ÖVP will Familienpolitik aus dem vergangenen Jahrtausend
„Die Forderung der ÖVP, bei nicht erfüllten Bildungszielen die Schulpflicht bis zum 18. Lebensjahr zu verlängern, macht sprachlos“, zeigt sich Daniela Gruber-Pruner, Bundesgeschäftsführerin der Kinderfreunde, überrascht: „Ziel muss doch sein, alle Schulen so auszustatten, dass alle Schüler:innen am Ende der neunten Schulstufe zumindest die Grundkompetenzen beherrschen. Anstatt diese Qualität in die Bildungseinrichtungen zu bringen – mehr Personal, moderne Räumlichkeiten und ein entrümpelter Lehrplan – setzt die ÖVP auf ‚mehr vom selben‘, das offenbar nicht funktioniert.“
Gruber-Pruner weiter: „Die Arbeiterkammer hat mit der Schulfinanzierung nach dem Chancenindex ein Modell vorgelegt, mit dem Schulstandorten die notwenigen Mittel für ihre sozialen und gesellschaftlichen Herausforderungen bekommen sollen. Der ÖVP fällt nur ein, die Eltern für das Verhalten ihrer Kinder durch Kürzung von Sozial- und Transferleistungen zu bestrafen. Das würde einzig und allein Öl ins Feuer gießen“. Außerdem sollte das Augenmerk der Politik auf die Chancengleichheit im Bildungswesen gelegt werden. „Was wir brauchen ist eine gemeinsame Schule für alle Kinder, ohne sie im Alter von 10 Jahren zu trennen und ihre Bildungskarriere von den finanziellen und gesellschaftlichen Möglichkeiten der Eltern abhängig zu machen.“
Skeptisch ist Daniela Gruber-Pruner auch bei den Schulnoten: „Kanzler Nehammer hat in einem Satz den Begriff ‚Experten‘ erwähnt. Diese hätte die ÖVP jedenfalls in der Frage der Schulnoten, auf die sie beharrt, hören sollen – denn da sind praktisch alle Expert:innen dagegen.“ Das Selbstlob zum Ausbau der Kinderbetreuung kritisiert Gruber-Pruner: „Die Bundesregierung lobt sich hier für die Leistung der Bundeshauptstadt Wien, deren praktisch flächendeckendes Angebot die nationale Statistik verzerrt. In Oberösterreich sind lediglich 40 Prozent der Kinderbetreuungsplätze mit Vollzeitjobs vereinbar. Da braucht es noch deutlich mehr Mittel als die 4,5 Milliarden bis 2030 – und skurrile Vorschläge wie die ‚Großelternkarenz‘ bringen uns sicher nicht weiter.“
„Aber immerhin,“ schließt Gruber-Pruner, „hat die ÖVP die Bedeutung von Ganztages-Kinderbetreuung- und -Bildung erkannt. Leider um etwa 40 Jahre zu spät. Ohne die jahrzehntelange Blockadepolitik der ÖVP könne die ganztätige Kinderbetreuung in Österreich schon längst flächendeckend ausgebaut sein.“
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