FSJ-Trägerorganisationen und alle Freiwilligen brauchen Planungssicherheit!
„Das novellierte Freiwilligengesetz muss mit 1.9.2023 greifen und wir FSJ-Trägerorganisationen brauchen bis Anfang des Sommers Planungssicherheit.“
sagt Elisabeth Mӑrcuș, Geschäftsführerin des Vereins zur Förderung freiwilliger sozialer Dienste. Dieser Verein ermöglicht seit 55 Jahren jungen Menschen ein Freiwilliges Soziales Jahr und war 2012 wesentlich am Zustandekommen des Freiwilligengesetztes im Jahr 2012 beteiligt. „Wir begrüßen sowohl die Weiterentwicklung dieses Gesetzes generell als auch die dem Entwurf vorangegangene wissenschaftliche Aufarbeitung der bisherigen Erfahrungen mit dem Freiwilligen Sozialjahr.“ so Veronika Prüller-Jagenteufel, ehrenamtliche Vorsitzende des österreichweiten Vereins. Alle vorangegangenen Erhebungen haben sehr deutlich gezeigt, wie wertvoll die im FSJ gemachten Erfahrungen für die jungen Menschen sind und wie sehr hier die Basis für ein fruchtbares soziales Engagement zum Wohl unserer Gesellschaft gelegt wird. „75% unserer FSJ-Teilnehmer:innen entscheiden sich nach ihrem Sozialeinsatz für eine Ausbildung im Sozialbereich.“
so Mӑrcuș. „Ein entscheidender Mitgrund dafür ist unter anderem die gute pädagogische Begleitung, die der Verein derzeit für rund 600 junge Menschen pro Jahr organisiert.“ führt die Geschäftsführerin weiter aus. Die Kosten für diese im Gesetz verpflichtende Bildungsarbeit während des FSJ müssen derzeit fast zur Gänze den Einsatzstellen weiterverrechnet werden. Den FSJ-Teilnehmer:innen konnte bislang aufgrund fehlender Mittel auch nur ein sehr geringes Taschengeld weit unter der Geringfügigkeitsgrenze ausgezahlt werden. Die SORA-Evaluierung hat im Gleichklang mit den Erfahrungen der Trägerorganisationen bestätigt, dass viele FSJ-Teilnehmer:innen die finanzielle Unterstützung ihrer Familie benötigen, um sich ein FSJ leisten zu können. Erst im Entwurf zu einer Novelle des Freiwilligengesetzes, der bis heute zur Begutachtung stand, wurde eine staatliche Förderung der Taschengelder in Aussicht gestellt.
Förderung pro Kopf statt Deckelung der Gelder!
„Durch die Deckelung der Fördergelder und die derzeitige Kann-Formulierung im Gesetzesentwurf gibt es keine verlässliche Planungssicherheit für uns Träger-Organisationen. Diese ist nur durch eine fixe Förder-Zusage pro FSJ-Teilnehmer:in gegeben. Wir fordern daher: Das Taschengeld sollte für jede:n FSJ-Teilnehmer:in zu mindestens 50% der Geringfügigkeitsgrenze vom Bund gefördert werden. Jede:r FSJ-Teilnehmer:in muss dem Staat gleich viel wert sein.“ führt Prüller-Jagenteufel aus und Mӑrcuș ergänzt: „Noch ist unklar, wie die FSJ-/FUJ-Trägerorganisationen zu den Zuschüssen zum erhöhten FSJ-Taschengeld kommen. Keine Option ist es, Zuschüsse über Förderanträge zu organisieren, da es uns unmöglich wäre, das erhöhte Taschengeld für die FSJ-Teilnehmer:innen über Monate hinweg vorzustrecken. Das überstiege unsere finanziellen Möglichkeiten, gleichzeitig muss den Freiwilligen natürlich ab dem ersten Einsatzmonat das volle erhöhte Taschengeld ausbezahlt werden. Hierbei hoffen wir auf eine verlässlich gewährte, unkomplizierte, sachdienliche Lösung für die Abwicklung der Zuschüsse.“
