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Österreichs Zuckerrübenanbau in Gefahr

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Der Rübenbauernbund für NÖ und Wien, die Interessenvertretung der rund 3.800 Rübenbauern in den Bundesländern Niederösterreich und Wien und damit die größte der vier regionalen Rübenbauernorganisationen mit insgesamt 5.200 Rübenbauern, hielt heute seine jährliche Generalversammlung ab.

Die Versammlung stand unter äußerst schwierigen Vorzeichen für die kommende Anbausaison, denn die unlängst getroffene Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes (EuGH), ab sofort das Zuckerrübensaatgut nicht mehr mit Neonicotinoiden behandeln zu dürfen, stellt Österreich vor eine ernstzunehmende Bedrohung. Mehr als die Hälfte der Rübenanbaufläche des Einzugsgebietes Niederösterreich und Wien kämpft seit Jahren mit dem Rübenderbrüssler, der in kürzester Zeit ganze Zuckerrübenflächen kahlfressen kann. Die Neonicotinoide in der Saatgutbehandlung waren die einzige Möglichkeit, die Schädlingspopulation in Griff zu halten. Alternative Insektizide für die Flächenbehandlung gibt es kaum und diese haben nicht einmal ansatzweise eine vergleichbare Wirkung.

Zuckermarkt hat sich positiv entwickelt

Durch Wiederherstellung eines Marktgleichgewichtes zwischen Produktion und Verbrauch konnte sich der europäische Zuckermarkt nach den schwierigen Jahren der Vergangenheit wieder stabilisieren und brachte Rübenpreise für die Ernte 2022 von durchschnittlich € 65,00 pro Tonne Zuckerrüben. Damit verdoppelte sich der Rübenpreis im Vergleich zum Vorjahr. „Dass gerade jetzt die Entscheidung des generellen Verbots von Neonicotinoiden in der Saatgutbehandlung getroffen wurde, könnte zwei historische Werte hervorrufen. Einerseits erlebt die Zuckerrübe die höchsten Preise und andererseits besteht aber die Gefahr, dass in Österreich die geringste Anbaufläche in den letzten Jahrzehnten für die heurige Anbausaison zur Verfügung steht. Dadurch könnte erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg eine Unterversorgung Österreichs mit heimischem Zucker entstehen“, fasst Rübenbauernpräsident Ernst Karpfinger die kritische Situation zusammen.

Auslagerung von der Produktion nach Übersee kann nicht die Lösung sein

Während hierzulande die Produktion von gesunden und regionalen Grundnahrungsmitteln durch stetige Verbote von Pflanzenschutzmitteln immer mehr zurückgefahren werden muss, steigen die Importe aus Drittländern, hauptsächlich aus Übersee, immer mehr an. Die Zuckerimporte beispielsweise sind im vergangenen Jahr in der Europäischen Union massiv angestiegen.

Bei der Produktion von Zucker aus Übersee wird nicht darauf geachtet, wie die Produktionsbedingungen und -standards vor Ort sind. Die Europäische Union verlangt lediglich leicht erfüllbare Grenzwerte von Pflanzenschutzmitteln in den Importprodukten.

„Das ist unfair und wettbewerbsverzerrend! Während bei der europäischen Produktion Wirkstoffe erst gar nicht verwendet werden dürfen, werden bei Importen sogar Rückstände dieser Mittel toleriert“, kritisiert Rübenbauernpräsident Ernst Karpfinger diese heuchlerische Doppelmoral der Europäischen Kommission.

Durch ständig neue Freihandelsabkommen, wie aktuell das zu verhandelnde Mercosur-Abkommen, versucht die Europäische Kommission, die Produktionsrückgänge durch immer höhere Produktionsstandards in Europa durch Billigimporte von Produkten, die nicht annähernd die Umwelt- und Sozialstandards von Europa erfüllen, auszugleichen.

Die Europäische Kommission muss sich wieder für eine Landwirtschaftspolitik entscheiden, die die Versorgungssicherheit der europäischen Bevölkerung durch heimische, regionale Produktion sicherstellt. Die Hauptschuld für diese Fehlentwicklung tragen die Umwelt-NGOs, die mit fragwürdigen Studien und Behauptungen die Bevölkerung verunsichern und immer mehr Druck auf die Europäische Kommission ausüben.

„Wissenschaftliche Fakten und die Versorgungssicherheit der Bevölkerung müssen bei den europäischen Verantwortungsträgern die Basis für Entscheidungen werden, denn populistische, angstmachende Parolen werden die Bevölkerung künftig sicher nicht ernähren können“, warnt Karpfinger abschließend.

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