Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 19. März 2023. Von PETER NINDLER. „Love, Peace und grüner Kaktus“.
Der neue grüne Landessprecher Gebi Mair hat auf der Landesversammlung die Stacheln seiner Kritiker deutlich gespürt.
Bei weniger als 70 Prozent für den neuen Landessprecher Gebi Mair lässt sich nichts mehr schönreden. Ein Halleluja wäre manchen Grünen zwar gerne über die Lippen gekommen, doch es blieb ihnen im Hals stecken. Zu unversöhnlich stehen sich seit der Spitzenkandidatenwahl im Vorjahr die Befürworter und Gegner des grünen Klubchefs Gebi Mair gegenüber. Das war bei der Landesversammlung in Telfs spürbar. Es knisterte. Zwar haben Mairs Kritiker mit ihm nicht auf offener Bühne verbal abgerechnet, sondern ihn einfach reihenweise gestrichen. Im Wissen, dass dies nicht nur den neuen „Parteichef“ schwächt, sondern die Tiroler Grünen insgesamt.
Im Landtag fristen sie seit der Wahl im September als fünftstärkste Kraft ein karges Dasein, die Liste Fritz hat die Ökopartei nicht nur sozialpolitisch überholt. Wenn FPÖ-Parteiobmann Markus Abwerzger vom „Selbstzerstörungs-Trip“ der Grünen spricht, so übertreibt er natürlich maßlos, doch Abwerzger trifft damit den Nerv in der öffentlichen Wahrnehmung. Die Grünen moralisieren öffentlich mit Geschlossenheit, Solidarität, „Love, Peace and Rock ’n’ Roll“, selbst gebärden sie sich hingegen rechthaberisch, selbstgefällig und unversöhnlich.
Warum ist niemand aufgestanden und hat gegen den als Egomanen gescholtenen Mair kandidiert? Wo haben sich all die grünen Moralapostel versteckt, die uns vornehmlich mit Verboten die Welt erklären, sich hinterrücks aber am liebsten als politische Heckenschützen betätigen? Mairs Leidensfähigkeit ist bewundernswert, die grüne Nabelschau offensichtlich noch nicht zu Ende. Wie die Grünen wieder Wahlen gewinnen wollen, haben sie sich bei der Landesversammlung jedoch nicht gefragt.
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