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Rauchstopp: Schweden zeigt vor, wie es geht

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Anlässlich des Weltnichtrauchertages werden schnell Rufe nach weiteren Verboten laut. Bei genauerem Hinsehen allerdings haben die politisch Verantwortlichen noch immer keine erfolgversprechende Lösung gefunden, wie sie ihren Bürgerinnen und Bürgern helfen können, deren Zigarettenkonsum nachhaltig zu reduzieren bzw. im Optimalfall zu beenden.

Denn trotz aller Anstrengungen sinken die Raucherquoten in Österreich und vielen anderen EU-Staaten nur langsam. Jedoch sieht die EU in ihrem „Cancer Beating Plan“ vor, in Europa bis zum Jahr 2040 eine Raucherquote von maximal 5 Prozent zu erreichen. Im Gegensatz zu allen anderen EU-Ländern hat Schweden in den letzten 15 Jahren seine Raucherquote von 15 Prozent im Jahr 2008 schon heute auf 5,6 Prozent gesenkt und somit dieses Ziel so gut wie erreicht. 

Für Univ.-Doz. Dr. med. Ernest Groman, wissenschaftlicher Leiter des Nikotin Instituts Wien, liegt der Schlüssel für den Erfolg Schwedens bei der Eindämmung des Rauchens in den Strategien zur Risikoreduzierung (engl.: harm reduction). Diese zielen darauf ab, die Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern, indem deren Konsum von Tabakwaren und ihre Exposition gegenüber Tabakrauch beendet oder reduziert werden: „Harm reduction ist ein Konzept der modernen Medizin, welches die Abnahme der mit einem Suchtverhalten verbundenen Risiken und Gesundheitsgefährdungen zum Ziel hat. Aus eigener Erfahrung als wissenschaftlicher Leiter des Nikotin Instituts weiß ich, dass man bei rauchenden Patientinnen und Patienten mit Verboten alleine nicht weit kommt, sondern auch konkrete Lösungsvorschläge erwartet werden.

Durch die Umsetzung strenger Maßnahmen zur Eindämmung des Tabakgebrauchs wurde in Schweden der Konsum brennbarer Tabakwaren für die erwachsenen Rauchenden unattraktiver gemacht, während der Konsum weniger schädlicher, nicht brennbarer Formen von Tabak und Nikotin erleichtert wurde. Im Laufe der letzten fünf Jahrzehnte hat Schweden rauchlose und risikoärmere Alternativen zur Zigarette für die Bevölkerung in fortschreitender und systematischer Weise zugänglich, bezahlbar und annehmbar gemacht. Durch die Unterstützung dieser rauchlosen Optionen, wie etwa das nur in Schweden legale Snus oder Nikotinbeutel für den oralen Gebrauch sowie Tabakerhitzer und E-Zigaretten, hat dieser pragmatische, aufgeklärte Ansatz sensationelle Fortschritte im Bereich der öffentlichen Gesundheit hervorgebracht.

Aus Sicht von Univ.-Doz. Dr. med. Ernest Groman gibt es sowohl auf EU-Ebene als auch in Österreich eine Reihe unterschiedlicher Ideen, von denen einige rein politisch motiviert, andere wissenschaftlich fundiert sind: „Unbestritten ist, dass eine strikte Regulierung bei Zigaretten der richtige Weg ist. Aber es nützt Raucherinnen und Rauchern nichts, wenn einfach alle Regelungen für die Zigarette auch über alternative Nikotinprodukte gestülpt werden. Der schwedische Weg beweist dies seit vielen Jahren. Auch datengestützte Studien aus anderen Ländern zeigen, dass der Tobacco-Harm-Reduction-Ansatz eine Win-Win-Situation für alle sein könnte.“

Dabei verweist Univ.-Doz. Dr. med. Ernest Groman auf den jüngst in englischer Sprache veröffentlichten Expertenbeitrag seiner Kollegen Prof. Karl Fagerström, Dr. Anders Milton und Dr. Delon Human, welcher den Erfolg des schwedischen Harm-Reduction-Modells auf beeindruckende Weise bestätigt. Der im Original in englischer Sprache erstellte Bericht ist über dem unten angeführten Link abrufbar und wird vom Nikotin Institut in Kürze auch auf Deutsch veröffentlicht.

Betrachtet man Schweden als Fallstudie, so ist Folgendes anzunehmen: Wenn Raucherinnen und Raucher überall Zugang zu Alternativen hätten, die keinen Verbrennungsprozess erfordern, weniger schädlich als das Rauchen sind und dennoch ihr Bedürfnis nach Nikotin befriedigen, könnte dadurch ein wesentlicher Fortschritt auf dem Weg hin zu einer rauchfreien Gesellschaft, aber auch für die individuelle Gesundheit der Betroffenen erzielt werden. Die 'Swedish Experience' weist Schweden als eines der Länder mit den besten Gesundheitsdaten der EU aus", fasst Univ.-Doz. Dr. med. Ernest Groman abschließend zusammen. 

Univ.-Doz. Dr. med. Ernest Groman ist Arzt und Experte für Programme zur Rauch­entwöhnung. Als wissenschaftlicher Leiter des Nikotin Institutes Wien organisiert und führt er unter anderem seit mehr als 20 Jahren Rauchentwöhnungsprogramme durch.

Das Nikotin Institut Wien wurde 1998 gegründet und bietet Hilfestellungen für Rauchende, die die Abstinenz vom Zigarettenkonsum erreichen bzw. ihren Konsum langfristig reduzieren wollen. Im Zentrum steht dabei die Reduktion von tabakassoziierten Erkrankungen. Im Rahmen dieser Zielsetzung kommen dem Institut Aufgaben wie Diagnose, Therapie und Information der Öffentlichkeit und des Gesundheitssystems zu. Weltweit gibt es nur wenige vergleichbare Institutionen.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.nikotininstitut.at

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