Samariterbund lud zu Veranstaltung über Hass, Hetze und Fake News im Netz
Im Vorfeld der Nationalratswahl fand eine zweitägige Veranstaltung des Samariterbund Wiens im Internetcafé ZwischenSchritt statt, das vom Fonds Sozialen Wien (FSW) gefördert wird. Im Fokus stand die zunehmende Verbreitung von Hass, Hetze und Desinformation im digitalen Raum. Sie bot unter dem Titel „Hass, Hetze und Desinformation ー Auswirkungen auf dich, die Gesellschaft, Medien und Demokratie“ ein vielseitiges Programm, zahlreiche Expert:innen setzten dabei an zwei Abenden Impulse in Vorträgen sowie Podiumsdiskussionen.
Oliver Löhlein, Geschäftsführer des Samariterbund Wiens, machte zunächst deutlich, worum es geht: „Hass und Hetze im Netz sind nicht nur eine Bedrohung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, sondern auch für jedes einzelne Opfer. Einem Hasskommentar ausgesetzt zu sein, kann schwerwiegende Folgen haben, bis hin zu Depression und Suizid. Dieses Thema ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, ist uns als Hilfsorganisation ein besonderes Anliegen.“
Opfer oft in emotionaler Ausnahmesituation
Fiorentina Azizi-Hacker, Leiterin der Beratungsstelle #GegenHassimNetz, führte weiter aus: „Hasskommentare treffen vor allem marginalisierte Bevölkerungsgruppen. Personen, die im Internet mit Hass konfrontiert sind, befinden sich oft in einer emotionalen Ausnahmesituation. Die ZARA-Beratungsstelle legt deshalb großen Wert darauf, Betroffene umfangreich zu begleiten ー durch juristische Hilfestellungen, aber auch intensive psychosoziale Betreuung.“
Lina Paulitsch, Redakteurin bei der Wochenzeitung Falter, unterstrich die Bedeutung solcher Angebote: „Journalist:innen begleitet Hass im Netz immer bei ihrer Arbeit. Umso wichtiger sind Stellen wie ZARA, an die man sich wenden und Rat einholen kann.“ Journalistin Laura Franz von ORF Report sprach sich für eine Enttabuisierung des Themas „Hass und Hetze“ aus und wünschte sich mehr Offenheit gerade von Prominenten. Es sollten viel mehr bekannte Persönlichkeiten über negative Erfahrungen mit Kommentaren auf Social Media berichten und somit anderen Opfern aufzeigen, dass diese mit ihren erniedrigenden Erfahrungen nicht alleine stünden.
Schon Teilen von Hate-Speech führt zu Schadenersatzpflicht
Julie Klein, Leiterin Marketing und Social Media beim Samariterbund Wien, verwies auf ein Urteil des ÖGH aus diesem Jahr, wonach bereits das bloße Teilen von Hasskommentaren eine Schadenersatzpflicht nach sich zieht – und zwar in voller Höhe: Die Täterin oder der Täter müssen als Einzelperson für das dem Opfer entstandene Leid komplett aufkommen, selbst wenn es noch eine Vielzahl weiterer Täter gibt.
In seinen Ausführungen betonte Prof. Dr. Fritz Hausjell, Präsident von Reporter ohne Grenzen Österreich, daneben die wachsende Bedrohung durch bewusste Falschmeldungen, die die Wahrnehmung von Wirklichkeiten beeinflussten. „Welche Kanäle und welche Medien vertrauenswürdig sind, ist für viele Menschen ー besonders denjenigen, die bereits vermehrt unbemerkt Opfer von Falschnachrichten geworden sind – schwer zu unterscheiden. Was bei der Einordnung hilft, ist die Stärkung des Wissens über die Unterschiedlichkeit der Medien durch Bildung und Medienberichterstattung. Zudem ist eine stärkere Richtigstellung von Fakes durch journalistische Medien im Sinne eines neuen Medienkonsument:innen-Schutzes hilfreich“, so Hausjell.
Dr. John Evers, Generalsekretär der Volkshochschulen Österreichs und Mitglied von wahlkabine.at, unterstrich die Bedeutung einer sachlichen politischen Debatte für die Stärkung der Demokratie und hob hervor, dass die Volkshochschulen als überparteiliche Institutionen zur Teilnahme an der Wahl aufrufen. „Wahlkabine.at bietet Orientierung und macht Lust auf Beteiligung. Ein wesentliches Kriterium für die Unterstützung dieses Instruments ist die Qualität: Ebenso wie die Angebote an den Volkshochschulen, arbeitet auch das Format wahlkabine.at rein wissenschaftsbasiert“, ergänzte er.
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