IV-Präs. Knill in ORF-„Pressestunde“: Raus aus dem Krisenmodus, Fokus auf Zukunftsfragen | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

IV-Präs. Knill in ORF-„Pressestunde“: Raus aus dem Krisenmodus, Fokus auf Zukunftsfragen

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„Für Österreichs Betriebe wird der sich zuspitzende Arbeits- und Fachkräftemangel zu einer zentralen Herausforderung. Der Arbeitsmarkt hat sich gedreht – wir haben derzeit die geringste Arbeitslosigkeit seit 2008 und gleichzeitig einen Rekord an offenen Stellen. Das wird das Leitthema der kommenden Jahre sein“, sagt der Präsident der Industriellenvereinigung (IV), Georg Knill, in der ORF-Pressestunde am Sonntag. „Was wir jetzt brauchen, ist eine ideologiebefreite und ehrliche Leistungsdebatte. Wir brauchen Anreize, um Menschen über das Pensionsantrittsalter hinaus in Beschäftigung zu halten und Überstunden sowie das Aufstocken von Teilzeit auf Vollzeit müssen finanziell wieder attraktiver werden“, betonte Knill.

Angesprochen auf die aktuelle Debatte um Teilzeitbeschäftigung stellt er klar: „Der destruktive Reflex des Nein-Sagens bringt uns in der aktuellen Debatte nicht weiter. Wir müssen offen und ehrlich eine umfassende Diskussion für einen modernen Arbeitsmarkt führen. Es geht nicht darum, Teilzeit zu benachteiligen, sondern darum, dass sich der Umstieg auf Vollzeit derzeit finanziell nicht auszahlt, die Betriebe aber jede helfende Hand brauchen. Übrigens waren 83 Prozent aller angebotenen Stellen des Vorjahres Vollzeitarbeitsplätze – die Betriebe legen hier ein breites Angebot“. Ein Knackpunkt für eine höhere Vollzeitquote sei auch die Verfügbarkeit von Kinderbetreuungsangeboten, die gleichzeitig auch ein wesentlicher Faktor für die Erwerbsbeteiligung von Frauen ist. „Wir können nicht auf die vielen gut ausgebildeten und qualifizierten Frauen verzichten“, sagt Knill. Investitionen in eine qualitativ hochwertige frühkindliche Bildung seien ein wesentlicher Faktor für den Wirtschaftsstandort – jeder hier investierte Euro in die frühkindliche Bildung kommt achtfach zurück.

Neben der Aktivierung von Potenzialen am heimischen Arbeitsmarkt, sei auch der qualifizierte Zuzug ein Baustein. Die Steigerung der Anzahl der Rot-Weiß-Rot-Karten im Vorjahr sieht Knill positiv und betont die Notwendigkeit von aktivem Standortmarketing in Ländern, wo es Arbeitskraftpotenziale für Österreich gibt.

Neben der angespannten Lage am Arbeitsmarkt beschäftigt die heimische Industrie weiterhin die Energiekrise und die Auswirkungen des Angriffs auf die Ukraine. In Hinblick auf den Füllstand der Gasspeicher in Österreich, mahnt Knill vor voreiligen Schlüssen: „Wir haben diesen ausklingenden Winter unter dem Gesichtspunkt der Versorgungssicherheit gut überstanden. Was den kommenden Winter 2023/24 betrifft, dürfen wir uns aber keinesfalls in Sicherheit wiegen“. Bis auf weiteres könne Österreich nicht vollständig auf russisches Gas verzichten. Ein Boykott russischen Gases hätte nach wie vor „fatale Konsequenzen“. Es sei von zentraler Bedeutung, sich jetzt auf die Diversifizierung der Energiequellen zu konzentrieren und die Fehler der Vergangenheit schnellstmöglich zu korrigieren. 

Rückblickend bewertet Knill die rasche Reaktion und die gesetzten Maßnahmen der Bundesregierung zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen des Krieges „grundsätzlich positiv“. „Die teils exorbitant gestiegenen Energiepreise waren und sind weiterhin eine Hypothek für den Industriestandort Österreich. Mit dem Energiekostenzuschuss ist es gelungen, die Effekte für die Betriebe zumindest abzufedern“, sagt Knill. Das Volumen der Wirtschaftshilfen sei – auch angesichts eines europäischen Subventionswettlaufs – hoch gewesen, aber notwendig. „Jetzt ist es wichtig, dass wir rasch aus dem Krisenmodus herauskommen und uns wieder Zukunftsfragen widmen. Wir müssen weg von der Vollkaskomentalität hin zu mehr Eigenverantwortung“, sagt Knill.

Auch in diesem Sinne arbeite die Industrie in Österreich Tag für Tag an der Energiewende und der grünen Transformation. Für die Betriebe sei diese Transformation nicht nur gelebte Verantwortung gegenüber Natur und Mensch, sondern schließlich auch betriebswirtschaftlich logisch und notwendig. In dieser Stärke liege auch ein Schlüssel bei internationalen Handelspartnerschaften, die jetzt dringend notwendig seien – „wir brauchen jetzt keinen Abgesang auf die Globalisierung“, so Knill und weiter: „Angesichts der aktuellen Herausforderungen in der europäischen Nachbarschaft und der geopolitischen Neuordnung in der Welt ist jetzt der richtige Zeitpunkt, neue Partnerschaften mit befreundeten Demokratien zu schließen. Hier liegt eine Chance, zwei Stärken der österreichischen Wirtschaft zu vereinen: Export und Green Tech ­– wir exportieren Klimaschutz“.

Eine dieser Chancen liege in der Mercosur-Region in Südamerika, wo ein Handelspakt mit Europa aktiv zum Schutz des Regenwaldes beitragen könne. „Die Chancen liegen zum Greifen nahe – packen wir sie nicht an, tut es jemand anderer. Die EU wäre jetzt der erste Handelspartner, der mit Mercosur-Staaten ein Wirtschaftsabkommen abschließt“, betont der IV-Präsident. „Wer heute laut „Nein“ schreit, darf sich morgen nicht wundern, wenn Europa weiter an Bedeutung und internationalem Anschluss verliert“. 

Der Erfolg Österreichs auf internationalen Märkten hänge eng mit dem Wohlstand des Landes zusammen und schaffe gut bezahlte und sichere Arbeitsplätze. Österreichische Unternehmen verkaufen mehr als ein Drittel der im Land hergestellten Waren im Ausland und jeder vierte Steuer-Euro hängt von der Exportwirtschaft ab. “Wenn es uns jetzt gelingt, uns auf unsere Stärken in Bildung, Innovation und Export zu konzentrieren, wir weiterhin alle gemeinsam anpacken und unsere Verantwortung gegenüber Umwelt und Gesellschaft ernst nehmen, bin ich zuversichtlich, dass wir in den wichtigen Zukunftsfragen die richtigen Lösungen finden werden und die richtigen Schritte setzen”, so Knill abschließend. 

TV-Tipp:
Die ORF-Pressestunde mit IV-Präsident Georg Knill zum Nachschauen finden Sie HIER

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