Dass künftig ein höheres Taschengeld – bis zu 500 Euro pro Monat – an die Freiwilligen ausbezahlt werden soll und der Bund einen Teil dazu zuschießt, sieht der Verein als wichtigen Schritt in die richtige Richtung. „Im vorliegenden Gesetzesentwurf vermissen wir allerdings eine verlässliche finanzielle Absicherung des FSJ und eine klare Wachstumsperspektive. Wir wollen gerne noch viele junge Menschen für ein FSJ begeistern.“
so Prüller-Jagenteufel. Im Moment ist durch die gedeckelte Summe von 4,5 Millionen Euro kein Anstieg der FSJ-Teilnehmer:innen-Zahlen möglich. „Ein Anstieg der Freiwilligen sollte auch von politischer Seite angestrebt und ein gemeinsames Ziel aller Beteiligten darstellen. Konkret könnte das eine Verdoppelung der Zahl in den nächsten fünf Jahren sein. Der gesellschaftliche und nachhaltige Mehrwert wäre enorm.“ so Mӑrcuș.
KlimaTicket für die Freiwilligen als Zugpferd für noch mehr Interessierte
Der Verein begrüßt ausdrücklich, dass künftig Teilnehmer:innen am FSJ, FUJ und Gedenk- und Friedensdienst während ihres Freiwilligeneinsatzes Anspruchs auf das KlimaTicket Österreich haben. „Das sehen wir als Zugpferd für noch mehr Interesse für unser Freiwilligenangebot und wir schätzen die geplante unkomplizierte Abwicklung vonseiten des Klima-Ressorts“, so Prüller-Jagenteufel.
Es braucht den Netto-Wert im Gesetz!
Wenn auch die Freude groß ist, dass durch die Novellierung des Freiwilligengesetzes ein Meilenstein passiert, nämlich endlich finanzielle Zuschüsse für im Inland tätige junge Erwachsene zu bekommen, sieht der Verein einige Punkte im vorliegenden Entwurf kritisch.
Im Gesetzesentwurf ist noch nicht ausdrücklich festgehalten, dass es sich bei dem erhöhten Taschengeld um einen Netto-Betrag handeln muss. „Wird das nicht klar geregelt, blieben den Freiwilligen nur rund 430 Euro pro Monat und da fordern wir – gerade in Zeiten der immensen Teuerung und des massiven Mangels an Pflegepersonen – mehr.“ so Mӑrcuș.
Valorisierung notwendig und FSJ-Möglichkeit für Nicht-EU-Bürger:innen gewünscht!
Der Verein fordert zudem eine jährliche Valorisierung für alle im Gesetz genannten Fördergelder, zumindest entsprechend der Inflationsrate und bedauert, dass die Novelle bis dato nicht dazu genutzt worden ist, um die FSJ-Einsatzbereiche um die Bereiche Kunst, Kultur und Sport zu erweitern. „Interessierte Nachfragen dazu, erreichen uns regelmäßig.“, so Mӑrcuș. „Wir sehen hier noch eine große Chance, weitere Kreise von jungen Menschen für einen längerdauernden begleiteten Freiwilligeneinsatz zu gewinnen.“ und Prüller-Jagenteufel ergänzt „Weiters würden wir gerne auch in Österreich jungen Menschen aus Nicht-EU-Staaten ein Freiwilliges Sozialjahr ermöglichen. Wir bedauern, dass das derzeit hierzulande – anders als in Deutschland – nicht möglich ist und die Gesetzesnovelle dazu schweigt. Bislang müssen wir interessierte Menschen aus Drittstaaten immer an Deutschland weiterleiten, obwohl wir helfende Hände im Sozialbereich genauso dringend brauchen.“
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