„Jeder Zentimeter zählt“: „Am Schauplatz“-Reportage über den drohenden Tod des Neusiedler Sees | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

„Jeder Zentimeter zählt“: „Am Schauplatz“-Reportage über den drohenden Tod des Neusiedler Sees

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Wien (OTS) – Dass der Neusiedler See austrocknen könnte, war bislang eine Sorge für die Zukunft. Doch wenn sich über die warmen Monate kein Niederschlagswunder ereignet, dann könnte der See, wie wir ihn kennen, im Herbst nur mehr eine schöne Erinnerung sein. Noch nie seit Beginn der zeitgenössischen Messreihe war der Wasserpegel so gefährlich niedrig wie zur Stunde. Für jene, die vom See leben, ihn lieben oder ihm helfen wollen, hat ein Wettlauf gegen die Zeit begonnen. Es ist nicht nur ein großer Faktor, der Klimawandel, der das Gewässer bedroht. Es sind auch viele kleine Probleme, die angepackt werden können, um dem See zu helfen, denn: Jeder Zentimeter zählt! Alfred Schwarzenberger zeigt in seiner „Am Schauplatz“-Reportage „Jeder Zentimeter zählt – der drohende Tod des Neusiedler Sees“ am Donnerstag, dem 23. März 2023, um 21.05 Uhr in ORF 2 Menschen, die tief mit dem See verbunden sind und noch etwas bewegen wollen, bevor die Verdunstungsphase beginnt.

Der Nebel hängt tief über dem Schilfgürtel des Neusiedler Sees. Im Licht eines frühen Herbstmorgens fährt Alfred Schwarzenberger mit seinem Kamerateam und Berufsfischer Helmut Schwarz zu jenem Platz, an dem er im Frühjahr noch Fische gefangen hat. Der Pegel sei so niedrig, dass die Reuse aus dem Wasser stehen würde und somit gefangene Fische verenden, sagt Herr Schwarz. Er zweifelt an seiner Zukunft: „Ob ich im nächsten Jahr noch Fischer bin, das werden wir erst sehen.“

Zu 90 Prozent speist sich der Neusiedler See aus Regenfällen, doch die sind in den vergangenen zwölf Monaten zu gering ausgefallen. Vor einem Szenario wie an der Langen Lacke, einst ein Vogelparadies, das nun seit Jahren de facto trocken liegt, will Nationalparkdirektor Johannes Ehrenfeldner keine Angst haben. Angst sei ein schlechter Berater, sagt er, man müsse aber mit aller Kraft versuchen, den See mit Wasser zu versorgen und dabei mit Bedacht vorgehen. Seit mittlerweile Jahren wird kontrovers über eine mögliche Zuleitung von Wasser aus einem nahegelegenen Donau-Altarm in Ungarn diskutiert. Die Chefin des ungarischen Nationalparkzentrums zweifelt an dieser Lösung, vergleichsweise klares Flusswasser zuzuleiten. Fertö, so der ungarische Name des Neusiedler Sees, bedeute auf Deutsch mooriges, schlammiges Wasser. Und genau das solle der See auch sein, sagt sie.

Wenn der See über den Sommer hinweg weniger Wasser verliert, dann wäre das gut für seine Bilanz. Auf Basis dieser Überlegung hat der Podersdorfer Herbert Siegmund recherchiert und unzählige Studien durchgearbeitet. Er kommt gemeinsam mit dem erfahren Schilfschneider Erwin Sumalowitsch zum Schluss, dass der wuchernde Schilfgürtel zehn Zentimeter Pegel pro Sommer wegtrinkt. Es wäre wichtig hier einzugreifen, sagen die beiden. Doch dem stehen Umweltschutzgesetze entgegen.

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