und die Basis für künftige Maßnahmen zur Veränderung zu legen.

Totschnig und Moosbrugger verweigern Stellungnahme zu umstrittenen Rinderexporten

Weder die Rinderzuchtverbände noch die Landwirtschaftskammer oder das Landwirtschaftsministerium beantworteten eine schriftliche Anfrage von The Marker. Bei der Eröffnung der Landwirtschaftsmesse in Wels vergangenen Donnerstag lehnten sowohl Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig als auch Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger, beide ÖVP, eine Stellungnahme ab.

Das Schweigen von Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig und Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger zeigt für uns, dass die ÖVP an diesen intransparenten Exportpraktiken festhalten will, ohne sich der öffentlichen Kritik zu stellen. Offenbar stehen wirtschaftliche Interessen hier im Vordergrund.

Crowdfunding für das Projekt „Cowfinding“

Um diese wichtigen Recherchen fortsetzen zu können, setzt The Marker auf die Unterstützung der Bevölkerung. Als gemeinnützige Organisation ist The Marker vollständig spendenfinanziert. Über Crowdfunding können Bürgerinnen und Bürger das Projekt „Cowfinding“ unterstützen und so zur Aufklärung der Missstände beitragen.

Weitere Informationen und die interaktive Karte der dokumentierten Tiere finden Sie auf der Website von The Marker.

Foto- und Videomaterial

Zur honorarfreien Verwendung im Zuge der Berichterstattung mit Copyright-Hinweis „themarker.org“.

Fotomaterial “Cowfinding” und Totschnig, Moosbrugger auf Messe Wels | Fotomaterial Recherche Rinderexporte Algerien | Kampagnen-Video “Cowfinding”

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